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Trotz Corona: Schiffe fahren wieder – wie sicher sind Kreuzfahrten?


Corona-Risiko im Urlaub
Schiffe fahren wieder – wie sicher sind Kreuzfahrten?


Aktualisiert am 03.08.2020Lesedauer: 8 Min.
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Kreuzfahrtschiff Europa2 der Hapag-Lloyd Kreuzfahrten GmbH: Durch die Corona-Krise wurden Kreuzfahrten monatelang eingestellt, die Schiffe lagen in den Häfen.Vergrößern des Bildes
Kreuzfahrtschiff Europa2 der Hapag-Lloyd Kreuzfahrten GmbH: Durch die Corona-Krise wurden Kreuzfahrten monatelang eingestellt, die Schiffe lagen in den Häfen. (Quelle: Thomas Frey/imago-images-bilder)

Monatelang waren Grenzen geschlossen, an Kreuzfahrten war durch das besonders hohe Corona-Risiko nicht zu denken. Jetzt starten die Flotten wieder. Was erwartet Reisende an Bord?

Für die meisten europäischen Länder wurde die weltweite Reisewarnung aufgehoben, Urlaubsländer öffnen ihre Grenzen wieder für Touristen und auch Reiseanbieter werben mit Urlaubsangeboten.

Als besonders gefährlich galten bisher allerdings Kreuzfahrten: Viele Menschen kommen auf engem Raum zusammen, das Coronavirus findet nahezu optimale Bedingungen vor, um sich auszubreiten. Dennoch schicken die Kreuzfahrtanbieter ihre Flotten jetzt wieder auf ihre Routen. Bevor bei Aida Cruises im August die ersten Kreuzfahrtschiffe mit Touristen an Bord wieder auslaufen, wurden am 24. Juli insgesamt zehn Crew-Mitglieder positiv auf das Coronavirus getestet. Aida Cruises hat daraufhin ihren Neustart nach der Corona-Zwangspause kurzfristig verschoben.

Auch beim Mitbewerber Hurtigruten gab es einen Corona-Ausbruch auf dem Expeditionsschiff "Roald Amundsen". Nach dem Ausbruch bietet die norwegische Reederei vorerst keine Reisen mit ihren drei Expeditionsschiffen mehr an. Sowohl in Norwegen als auch außerhalb norwegischer Gewässer werden bis auf Weiteres alle Kreuzfahrten mit der "Roald Amundsen" sowie den Schiffen "Fridtjof Nansen" und "Spitsbergen" gestoppt, wie Hurtigruten mitteilte. Die Postschiff-Route entlang der norwegischen Küste wird demnach aber fortgesetzt.

Da kommt die Frage auf: Wie sicher sind Kreuzfahrten jetzt und können Sie sich an Bord schützen?

Wann starten Kreuzfahrten wieder?

Wann die Kreuzfahrtsaison wieder komplett starten kann, ist momentan davon abhängig, wann welche Grenzen wieder öffnen. Wichtig ist nicht nur die Aufhebung der weltweiten Reisewarnung, sondern auch die Erlaubnis der Zielländer für Kreuzfahrtschiffe, dort anzulegen. Dennoch, die ersten Kreuzfahrten finden schon jetzt wieder statt:

Hurtigruten

Hurtigruten fuhr bereits seit 16. Juni ab Bergen wieder auf den klassischen Postschiffrouten. Außerdem setzt das Unternehmen ihr neues Hybrid-Expeditionsschiff Fridtjof Nansen seit Juni für Reisen ab Hamburg wieder ein. Zwischen 26. Juni und 4. September 2020 nimmt das Schiff sechs Mal Kurs auf die norwegische Küste und ermöglicht deutschen Touristen so noch diesen Sommer eine Seereise zu den Fjordlandschaften.

Die Seereisen mit Hurtigruten ab Hamburg bieten beispielsweise die Umrundung des Nordkapps, Einfahrten in den Geiranger- und den Trollfjord, ebenso wie zur Inselgruppe der Lofoten.

Nach dem Corona-Ausbruch auf der "Roald Amundsen" Anfang August wurden die Expeditionsfahrten vorerst gestoppt.

Color Line

Karla Belser von Color Line antwortete im Juni auf Anfrage von t-online.de: "Unsere Schiffe, die zwischen Kiel und Oslo verkehren, sind von ihrem Standard und Unterhaltungsangebot wie Kreuzfahrtschiffe ausgestattet. Allerdings verkehren die Schiffe im Liniendienst mit täglicher Abfahrt sowohl ab Kiel als auch ab Oslo. Daher gibt es bei uns keine Saisonalität wie bei klassischen Kreuzfahrtanbietern, sondern unsere Kunden profitieren von einem ganzjährigen Angebot." Seit Mitte Juli verkehren die Schiffe bereits wieder zwischen Norwegen und Deutschland.

Tui Cruises

Die deutsche Kreuzfahrtgesellschaft Tui Cruises hingegen erklärte ebenfalls im Juni: "Infolge der aktuellen Situation haben wir alle Kreuzfahrten mit Abfahrttermin bis Ende Juli sowie unsere für dieses Jahr geplanten USA-Reisen abgesagt. Aktuell sind alle sieben Schiffe der Mein-Schiff-Flotte ohne Gäste in sogenannter 'Halteposition'". Der Konzern hoffe, noch im Sommer wieder Kreuzfahrten starten zu können. "Voraussetzung für die Wiederaufnahme des Betriebs sind die Aufhebung der Reisewarnung des Auswärtigen Amts, verfügbare Häfen sowie Lockerungen der Einreisebestimmungen in den Fahrtgebieten." Aufgrund der aktuellen Einreisebeschränkungen scheine außerdem ein Start ab deutschen Häfen mit Seetagen möglich – sofern die zuständigen Behörden zustimmen. Mittlerweile musste Tui Cruises eine der ersten für Ende Juli geplanten Kreuzfahrten bereits verschieben, weil die Crew-Mitglieder aufgrund der Corona-Situation nicht rechtzeitig an Bord des Schiffes waren.

Aida Cruises

Beim deutschen Konkurrenten Aida galt die Aufhebung der weltweiten Reisewarnung im Juni als positives Signal, das Zuversicht gebe, "dass, wenn auch unter neuen Bedingungen, Kreuzfahrten bald wieder möglich sein werden." Andererseits sei die Lage in vielen der weltweiten Destinationen weiterhin angespannt, weshalb die Entwicklungen kontinuierlich beobachtet werden. "Eine genaue Prognose, wann der internationale Tourismus wieder ohne Einschränkungen möglich ist, können wir aktuell nicht geben", so Kathrin Heitmann von Aida Cruises Ende Juni. Nachdem es mittlerweile erste Corona-Fälle bei der Besatzung gab, hat Aida Cruises seinen zunächst für Anfang August geplanten Neustart noch einmal verschoben.

Hapag-Lloyd Kreuzfahrten

"Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck an den Vorbereitungen für die Wiederaufnahme des Kreuzfahrtbetriebs und sind hier natürlich stark abhängig von gesetzlichen Rahmenbedingungen und Lockerungen der Reiseeinschränkungen", betont auch Negar Etminan von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten GmbH im Juni. Mittlerweile hat Hapag-Lloyd Cruises ebenfalls sein Programm wieder aufgenommen. Die ersten Schiffe starten mit 40-prozentiger Auslastung nach einem Zehn-Punkte-Plan.

Für September und Oktober sind so weitere Fahrten geplant. "Die gute Nachfrage zum Buchungsstart für die ersten Reisen bestärkt uns auf unserem Weg, kontrolliert und etappenweise unsere Flotte wieder aufs Meer zu navigieren", sagte Karl J. Pojer, Vorsitzender der Geschäftsführung von Hapag-Lloyd Cruises. "Für unser ausgewähltes Landausflugsangebot stimmen wir uns eng mit den Häfen ab. Wir freuen uns, dass die Zusammenarbeit und Resonanz mit Blick auf unsere kleinen Schiffe, überschaubare Passagierzahlen und unser ausführliches Präventions- und Hygienekonzept so positiv verläuft."

Arosa Flussschiff GmbH

Nach dem Restart der Douro-Kreuzfahrten am 17. Juni hat die Arosa Flussschiff GmbH mittlerweile auch die Fahrten auf dem Rhein und der Donau wieder aufgenommen. "Wir freuen uns, dass unsere Schiffe wieder auf den schönsten Flüssen Europas unterwegs sind. Natürlich waren wir sehr gespannt auf das Feedback unserer ersten Gäste, das erfreulicher Weise sehr positiv ausgefallen ist", sagte Geschäftsführer Jörg Eichler bereits Ende Juni.

Welche Routen sind besonders betroffen?

Kreuzfahrten auf dem Mittelmeer, an die skandinavischen Küsten oder durch die Karibik waren vor der Corona-Pandemie besonders beliebt. Auch wenn erste Routen jetzt wieder befahren werden können, liegen viele noch still oder sind durch Einreiseverbote nicht durchführbar. Hinzu kommt, dass die meisten Kreuzfahrten nur ohne Landgang stattfinden dürfen.

Diese Routen und Zielländer sind beispielsweise bis auf Weiteres nicht möglich:

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  • In Kanada sind Kreuzfahrtanläufe bis Ende Oktober noch nicht möglich.
  • In den USA gilt bis auf Weiteres ein Einreisestopp für Europäer.
  • Bei Tui Cruises sind beispielsweise alle Mittelmeer-Reisen bis Ende August 2020 sowie alle Reisen ins südliche Afrika im Winter 2020/21 abgesagt worden.
  • Reisen in die Karibik sind beispielsweise bei MSC bis Mitte September abgesagt.
  • Für Staaten außerhalb Europas gilt zudem weiterhin die Reisewarnung, so wird von Reisen nach Großbritannien, Irland und Malta abgeraten.

Mit welchen veränderten Bedingungen müssen Sie an Bord rechnen?

Wie in Hotels und anderen Unterkünften müssen Sie auch an Bord von Kreuzfahrtschiffen mit zusätzlichen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie rechnen, sofern Ihre Kreuzfahrt stattfinden kann. Grundsätzlich gelten strengere Hygiene- und Abstandsregelungen. Zusätzlich haben viele Hotels wie auch Schiffe weniger Kapazitäten als normalerweise.

Bei Hurtigruten wurden Hygiene- und Sicherheitsstandards ergänzt. Zur Kontrolle von Oberflächen wird UV-Licht verwendet. Regelmäßig werden mikrobiologische Proben entnommen und von einem Labor untersucht. Zusätzliche Essenszeiten in den Restaurants sowie ein erweiterter À-la-carte-Service sorgen für sichere Mahlzeiten. Für die Erleichterung der Abstandswahrung wurden Markierungen angebracht, die helfen sollen, den Sicherheitsabstand einzuhalten.

Auch Tui Cruises prüfte bereits im Juni "zusätzliche infektionspräventive Maßnahmen". Diese würden über die bereits jetzt bestehenden strengen Prozesse hinausgehen. "Das Passagier-Platz-Verhältnis ist an Bord der Mein-Schiff-Flotte sehr großzügig. Trotzdem werden wir, ähnlich wie Hotels an Land, nicht mit voller Auslastung starten", kündigte Tui Cruises an. "Darüber hinaus erarbeiten wir aktuell Anpassungen für Check-in-Prozesse sowie den Gästebetrieb an Bord."

Ähnlich hieß es im Juni von Color Line: "Wir haben unsere Abläufe an die nötigen Hygiene- und Abstandsregeln angepasst und nehmen beispielsweise weniger Passagiere an Bord." Auch alle denkbaren Szenarien hinsichtlich einer Wiederaufnahme der Kreuzfahrten bei Hapag-Lloyd beinhalten laut Negar Etminan "selbstverständlich auch die entsprechenden Sicherheits-, Präventions- und Hygienemaßnahmen".

Werden sich auch die Preise verändern?

Viele Touristen fragen sich, ob sie künftig mehr für Kreuzfahrtreisen zahlen müssen.

Karla Belser verneinte im Juni eine Veränderung der Preise bei Color Line. Die übrigen Kreuzfahrtanbieter haben dazu zunächst keine Einschätzung abgegeben.

Die Schiffe von Hurtigruten fahren aber beispielsweise aus Abstandsgründen mit höchstens halber Auslastung. Die Reise von Hamburg nach Norwegen wird bis September kostet ab 4.790 Euro.

Wie sicher kann eine Kreuzfahrt in Zeiten der Pandemie sein?

Zu Beginn der Corona-Krise gab es mehrere Virusausbrüche auf Kreuzfahrtschiffen. Hunderte Touristen mussten die Quarantäne auf dem Schiff verbringen, besonders in Erinnerung geblieben ist der Ausbruch auf der "Diamond Princess": Ende Februar infizierten sich rund 700 Menschen auf dem Schiff mit dem Coronavirus, sechs Menschen starben infolge der Infektion. Wie sicher kann eine Reise mit einem Kreuzfahrtschiff während der Pandemie sein?

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Das Auswärtige Amt rät in seiner Reisewarnung von der Teilnahme an Kreuzfahrten "aufgrund der besonderen Risiken" dringend ab. Ausgenommen sind Flusskreuzfahrten innerhalb der EU mit besonderen Hygienekonzepten. Auch das US-Gesundheitsministerium empfiehlt beispielsweise, Reisen auf Kreuzfahrtschiffen, einschließlich Flusskreuzfahrten, weltweit zu verschieben. Das Risiko für eine Covid-19-Erkrankung sei auf Kreuzfahrtschiffen besonders hoch. Insbesondere ältere Menschen und Menschen mit schwerwiegenden chronischen Erkrankungen wie Herzerkrankungen, Diabetes oder Lungenerkrankungen sollten das Reisen auf Kreuzfahrtschiffen, einschließlich Flusskreuzfahrten, aufgrund ihres erhöhten Risikos für schwere Krankheiten verschieben.

Wer dennoch eine Kreuzfahrt unternimmt, sollte sich danach 14 Tage in Selbstisolation begeben. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist darauf hin, dass sich an Bord viele Krankheiten, auch unabhängig vom Coronavirus, verbreiten können. Besonders ältere Menschen und Risikogruppen sollten sich daher informieren und schützen.

"Die Sicherheit unserer Gäste hat für uns oberste Priorität. Color Line hat unter den gegebenen neuen Anforderungen an Hygiene und Sicherheit ein Konzept erarbeitet, welches bereits erfolgreich im Einsatz ist", hieß es im Juni beispielsweise von Color Line.

Auch Hurtigruten stellt die Gesundheit und Sicherheit seiner Gäste und Crew an die erste Stelle. Und auch bei Tui Cruises habe die Sicherheit von Gästen und Crew jederzeit höchste Priorität. "Daher planen wir jeden einzelnen Schritt immer unter Berücksichtigung höchster Gesundheitsstandards. Dies ist die wesentliche Voraussetzung für eine schrittweise Rückkehr zum normalen Reiseprogramm", betonte Kathrin Heitmann von Tui Cruises ebenfalls bereits Ende Juni.

Was passiert, wenn es einen Corona-Ausbruch an Bord gibt?

Gibt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch einen Ausbruch an Bord, sind auch hier gezielte Strategien gefragt. Nach dem Fall der "Diamond Princess" wurde Kritik laut, die Quarantäne-Auflagen seien nicht ordnungsgemäß eingehalten worden, der Ausbruch deshalb so schwer gewesen.

"Unser Personal ist bestens auf solche Situationen vorbereitet. Infektionsfälle würden unmittelbar isoliert und Heimquarantäne angeordnet werden. Da wir im täglichen Liniendienst zwischen zwei Destinationen verkehren, ist ein Szenario vergleichbar mit der Diamond Princess ausgeschlossen", betonte Belser von Color Line im Juni.

Wie können Sie gebuchte Kreuzfahrten stornieren?

Da viele Kreuzfahrten vom Reiseanbieter abgesagt werden, werden die Reisen für Sie automatisch storniert. Sie erhalten dann beispielsweise wie bei MSC Kreuzfahrten einen Gutschein, den Sie für eine spätere Fahrt einsetzen können.

Tui Cruises bietet zudem beispielsweise eine kostenfreie Umbuchung bis fünf Tage vor Abreise für Reisen bis zum 31. Oktober. Auch viele andere Anbieter arbeiten mit kulanten Stornierungs- und Umbuchungsmöglichkeiten. Grundsätzlich gilt, dass allein die Angst vor einer Ansteckung nicht ausreichend ist, um eine kostenfreie Stornierung zu erwirken. Sie sollten sich aber in jedem Fall direkt bei Ihrem Reiseveranstalter informieren.

Wie sieht die Zukunft der Kreuzfahrt aus?

Vor der Corona-Pandemie wurden Kreuzfahrten immer beliebter bei Reisenden, jetzt steckt die Branche in einer schweren Krise. Trotzdem blicken einige Anbieter wie Tui Cruises positiv in die Zukunft.

"Trotz des derzeit ruhenden Kreuzfahrtbetriebs verzeichnen wir über das Gesamtjahr immer noch eine gute Auslastung. Viele Gäste der abgesagten Reisen entscheiden sich für eine Umbuchung, Gäste halten an bereits getätigten mittel-und langfristigen Buchungen fest und wir verzeichnen auch neue Buchungen", hieß es im Juni noch zuversichtlich von Tui Cruises.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Presseinformationen der Kreuzfahrtanbieter
  • Weltgesundheitsorganisation WHO
  • Auswärtiges Amt
  • US-Gesundheitsministerium
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