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Zweiter "Spionageballon" über Montana entdeckt – USA wollen ihn "entfernen"


USA: "Spionageballon" entfernen ist höchste Priorität

Von t-online, KS

Aktualisiert am 04.02.2023Lesedauer: 4 Min.
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Chinesische Spionage? Das Video zeigt den verdächtigen Ballon in den USA. (Quelle: Reuters)
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Ein chinesischer Ballon über dem US-Staat Montana verschärft die Spannungen zwischen den beiden Großmächten – ausgerechnet vor einem geplanten Besuch des US-Außenministers in Peking.

Die USA wollen den chinesischen Ballon, der über ihrem Hoheitsgebiet fliegt, offenbar möglichst schnell loswerden. Die höchste Priorität für die USA sei es nun, den Ballon aus ihrem Luftraum zu entfernen, sagte der amerikanische Außenminister Antony Blinken. Wie das geschehen solle, sagte er nicht. Vom Pentagon hatte es zuvor geheißen, man habe sich wegen der Gefahr durch herabfallende Trümmer bisher dagegen entschieden, den Ballon abzuschießen. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hatte in seinem eigenen sozialen Netzwerk "Truth Social" einen Abschuss gefordert.

US-Außenminister Antony Blinken hat Chinas Handlungen mit Blick auf den über den USA entdeckten Spionageballon als "unverantwortlich" und "inakzeptabel" bezeichnet. Das habe er auch gegenüber dem chinesischen Spitzendiplomaten Wang Yi in einem Telefonat zum Ausdruck gebracht, sagte Blinken am Freitag in Washington. Das Auftauchen des Ballons im US-Luftraum sei eine klare Verletzung der Souveränität der USA und ein eindeutiger Verstoß gegen internationales Recht.

Weiterer Ballon in Lateinamerika aufgetaucht

Das Pentagon hatte in der Nacht zum Samstag bekanntgegeben, dass es einen zweiten Ballon entdeckt habe. "Wir sehen Berichte über einen Ballon, der Lateinamerika durchquert. Wir gehen jetzt davon aus, dass es sich um einen weiteren chinesischen Überwachungsballon handelt", sagt Pentagon-Sprecher Pat Ryder in einer Erklärung, ohne den genauen Standort anzugeben. Die kanadische Regierung hatte am Freitag bereits über einen möglichen zweiten Ballon gesprochen.

Offenbar Grund für Absage für China-Besuch

Der mutmaßliche "Spionageballon" sorgt seit einigen Tagen in den USA für Aufsehen und könnte die Beziehungen zwischen den USA und China weiter verschlechtern. Womöglich ist er sogar der Grund dafür, dass US-Außenminister Antony Blinken seinen für Sonntag geplanten Besuch in Peking jetzt laut Medienberichten plötzlich verschiebt.

Das US-Militär hatte einen chinesischen Ballon über dem Norden der USA gesichtet und als "Spionageballon" bezeichnet. Er sei am Mittwoch über dem US-Bundesstaat Montana entdeckt worden, teilte das Pentagon, das amerikanische Verteidigungsministerium, am Donnerstag mit. Die Flugbahn des Ballons werde genau verfolgt. Er befinde sich noch immer über den Vereinigten Staaten, hieß es.

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China hatte zunächst vor voreiligen Schlüssen gewarnt und bestritten, einen Spionageballon in den Luftraum über den Vereinigten Staaten geschickt zu haben. Später sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Peking, dass es sich bei dem Ballon um ein "ziviles" Luftschiff für Forschungszwecke handele, das zu meteorologischen Fragen arbeite.

Weil seine Steuerungsfähigkeit eingeschränkt sei, hätten starke Westwinde es weit von seinem geplanten Kurs abgebracht. Der Sprecher fügte hinzu: "China bedauert den unerwarteten Eintritt in den Luftraum der USA durch höhere Gewalt." Die chinesische Regierung werde weiter mit den USA kommunizieren und angemessen mit dieser "unerwarteten Situation" umgehen.

"Wir akzeptieren keine grundlosen Spekulationen und Stimmungsmache", zitierte das Außenamt in Peking später den obersten Außenpolitiker Wang Yi aus seinem Telefongespräch mit Blinken.

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Aus den Reihen der Republikaner wurde eine härtere Gangart gegenüber Peking gefordert. Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, sprach von einer "dreisten Missachtung der US-Souveränität". Biden dürfe zu dieser "destabilisierenden Aktion" nicht schweigen.

Krieg sei nur die logische Folge

Der Vorfall wirft viele Fragen auf, zumal er sich kurz vor dem eigentlich für Sonntag geplanten China-Besuch von Antony Blinken ereignet. Es wäre die erste Visite eines US-Außenministers in Peking seit Oktober 2018 gewesen – einem US-Regierungsvertreter zufolge soll die Reise nun aber verschoben werden, wie mehrere amerikanische Zeitungen übereinstimmend berichten.

Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind seit Längerem sehr angespannt. Der Ballon nährte daher die Sorge, diese könnten sich weiter verschlechtern.

So ist in den vergangenen Monaten der Handelskrieg zwischen den USA und China wegen amerikanischer Exportkontrollen weiter eskaliert. China wirft den USA vor, seinen Aufstieg eindämmen zu wollen und einen neuen Kalten Krieg zu verfolgen. Außerdem beunruhigt die USA Chinas Rückendeckung für Russlands Angriffskrieg in der Ukraine. Und auch die chinesischen Ansprüche auf Taiwan sind ein permanentes Konfliktthema.

Die kommunistische Führung betrachtet die demokratische Inselrepublik als Teil Chinas und droht mit einer Eroberung. Taiwan hingegen sieht sich längst als unabhängig an. Die USA haben sich der Verteidigungsfähigkeit der Insel verpflichtet, liefern Waffen und lehnen wie die Bundesregierung jede gewaltsame Veränderung des Status quo als inakzeptabel ab. Pekings Außenamtssprecherin forderte die USA auch auf, sich aus dem Konflikt um Taiwan heraushalten.

Aufgrund all der Konfliktthemen sei laut Mike Minihan, Chef des Luftmobilitätskommandos, ein Krieg zwischen den USA und China nur die logische Folge. "Ich hoffe, ich liege falsch", hieß es in einem kürzlich veröffentlichten Memo.

Staat mit Silos für Atomwaffen

In dieser kritischen Lage taucht nun der Spionageballon auf. Wie Pentagonsprecher Pat Ryder zunächst mitteilte, werde der Ballon verfolgt und beobachtet. Es seien Maßnahmen ergriffen worden, um sensible Informationen zu schützen. Dazu seien auch F-22-Kampfjets eingesetzt worden.

Der Flugverkehr in Montanas größter Stadt Billings sei daher vorübergehend eingestellt worden, sagte Ryder. Man habe erwogen, den Ballon abzuschießen, sich dann aber dagegen entschieden, weil herabfallende Trümmer die Bevölkerung gefährden könnten, auch wenn Montana nur dünn besiedelt sei.

Es wurde vermutet, dass möglicherweise ausgerechnet dort spioniert wird, weil sich im Norden Montanas ein Stützpunkt der US-Luftwaffe befindet. Nach Angaben der US-amerikanischen Zeitung "Wall Street Journal" lagern dort 150 mit Atomsprengköpfen bestückte Interkontinentalraketen vom Typ Minuteman III.

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Solche sensiblen Standorte würden in der Regel abgeschirmt, berichtete die Zeitung unter Berufung auf einen hochrangigen Verteidigungsbeamten. Die Spionagesysteme des Ballons lieferten dennoch einen "begrenzten Mehrwert" im Vergleich zu Informationen, die China mit erdnahen Satelliten wie etwa Bildern aus dem Weltraum sammeln könnte.

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"Es wird empfohlen, den Ballon abzuschießen"

Bereits in der Vergangenheit soll es ähnliche Vorfälle gegeben haben, hieß es vom Pentagon. Doch diesmal halte sich der Ballon länger als sonst über den USA auf. Er stelle aber keine militärische Bedrohung oder Gefahr für Menschen am Boden dar. Auch für Flugzeuge sei er aufgrund seiner großen Flughöhe ungefährlich, hieß es. Die USA stünden mit China bezüglich des Vorfalls in Kontakt.

Der genaue Startpunkt des Ballons ist derzeit noch unklar. Er sei zuvor über der größtenteils zu Alaska gehörenden Inselgruppe der Aleuten und dann über dem nördlich von Montana angrenzenden Kanada gesichtet worden, berichteten US-Medien. Er bewege sich in Richtung Südosten und werde sich möglicherweise noch mehrere Tage über den USA befinden.

Verwendete Quellen
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