Militär meldet 17 Tote nach Angriff auf Odessa
Tag 128 seit Kriegsbeginn: In der Region Odessa soll es zehn Tote bei einem Raketenangriff gegeben haben. Scholz hält einen langen Krieg für möglich. Alle Infos im Newsblog.
Das Wichtigste im Überblick
Embed
Die Nacht im Überblick
6.48 Uhr: In Odessa sollen bei einem Raketenangriff 17 Menschen getötet worden sein. Die Ukraine gewinnt die Schlangeninsel zurück. Ein Überblick über die Nacht.
General: Russland nutzt veraltete Raketen
4.55 Uhr: Russland setzt nach Angaben des Brigadegenerals Oleksiy Gromov bei mehr als der Hälfte seiner Luftangriffe auf die Ukraine "ungenaue Raketen aus alten sowjetischen Beständen" ein, die Zahl der Angriffe habe sich verdoppelt. Wegen der veralteten Technik würde auch zunehmend zivile Infrastruktur getroffen.
Ukraine exportiert Strom nach Rumänien
3 Uhr: Die Ukraine hat mit der Stromübertragung nach Rumänien begonnen. "Dank der ukrainischen Elektrizität kann ein erheblicher Teil des russischen Gases, das die europäischen Verbraucher benötigen, ersetzt werden", sagt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij in seiner nächtlichen Videoansprache. Die Aufnahme der Stromübertragung nach Rumänien sei der Beginn eines Prozesses, der Europa helfen könnte, seine Abhängigkeit von russischen Brennstoffen zu verringern. Seit Mitte März hatte die Ukraine ihr Energienetz mit dem Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber synchronisiert.
Militär meldet Raketenangriff auf Odessa
2.10 Uhr: Nach Angaben eines ukrainischen Militärsprechers hat es in südukrainischen Region Odessa in der Nacht zum Freitag einen Raketenangriff gegeben. Flugzeuge aus Richtung des Schwarzen Meeres hätten zwei Flugkörper abgeschossen. Bei dem Angriff sei ein neunstöckiges Wohnhaus zerstört worden. Außerdem sei ein Freizeitzentrum bei einem weiteren Angriff getroffen worden. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden. Ersten Angaben zufolge soll es mindestens 17 Tote gegeben haben, darunter auch Kinder.
Scholz: Putin kann Krieg noch lange fortführen
2 Uhr: In einem Interview mit dem amerikanischen Sender CBS hat Bundeskanzler Olaf Scholz gesagt, dass Wladimir Putin den Krieg in der Ukraine lange geplant habe. "Ich denke, die Entscheidung, den Krieg zu führen, fiel ein Jahr, bevor er begann, oder möglicherweise früher", sagte Scholz. Weil er sich so gut vorbereitet habe, sei Wladimir Putin in der Lage, den Krieg "eine lange Zeit fortzuführen". Auf die Frage, ob Putin wegen der Sanktionen und der wirtschaftlichen Lage besorgt sei, antwortete Scholz: "Ich denke schon, dass er sich Sorgen macht. Aber er wird es nicht wirklich zugeben."
Man habe schon den Eindruck, dass die Maßnahmen den russischen Präsidenten schmerzen würden. Er verstehe durchaus die Konsequenzen, die die Sanktionen für seine Wirtschaft hätten. Auf die Aussage, dass Deutschland der Ukraine insgesamt so viele Hilfe geschickt habe, wie man pro Tag Russland für Energielieferungen überweise, sagte Scholz: "Er kann sich mit dem Geld von uns nichts kaufen, weil es alle diese Sanktionen gibt."
Selenskyj sieht russischen Rückzug von Schlangeninsel als Erfolg
1.40 Uhr: Der russische Rückzug von der Schlangeninsel gibt der Ukraine nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj eine bessere Position. "Die Schlangeninsel ist ein strategischer Punkt und das verändert erheblich die Situation im Schwarzen Meer", sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache in der Nacht zum Freitag. Die Handlungsfreiheit des russischen Militärs werde dadurch deutlich eingeschränkt, auch wenn dies noch keine Sicherheit garantiere.
Russland hatte die Schlangeninsel kurz nach dem Angriff auf die Ukraine am 24. Februar besetzt. Dass davor die wenigen ukrainischen Soldaten dem später gesunkenen russischen Kreuzer "Moskwa" in obszönen Worten empfahlen, sich zum Teufel zu scheren, machte das kleine Eiland berühmt und stärkte die Moral der Ukrainer. Damit ist die Rückeroberung der Insel für sie auch ein symbolischer Erfolg. Selenskyj sprach davon, dass man die russischen Truppen so vom gesamten ukrainischen Territorium verdrängen werde.
Ukraine: Kämpfe um Raffinerie westlich von Lyssytschansk
19.47 Uhr: Im ostukrainischen Gebiet Luhansk sind die regierungstreuen Truppen in Lyssytschansk nach eigenen Angaben akut von einer Einschließung bedroht. Die knapp sieben Kilometer westlich der Stadt gelegene Raffinerie sei umkämpft, teilte der Generalstab in Kiew am Donnerstag mit. Die im Süden stehenden russischen Truppen sind demnach nach Norden vorgerückt. Auch direkt an der westlichen und der südlichen Stadtgrenze werde bereits gekämpft. In russischen Medien wurde die Raffinerie bereits als komplett erobert dargestellt.
Im benachbarten Donezker Gebiet habe es russische Vorstöße bei Slowjansk und Bachmut gegeben, die zurückgeschlagen werden konnten, teilte der Generalstab mit. Entlang der gesamten Frontlinie würden ukrainische Stellungen kontinuierlich mit Artillerie beschossen und aus der Luft bombardiert. Artillerie sei von der russischen Armee auch in den Gebieten Charkiw, Saporischschja und Cherson eingesetzt worden. Derartige Angaben aus dem Kriegsgebiet lassen sich nur schwer oder meist gar nicht unabhängig überprüfen.
Russland bestellt den britischen Botschafter ein
18.54 Uhr: Die Regierung in Moskau bestellt den britischen Botschafter ein, um gegen die "offensive Rhetorik" gegenüber Russland zu protestieren. Das russische Außenministerium wirft Großbritannien vor, willkürlich falsche Angaben über die angebliche russische Drohung mit Atomwaffen zu verbreiten.
Lawrow: Neuer "Eiserner Vorhang" senkt sich
17.56 Uhr: Zwischen Russland und dem Westen senkt sich nach Einschätzung des russischen Außenministers Sergej Lawrow ein neuer "Eiserner Vorhang". "Was den Eisernen Vorhang angeht – er senkt sich bereits", sagte Lawrow am Donnerstag vor Journalisten in Minsk. "Dieser Prozess hat schon begonnen." Westliche Politiker sollten aufpassen, "dass sie sich nicht die Finger darin einklemmen".
Der Europäischen Union warf der russische Außenminister vor, "keinerlei Interesse" für Russlands Haltung zu zeigen. Die Entscheidungen der EU würden "von Washington diktiert". Die Beschlüsse beim Nato-Gipfel in Madrid zeigten, dass die USA "alle Staaten ihrem Willen unterwerfen wollen". "Der Eiserne Vorhang wird heute von den Westlern selbst errichtet", pflichtete der belarussische Außenminister Wladimir Makej bei dem Treffen in Minsk bei.
Steinmeier und Selenskyj haben telefoniert
17.53 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj haben am Donnerstag miteinander telefoniert. Nach Angaben einer Sprecherin hat Steinmeier Selenskyj dabei weitere Unterstützung zugesichert und ihm zum EU-Kandidatenstatus für sein Land gratuliert. Auch die Vorbereitung eines möglichen Besuchs in Kiew sei Thema gewesen.
Ukraine wirft Belarus "verdeckte Mobilisierung" vor
17.32 Uhr: Mehr als vier Monate nach Beginn des Ukraine-Kriegs werden in Belarus nach Berichten unabhängiger Medien verstärkt Einberufungsbescheide verschickt. Der ukrainische Generalstab sprach am Donnerstag von einer "verdeckten Mobilisierung". Die oppositionelle belarussische Onlinezeitung Zerkalo schrieb, seit Tagen hätten Leser aus dem Gebiet Gomel im Süden des Landes an der Grenze zur Ukraine berichtet, es seien vielfach Einberufungsbefehle verschickt worden.
Die Aufforderung, sich bei der Truppe zu melden, seien auch an Personen gegangen, die zuvor als wehruntauglich eingestuft worden seien, schrieb das Portal weiter. Gründe für die Anordnung seien nicht angegeben worden. Es sei aber mit Strafen gedroht worden, sollte die Vorladung ignoriert werden.