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Schamhaare: Warum sie wichtig sind und wie Intimrasur die Haut belastet


Glatt, behaart, verfilzt
Warum Ihre Körperbehaarung mehr kann, als Sie denken

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

09.08.2025 - 08:00 UhrLesedauer: 4 Min.
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Zwischen Hygiene und Hautstress: Körperhaare besitzen wichtige Schutzfunktionen. (Quelle: helivideo/getty-images-bilder)
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Rasur, Waxing, Laser – der Intimbereich ist zur Arena der Selbstoptimierung geworden. Dabei hat das Haar dort nicht nur eine kulturelle, sondern auch eine ganz praktische Schutzfunktion, weiß unsere Kolumnistin Yael Adler.

In einer frühen Lebensphase sehnt man sie herbei, weil sie – zumindest äußerlich – Reife signalisieren, vor allem, wenn Gleichaltrige schon stolz damit punkten. Jahre später empfinden wir sie als störend, unästhetisch, und viele wollen sie lieber heute als morgen loswerden.

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Wozu Achsel- und Schamhaare eigentlich da sind

Dabei hat uns die Evolution Scham- und auch Achselbehaarung mitgegeben, damit diese die Sekrete unserer Duftdrüsen, sogenannte Pheromone, aufnehmen und eine "öffentlichkeitswirksame" Verdunstung bewirken. Der dabei entstehende, ganz individuelle Körpergeruch sollte nonverbale Botschaften, unter anderem Paarungsbereitschaft, aussenden.

Da wir diesen Duft, der Frauen und Männer provoziert, mittlerweile aus kulturellen Gründen unterdrücken, bleibt nur noch eine andere Funktion übrig: Wie ein Baumwollschlüpfer legt sich das Gelock unserer Schamhaare flauschig in unsere Körperfalten, als eine Art Polstermaterial, das verhindert, dass das Geschlecht direkt auf dem Schenkel aufliegt (oder die Arme in den Achseln direkt den Rumpf reiben), und es so zu "Feuchtbiotopen" kommt, in denen der Feuchtigkeitsstau wie bei einem Windelpopo schnell zum Wundwerden führt und sich Erreger und Geruchsbakterien breitmachen.

Unsere oberste Hautschicht, die Epidermis, ist wie eine Goretex-Membran: gut schützend, aber durchlässig für Feuchtigkeit – und die muss verdunsten können. Das dichte Schamhaar beschleunigt durch die Oberfläche der vielen Haare die Verdunstung, was Kühlung und Belüftung bewirkt.

Yael Adler
(Quelle: Markus Höhn)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der "Spiegel"-Bestsellerliste. Ihr neuestes Buch "Genial ernährt! – Klüger essen, entspannter genießen, besser leben" wurde gerade veröffentlicht.

Vom "Frisch rasiert"-Slogan zur Nacktheitspflicht

Seit ein paar Jahrzehnten stehen wir diesem zeitlich mit der Pubertät verlinkten Service unseres Körpers immer undankbarer gegenüber. "Frisch rasiert – gut gelaunt!" war in grauer Vorzeit ein Slogan für Männer, damals nur obenherum. Inzwischen gehört er zum geschlechtsübergreifenden Wissensschatz.

Behaarte Beine in der Frauensauna gehen gar nicht, also wird rasiert, gewachst oder gelasert. Nach diesem Kahlschlag springt der Wald auf unserer Intimregion noch deutlicher ins Auge und muss ebenfalls weg. Die so geschaffene freie Sicht wiederum offenbart nicht selten Handlungsbedarf bei der Verschönerung der individuellen Intim-Anatomie. Nicht wenige Frauen lassen sich dort per Laserbehandlung oder Chirurgie optimieren. Man kann sich die Klitoris und übrigens auch den vermeintlichen G-Punkt im Inneren der Vagina aufpolstern lassen, oder man legt durch Injektionen von Hyaluronsäure ein handfestes Schamlippenbekenntnis ab – am besten, wenn Letztere sich danach wohlgestaltet diskret durch die Leggings abzeichnen. Selbstoptimierung ist alles.

Wer das historische Zitat liebt oder bedenkt, dass der Vollbusch in vielen Kulturen noch heute als Zeichen für Kraft und Fruchtbarkeit gilt, lässt das Rasieren und ist zumindest vom Wartungsaufwand her auf der komfortableren Seite. Allerdings hat diese Bequemlichkeit ihren Preis. Sexuelle Aktivität der Art, die bei jeder Gelegenheit und wenig partnerwählerisch ausgelebt wird, lädt mitunter auch Filzläuse zum Verweilen ein.

Landing Strip: Das Bärtchen mit Pflegebedarf

Die zweite, häufig getragene Intimfrisur ist der sogenannte Landing Strip – ein länglicher Streifen, eine Art Bärtchen, das mir in meiner Praxis schon in den verschiedensten Ausprägungen und Breiten bis hin zur kraftvollen Irokesenschnitt-Optik vorgeführt wurde. Auch hier muss man immer dranbleiben, sonst wirkt’s schnell unordentlich.

Es deutet sich schon an, wird aber immer mehr zur anerkannten Kulturtatsache, dass auch Männer nicht nur obenherum rasiert sind. Natürlich ist die Industrie auch für sie mit individuellen Nass- oder Trockenrasierern zur Stelle. Betont wird auch hier der hygienische Effekt, manche Männer fühlen sich ausgerechnet nach der Haarentfernung selbstbewusster und empfinden Berührungen angeblich intensiver. Sportler schätzen die geringere Reibung in der Bewegung. Für viele Muslime gehört die Enthaarung zum kulturellen Baderitual.

Glatt, aber nicht ganz ungefährlich

Allerdings ist auch bei der Intimrasur Vorsicht geboten. Das betrifft nicht nur die Gefahr von Schnittverletzungen, wenn man selbst Hand anlegt. Die Enthaarung entzieht zwar Filzläusen und anderen ungebetenen Gästen das Quartier, die glatten Areale aber entwickeln nicht selten Eiterpickel und gewähren häufiger sexuell übertragenen Krankheitskeimen Einlass. Die Kosmetikindustrie operierte vor längerer Zeit mit dem Begriff der "Hautirritation": Durch die Rasur (damals wieder nur obenherum) "irritierten" die Männer ihre Gesichtshaut. Was in der Fernsehwerbung in der Nahaufnahme wie züngelnde Flammen getrickst war, musste unbedingt durch dieses oder jenes Aftershave desinfiziert und beruhigt werden.

Nicht ganz falsch: Die Rasur, in welcher Körperregion auch immer, schwächt unsere Hautbarriere aus Fetten und Hornschüppchen; so können beispielsweise die Viren von Feig- und Dellwarzen viel leichter in unsere Haut eindringen. Das hat auch mit den Substanzen zu tun, die beim Rasieren zur Anwendung kommen. Die sind oft basisch oder austrocknend und zerstören gerade im weiblichen Intimbereich den Säureschutz in Vagina und Vulva. Flugs können Fremdkeime aus dem eigenen Darm oder die Keime von Intimpartnern nicht mehr effektiv "weggeätzt" werden.

Überflüssig zu betonen, dass die Kosmetikindustrie neben Rasierern für jede Körperpartie längst unterstützende Waschsubstanzen, Cremes und Lotionen für jede Art der Haarspalterei anbietet.

Laser bringt Langzeitglätte – aber bitte mit Schutz

Neben der Rasur wird – besonders von professionellen Studios – mittlerweile auch das Intimwaxing empfohlen. Die vollständige Entfernung aller Haare im Intimbereich läuft nicht selten unter der Bezeichnung "Hollywood-Wax", da bleiben keine Wünsche offen. Man muss es allerdings mögen, vor allem, weil dabei Wachs oder auch eine Zuckerpaste (Sugar) auf die Schamhaare aufgetragen und mit einem Stoffstreifen oder einfach so abgezogen wird.

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Das Wachs, das an den Haaren haftet, zieht sie beim Abziehen mitsamt den Wurzeln heraus. Für den einen ist diese Prozedur, die an das plötzliche Abziehen eines Pflasters erinnert, gerade noch auszuhalten, andere aber empfinden den Schmerz als unerträglich. Profis arbeiten deshalb vor der Enthaarung auch mit Cremes oder kühlenden Gels, um die Haut leicht zu betäuben. Wichtig ist deshalb, sich vorher zu erkundigen, ob das angesteuerte Studio seriös ist, und dass die Hygiene vor, während und nach der Prozedur beachtet wird.

Wir Hautärzte lasern dauerhaft mit Profigeräten und erwischen dabei besonders effektiv dunkles Haar auf heller Haut, in Kosmetikstudios wird das mit IPL (Blitzlichtlampen) angeboten, wirkt jedoch schwächer als Laser. Beides erfordert Augenschutz, gute Geräte und erfahrene Behandler, damit es nicht zu Verbrennungen oder Narben kommt oder das Prozedere gar erfolglos bleibt.

Ob mit dichtem, gelichtetem oder ganz ohne (Scham-)Haar – gehen Sie ganz nach Ihrem Geschmack und kommen Sie gesund durch die Zeit!

Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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