Newsblog zur Lage in Nahost Netanjahu schließt Tötung von Chamenei nicht aus

Für den israelischen Regierungschef ist auch das iranische Staatsoberhaupt ein potenzielles Ziel. Das Außenministerium will Deutsche ausfliegen lassen. Alle Entwicklungen im Newsblog.
Inhaltsverzeichnis
- Netanjahu: Tötung von Chamenei nicht ausgeschlossen
- Auswärtiges Amt organisiert Charterflug für Deutsche
- Israel greift offenbar iranisches Staatsfernsehen an
- USA verlegen offenbar große Zahl an Tankflugzeugen
- Iran soll gesprächsbereit sein – unter einer Bedingung
- Netanjahu fordert Bewohner Teherans auf, die Stadt zu verlassen
Montag, 16. Juni
Schiffe melden elektrische Störungen nahe Iran
Die Seehandelsaufsicht der britischen Marine (UKMTO) meldet elektrische Störungen von Schiffen im Persischen Golf und in der Straße von Hormus nahe dem Iran. Mehrere Berichte hätten die Aufsicht erreicht, heißt es in der kurzen Meldung. Es gebe erhebliche Auswirkungen auf die sogenannten automatischen Schiffsidentifizierungssysteme (AIS), mit denen über Funk Navigations- und Schiffsdaten ausgetauscht werden.
Die Behörde empfiehlt den Besatzungen, vorsichtig zu sein. Störungen sollen weiter der UKTMO gemeldet werden. Zu den Gründen der Störungen machte die Behörde keine Angabe.
Israel attackiert seit der Nacht zu Freitag den Iran. Der Iran reagiert mit Gegenangriffen auf Israel. Der Iran drohte in der Vergangenheit damit, die Straße von Hormus zu blockieren. Es handelt sich um eine wichtige Öltransportroute an der Südspitze des Landes. Die Passage ist weiter offen.
Netanjahu: Tötung von Chamenei nicht ausgeschlossen
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat nicht ausgeschlossen, dass Israel im Rahmen seines Militäreinsatzes auch das iranische Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei töten könnte. Israel tue "das, was wir tun müssen", sagte Netanjahu dem amerikanischen Nachrichtensender "ABC News". Der Regierungschef gehe zudem nicht davon aus, dass der Tod Chameneis den Konflikt weiter eskalieren würde: "Es wird den Konflikt nicht eskalieren lassen, es wird den Konflikt beenden."
Der israelische Regierungschef warf der iranischen Führung vor, dass sie ein halbes Jahrhundert lang den Nahen Osten "terrorisiert" habe. "Der Iran will einen ewigen Krieg, und sie bringen uns an den Rand eines Atomkriegs." Israel wolle dies verhindern. Das sei allerdings nur möglich, wenn man sich "den Mächten des Bösen" entgegenstelle.
Von einem Medienbericht, dass der Iran angeblich wieder bereit für Verhandlungen über sein Atomprogramm sei, zeigte sich Netanjahu unbeeindruckt und sprach von "Scheingesprächen". Der Iran wolle trotz Beteuerungen weiter sein Arsenal an ballistischen Raketen und Atomwaffen ausbauen. "Sie wollen weiterhin zwei existenzielle Bedrohungen für Israel schaffen, während sie verhandeln. Das wird nicht passieren.“
Auswärtiges Amt organisiert Charterflug für Deutsche
Das Auswärtige Amt organisiert einen Charterflug von der jordanischen Hauptstadt Amman aus, damit Deutsche in Israel ausfliegen können. Eine Ministeriumssprecherin sagte, dieser erste Sonderflug solle am Mittwoch starten. "Auf der Krisenvorsorgeliste Elefand registrierte Deutsche in Israel wurden über diese Möglichkeit und die Modalitäten informiert", sagte die Sprecherin weiter.
Zuvor hatte das Ministerium alle Deutschen in Israel, dem Iran und angrenzenden Staaten aufgefordert, sich in die Elefand-Liste einzutragen, die Sie hinter diesem Link finden. Damit können die deutschen Auslandsvertretungen im Notfall schnell Kontakt zu den Menschen aufzunehmen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte in Berlin, derzeit hätten sich knapp 4.000 Deutsche in Israel bei Elefand registriert, die Zahl steige. Im Iran seien knapp 1.000 Deutsche eingetragen. Konkrete Pläne für Evakuierungen gebe es derzeit nicht, man halte sich aber alle Optionen offen, sagte der Sprecher.
Seit Beginn der israelischen Militäroperationen berate der Krisenstab der Bundesregierung gemeinsamen mit den deutschen Auslandsvertretungen vor Ort ständig die aktuelle Lage, sagte die Sprecherin des Auswärtigen Amts weiter. Aufgrund der Sperrung des Luftraums sei eine Ausreise aus Israel per Flugzeug derzeit nicht möglich. Der Flughafen Amman und die Grenzübergänge nach Jordanien seien aber geöffnet. Allerdings erschwere die volatile Sicherheitslage derzeit eine Planung von Überlandfahrten. "Deshalb sind deutsche Staatsangehörige vor Ort aufgerufen, abhängig von ihrer individuellen Lage, verfügbaren Schutzräumen und den Anweisungen der lokalen Sicherheitsbehörden, in eigener Verantwortung diese Ausreisemöglichkeit auf dem Landweg für sich abzuwägen."
Bericht: Rakete schlug in größter Raffinerie Israels ein
Bei einem massiven iranischen Raketenangriff auf Israel ist einem Medienbericht zufolge auch eine wichtige Raffinerie in Haifa getroffen worden. Bei dem Angriff am Sonntag wurden nach Berichten vom selben Tag drei Menschen getötet. Nachdem die Zensur eine entsprechende Erlaubnis erteilt hat, durfte am Montag auch über den Einschlag in der größten Raffinerie des Landes informiert werden, wie das Nachrichtenportal ynet berichtete.
Wie groß der Schaden an der Bazan-Raffinerie ist, die einen Großteil der zivilen und militärischen Ölprodukte Israels produziert, war zunächst nicht genau bekannt. Auch Kerosin für Kampfflugzeuge wird dort hergestellt. Medienberichten zufolge verarbeitet die Raffinerie rund 200.000 Barrel Rohöl pro Tag, was in etwa 80 Prozent der gesamten israelischen Produktion entspricht.
Israel greift offenbar iranisches Staatsfernsehen an
Israel hat nach iranischen Angaben den Staatssender IRIB angegriffen. Das berichteten der Sender und weitere Staatsmedien. Diese in sozialen Medien verbreiteten Aufnahmen sollen zeigen, wie eine Sprecherin während einer Livesendung plötzlich das Studio verlässt. Dann sind laute Geräusche zu hören und es stürzen Trümmer von der Decke:
Zuvor hatte Israel die Einwohner von Teheran aufgerufen, die Stadt zu verlassen. Israels Verteidigungsminister Israel Katz hatte zudem angekündigt, den Staatssender anzugreifen. Die "Jerusalem Post" zitierte Katz mit den Worten: "Dieses Sprachrohr für Propaganda und Hetze wird verschwinden".
Über Opfer und Schäden hatte der Iran zunächst keine offiziellen Angaben gemacht. Das Hauptgebäude des staatlichen Rundfunks befindet sich in einem dicht bevölkerten Stadtteil im Norden Teherans, zu dessen Evakuierung Israel zuvor aufgerufen hatte. In der iranischen Hauptstadt waren nach dem Angriff Hupkonzerte zu hören. Die staatlichen Medien unterstehen der Regierung und verbreiten deren Propaganda.
Merz lehnt Putin als Vermittler ab
Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich gegen eine Vermittlerrolle des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Krieg zwischen Israel und dem Iran ausgesprochen. "Ich sehe persönlich nicht, dass der russische Staatspräsident in diesem Konflikt eine vermittelnde Rolle spielen könnte", sagte Merz vor dem Beginn des G7-Gipfels in Kanada. Putin sollte stattdessen seinen Krieg gegen die Ukraine beenden. "Wenn Putin diesen Krieg beendet, dann hat er an dem Schauplatz der Welt, der uns zurzeit mit am meisten beschwert, das Notwendige und das Richtige getan. Ich würde das sehr begrüßen."
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters und AFP