Erfolgreiche Studien Tablette gegen nächtliches Schlafleiden soll kommen
Millionen Menschen leiden an einem gefährlichen Schlafproblem: der obstruktiven Schlafapnoe. Zur Behandlung könnte bald eine einfache Tablette auf den Markt kommen.
Etwa vier Millionen Deutsche sind von der Erkrankung Schlafapnoe betroffen. Dabei handelt es sich nach Schätzungen um fünf Prozent der Männer und drei Prozent der Frauen. Andere Schätzungen sind sogar deutlich höher. Die Erkrankung kann lebensgefährlich werden. Die Standardbehandlung mit einer nächtlichen Atemmaske (CPAP) ist zwar wirksam, aber für viele unangenehm. Nun gibt es neue Hoffnung.
Das ist die obstruktive Schlafapnoe
Bei der obstruktiven Schlafapnoe erschlafft die Rachenmuskulatur im Schlaf. Die Atemwege blockieren, es kommt zu Atemaussetzern. Die Betroffenen schlafen unruhig und fühlen sich am Tag oft erschöpft. Langfristig steigt das Risiko für Herzkrankheiten, Schlaganfälle und Demenz. In Deutschland sind etwa fünf Prozent der Männer und drei Prozent der Frauen betroffen. Risikogruppen sind Menschen mit Übergewicht, Männer über 40, Menschen mit Bluthochdruck sowie Personen mit engem Rachenraum.
Bislang wurden die Patienten meist mit CPAP-Maske (Continuous Positive Airway Pressure, zu deutsch: kontinuierlicher positiver Atemwegsdruck) behandelt, die im Schlaf getragen werden soll. Sie hält die Atemwege durch einen leichten Überdruck frei, was Atemaussetzer verhindern kann.
Medikament zeigte deutliche Wirkung
Nun entwickelt ein US-Unternehmen ein Medikament gegen das nächtliche Leiden. Getestet wird eine Tablette namens AD109. Sie kombiniert zwei Wirkstoffe: Atomoxetin und Aroxybutynin.
Das sind die beiden Wirkstoffe
Atomoxetin erhöht die Konzentration von Noradrenalin im Gehirn, indem es dessen Abbau hemmt. Der Neurotransmitter gewährleistet, dass der Zungengrundmuskel auch im Schlaf aktiv bleibt und so die Atemwege offen hält. Aroxybutynin verhindert, dass das Nervensystem dem Muskel das Signal gibt, sich zu entspannen. Dadurch bleibt der Muskel ebenfalls angespannt und der Rachen offen.
An einer aktuellen Phase-III-Studie nahmen 660 Patienten teil, die die CPAP-Maske nicht nutzen konnten oder wollten. Die Teilnehmer erhielten entweder AD109 oder ein Placebo, jeweils abends vor dem Schlafen. Nach sechs Monaten zeigte sich: Die Zahl der nächtlichen Atemaussetzer sank in der Wirkstoffgruppe im Schnitt um 46,8 Prozent (in der Placebogruppe nur um 6,8 Prozent).
Bei 23 Prozent der Teilnehmenden fiel der Wert sogar unter die Grenze für eine klinisch unauffällige Schlafapnoe. Auch die Sauerstoffversorgung im Blut verbesserte sich. Die Wirkung zeigte sich unabhängig vom Körpergewicht (einem entscheidenden Risikofaktor für das Leiden).
Häufige Nebenwirkungen von AD109 waren laut früheren Studien Mundtrockenheit, Harnverhalt und Schlaflosigkeit. Ob das Medikament auch die Tagesmüdigkeit lindert oder langfristig vor Folgeerkrankungen schützt, ist noch unklar.
Zulassungsantrag Anfang 2026 geplant
"Statt 'CPAP für alle' erleben wir jetzt den Beginn einer präziseren Schlafmedizin. Dieses Medikament ist ein großer Schritt in diese Richtung", sagt Klar Yaggi von der Yale University im Fachmagazin "Science".
Die vollständigen Studiendaten sollen im Herbst vorgestellt werden. Eine zweite große Studie läuft bereits. Das Unternehmen Apnimed plant, Anfang 2026 einen Zulassungsantrag bei der US-Arzneimittelbehörde FDA einzureichen.
- science.org: "Sleep apnea pill shows striking success in large clinical trial" (Englisch)
- pharmazeutische-zeitung.de: "Tablette bei Schlafapnoe in Aussicht"
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.