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G20: Donald Trumps seltsam freundlicher Gipfel


Trumps seltsam freundlicher Gipfel

Eine Analyse von Fabian Reinbold, Washington

02.12.2018Lesedauer: 4 Min.
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Angela Merkel, Donald Trump: G20-Gipfel ohne Trump-EklatVergrößern des Bildes
Angela Merkel, Donald Trump: G20-Gipfel ohne Trump-Eklat (Quelle: Pablo Martinez Monsivais/ap)

Donald Trump präsentiert sich auf dem G20-Gipfel unerwartet leise – und kommt mit vielem durch. Im Handelsstreit mit China legt er eine Waffenpause ein. Doch Schaden entsteht hinter den Kulissen.

Der G20-Gipfel bescherte Donald Trump als Präsident eine völlig neue Erfahrung: Er wurde ignoriert. Zumindest von seinem wichtigsten Publikum, dem heimischen Fernsehen. CNN und die anderen Fernsehsender, die sonst Trumps Gipfelmomente am Samstag minutiös abgebildet hätten, kannten nur noch ein anderes Thema: den Tod von George Bush.

Es war natürlich Zufall, dass der 41. Präsident der USA genau dann verstarb, als der 45. Präsident mit der Industriewelt feilschte, doch es passte allzu gut ins Bild.

Denn Donald Trumps große Gipfelshow in Buenos Aires wurde von Geschehnissen in der Heimat überschattet. Der Präsident verließ am Donnerstag ein Washington, das sich nur noch um Enthüllungen in der Russland-Affäre drehte. Er kehrt am Sonntag zurück in eine Stadt, die sich um Bush dreht.

In Buenos Aires verkniff sich Trump selbst jegliche Eskalation, auch wenn seine Positionen hinter den Kulissen die Verhandlungen erschwerten. Im Handelsstreit mit China legte der Mann, der monatelang zugespitzt hatte, nun eine Waffenpause ein. Der US-Präsident verhielt sich bemerkenswert zahm.

Kein Trump-Eklat

Der G20-Gipfel verlief also, was Trumps Auftritt angeht, ganz anders als das Vorjahrestreffen in Hamburg oder die G7- und Nato-Treffen im Sommer, bei denen Trump für mehrere Eklats sorgte. Den lieferte stattdessen ein Handschlag Wladimir Putins mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman.

In Buenos Aires verzichtete Trump auf Anraten seiner Mitarbeiter auf zwei Ereignisse, die zu turbulenten Szenen hätten führen können. Zunächst auf ein formelles Treffen mit Putin, dann auf seine eigentlich so geliebte internationale Pressekonferenz. Als Gründe wurden die Konfrontation auf der Krim und der Tod Bushs genannt.

Ein Plausch mit Putin, abseits der Journalisten

Doch bei beiden Erwägungen dürfte die Russland-Affäre eine große Rolle gespielt haben, auf die sich die Medienvertreter bei beiden Anlässen gestürzt hätten. Trump sprach mit Putin nur am Rande des Abendessens, außerhalb der Reichweite der Journalisten.

Seine anderen bilateralen Treffen verliefen – zumindest in den bislang öffentlich bekannten Momenten – für seine Verhältnisse unspektakulär oder anders formuliert: spektakulär freundlich.

Angela Merkel etwa lobte er vor der Presse über den Klee, die Kanzlerin sei von "jedermann hoch respektiert, auch von mir". Er reagierte überrascht, als sie ihm von der Rolle des verstorbenen Bush bei der deutschen Wiedervereinigung berichtete.

Doch bei allen Freundlichkeiten: Trumps radikale Absage an die multilaterale Zusammenarbeit raubt einem Format wie dem G20-Gipfel die Durchschlagskraft.

Extrawurst für Trump

Beim üblichen Gefeilsche um die Formulierungen konnten die Amerikaner verhindern, dass vor den Gefahren des Protektionismus gewarnt wurde. Trump zu Liebe stand dann auch Kritik an der von ihm als veraltet kritisierten Welthandelsorganisation (WTO) im Abschlussdokument. Merkels Leute kämpften dafür, dass die "regelbasierte internationale Ordnung" im Dokument bleibt, mit Erfolg.

Eine Extrawurst bekamen Trumps Amerikaner beim Kapitel zum Klimawandel, wo ihr Austritt aus dem Pariser Abkommen in einem eigenen Absatz erwähnt wird. Beim Thema Migration durfte man auch nicht zu konkret werden – Lösungen für zwei drängende Probleme scheinen hier nicht durch.

Der US-Präsident ließ sich bei den Arbeitssitzungen dazu gar nicht erst blicken, er wollte eine für ihn nachteilige Bilderschlacht wie im Juni beim G7-Gipfel vermeiden.

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Trump schien sich tatsächlich auf den wichtigsten Termin in Buenos Aires zu konzentrieren. Sein Arbeitsessen mit Xi Jinping und den beiden Delegationen am Samstag. Dort sollte der sich hochschaukelnde Handelskonflikt entschärft werden.

Und tatsächlich, nach zweieinhalb Stunden Gespräch bei argentinischem Steak mit Ziegenricotta und Datteln, wurde eine Art Waffenpause vereinbart.

Trump hatte zuvor Strafzölle von zehn Prozent auf chinesische Waren im Wert von 250 Milliarden Dollar erlassen – und gedroht, diese zum Jahresbeginn auf 25 Prozent hochzufahren. Diese erhebliche Aufstockung setzt der US-Präsident nun aus.

Die Vereinbarung mit China

Der Verzicht gilt laut Weißem Haus für 90 Tage. Bis dahin wollen Washington und Peking über eine ganze Reihe von Streitthemen Verständigungen erzielen: Es geht um Technologietransfer, Schutz geistigen Eigentums, Handelsbarrieren, Cyber-Diebstahl und Landwirtschaft. In all diesen Feldern drängt Trump seit Monaten auf Zugeständnisse. Das wird also nicht einfach.

Die Regierung in Peking habe immerhin zugesagt, eine "sehr substanzielle" Menge Agrarprodukte, Industriegüter, Energieträger und andere Produkte aus den USA einzuführen, um den Handelsüberschuss zu reduzieren, hieß es von US-Seite.

Gelöst ist damit noch gar nichts, ebenso wenig wie im Handelskonflikt mit Europa, den Trump mit ähnlicher Waffenpause im Sommer auf Eis gelegt hatte – und wo nun insbesondere die Deutschen versuchen, den US-Präsidenten davon abzubringen, Zölle auf importierte Autos zu verhängen.


Doch in Buenos Aires gab es vom US-Präsidenten bei alldem keine öffentliche Eskalation zu vermelden – in der Ära Trump kann der Gipfel damit schon als Erfolg gelten.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Bundesregierung: Vorläufige deutsche Übersetzung des G20-Abschlussdokumentes (PDF)
  • Weißes Haus: Statement zum Treffen von Trump und Xi (engl.)
  • Nachrichtenagentur Reuters
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