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Beitragserhöhungen: VW-Chef Diess schießt gegen den VDA


Mögliche Beitragserhöhungen
VW-Chef Diess legt sich mit Autoverband an


28.05.2021Lesedauer: 3 Min.
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Herbert Diess vor dem ID.3: Die ID-Reihe ist der Hoffnungsträger bei der Transformation zur E-Mobilität.Vergrößern des Bildes
Herbert Diess vor dem ID.3 (Archivbild): Die ID-Reihe ist der Hoffnungsträger bei der Transformation zur E-Mobilität. (Quelle: Kyodo News/imago-images-bilder)

Der größte Automobilverband VDA möchte die Beiträge erhöhen

Die Folgen der Corona-Krise spürt auch der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) – und will seine Mitglieder zur Kasse bitten. Die Rechnung hat der Verband dabei offensichtlich ohne den meinungsstarken VW-Chef Herbert Diess gemacht.

Er bremste die Pläne des Verbandes mit deutlichen Worten aus. Das berichtet der "Business Insider" und beruft sich auf eine geleakte E-Mail.

Größte Einnahmequelle des VDA brach durch Corona weg

Bisher finanzieren die VDA-Mitglieder, unter denen unter anderem die großen Autobauer wie Volkswagen , Daimler oder BMW sind, etwa ein Viertel des Verbandsetats.

Die Haupteinnahmequelle des VDA ist dagegen die Ausrichtung der Messe IAA – der Internationalen Automobil-Ausstellung. Doch in der Pandemie war das Messewesen größtenteils zum Erliegen gekommen. 2020 fiel die IAA aus, die nächste ist erst 2022 geplant.

Bis dahin braucht der wichtige Lobbyverband der Automobilbranche aber weiterhin finanzielle Mittel und dachte dabei laut "Business Insider" an eine höhere Belastung seiner Mitglieder – schließlich habe der Verband die Beiträge seit 15 Jahren nicht erhöht.

Daraufhin äußerte sich VW-CEO Herbert Diess in einer E-Mail laut "Business Insider" an VDA-Präsidentin Hildegard Müller scharf. "Unsere Industrie befindet sich in einer historisch außergewöhnlichen und sehr herausfordernden Situation", so Diess und verwies auf den Halbleitermangel und die Herausforderungen durch die Transformation zur E-Mobilität und der Digitalisierung.

Stecken inhaltliche Differenzen hinter der Diskussion?

Der Verband solle zuerst seine eigenen Kosten überdenken und bei seinen Ausgaben nach Einsparpotenzial suchen, bevor man über die Erhöhung der Einnahmen diskutiere, schreibt Diess laut "Business Insider" weiter.

Dabei wären die Kosten durchaus tragbar für den größten deutschen Autobauer. Zwar hätten sich die Beiträge von rund 650.000 Euro auf knapp 2 Millionen Euro erhöht, aber selbst im Pandemiejahr 2020 hat Volkswagen einen Gewinn von 8,8 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Geht es Volkswagen womöglich eher um die politische Ausrichtung des großen Automobilverbandes? Erst im Mai hatte dieser sich sowohl hinter die E-Mobilität als auch hinter Wasserstoff als nachhaltiges Antriebsmittel gestellt.

Diess hält nichts vom Wasserstoff-Antrieb

"Der VDA ist der Meinungsspiegel seiner Mitglieder und die deutsche Automobilindustrie hat die Elektromobilität lange nicht ernst genommen", sagt Tobias Seige, Partner und E-Mobilitäts-Experte bei der Investmentbanking-Beratungsgesellschaft Cowen, t-online.

VW dagegen fokussiert sich sehr auf die E-Mobilität – besonders Herbert Diess verknüpft das Bild von VW in Sozialen Netzwerken häufig mit dem Wandel zum Stromer. Von Wasserstoff als alternativen Antrieb hält der VW-Chef dagegen wenig.

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Angespanntes Verhältnis zwischen VDA und VW

Schon in der Vergangenheit war das Verhältnis zwischen VW und dem VDA nicht immer einfach, sagt Seige. "Diess hat als Erster den VW-Konzern konsequent auf E-Mobilität und Software ausgerichtet. Das führte vor Jahren bereits zu Spannungen im VDA", sagt der Experte: Denn viele im VDA hätten weiter von der Lebensverlängerung des Verbrenners geträumt.

Die aktuellen Meinungsunterschiede zwischen dem VDA und VW seien sicher auch eine Prinzipiendiskussion. "In Zeiten, in denen die Hersteller einen gigantischen Transformationsprozess stemmen müssen, passen Beitragserhöhungen um das Dreifache nicht in die Welt und stoßen auf Widerstand", erklärt Seige.

VW-Chef gibt sich versöhnlich

Diess selbst widerspricht gegenüber der Automobilwoche den Vorwürfen, den VDA mit den Diskussionen um Beitragszahlungen unter Druck setzen zu wollen. "Der VDA ist eine wichtige Stimme der deutschen Autoindustrie in Politik und Öffentlichkeit", sagt Diess und lobt die Arbeit der VDA-Präsidentin Müller.

Die vorgeschlagenen Beitragserhöhungen ließ der Vorstand, dem neben den Chefs der anderen großen Autobauer und Zulieferer auch VW-Chef Diess angehört, dennoch durchfallen. Aktuell werde sich laut Verband um eine neue Lösung bemüht.

VW-Chef bewies schon häufiger seine Durchsetzungskraft

Die Diskussion dürfte also andauern: Bei Volkswagens Transformation zur E-Mobilität bewies Diess bereits, wie konsequent und kompromisslos er seinen Kurs durchsetzen kann.

Erst im vergangenen Jahr flammte in Wolfsburg ein Machtkampf bei der Besetzung mehrerer Vorstandsressort-Posten auf, besonders bezüglich der Nachfolge des Konzernfinanzvorstands Frank Witter.

Am Ende setzte sich Diess auch hier durch. Gegen den Widerstand des damaligen Betriebsratsvorsitzenden Bernd Osterloh schaffte es Diess, dass der Aufsichtsrat seinem Favoriten Arno Antlitz, zuvor Audi-Finanzchef, benannte.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • E-Mail-Austausch mit Tobias Seige
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