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US-Wahlkampf – Joe Biden sucht Frau: Wer soll Vizepräsidentin werden?


Wer wird Joe Bidens Vize?
Mann (77) sucht Frau (ab 35) fürs Weiße Haus


Aktualisiert am 06.07.2020Lesedauer: 5 Min.
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Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden: Welche Frau wählt er als Vizekandidatin?Vergrößern des Bildes
Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden: Welche Frau wählt er als Vizekandidatin? (Quelle: Mark Makela/reuters)

Joe Biden hat gute Chancen gegen Donald Trump, doch nun braucht er eine starke Vizekandidatin. Es gibt einige Favoritinnen und eine

Joe Biden gilt derzeit als Favorit für die US-Präsidentschaftswahl. Der Demokrat hat in den Umfragen vor allem davon profitiert, dass Donald Trump in der Dreifachkrise Coronavirus, Rezession und Rassismusprotest keine gute Figur abgibt. Biden selbst musste gar nicht viel tun.

Doch nun muss er aktiv eine heikle – und wohl folgenreiche – Entscheidung treffen: Mit wem an seiner Seite will er in den Wahlkampf und ins Weiße Haus einziehen? Klar ist nur eines: Es wird eine Frau. Biden hat das frühzeitig versprochen.

Die Wahl eines "running mate" war in der Geschichte der US-Präsidentschaftswahlen nicht immer wichtig. Oft zieht das Duell der Hauptbewerber alle Aufmerksamkeit auf sich, zu Lasten ihrer Mitstreiter. Und im Weißen Haus ist der Posten als Vizepräsident auch nicht immer dankbar. Man spielt die zweite Geige.

Druck von allen Seiten

Doch in diesem Jahr könnte die Personalie viel bedeutsamer werden. Biden wäre am Tag der Amtseinführung 78 Jahre alt – und er wirkt längst nicht mehr so frisch wie noch vor ein paar Jahren. Zweifel an seiner Gesundheit hegen auch seine eigenen Anhänger. Biden selbst hat schon zu erkennen gegeben, dass er nur eine von zwei möglichen Amtszeiten absolvieren wolle. Wen auch immer er also ernennt, könnte sich unter Umständen rasch selbst im Chefsessel wiederfinden.

Kandidat Biden sagt deshalb, er suche jemanden, die von "Tag eins an bereit" sein werde, notfalls das Oval Office zu übernehmen. Als moderater Demokrat steht er außerdem unter Druck, eine Frau vom linken Parteiflügel zu ernennen – bei der Motivation jüngerer linker Demokraten kann er jede Hilfe gebrauchen. Aus der Sicht von Politikberatern braucht er zudem jemanden, der das übernimmt, was ihm selbst nicht so liegt: flinke Attacken gegen Trump zu fahren und den Präsidenten ein bisschen vor sich herzutreiben. Und im Zuge der Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt wird der Ruf lauter, doch unbedingt eine Schwarze zu ernennen.

Biografien werden durchleuchtet

Welche Frau kann dieses Profil erfüllen? Mit seiner Wahl muss Biden wohl notgedrungen einen Teil seiner Anhänger enttäuschen. Er will sie bis Anfang August treffen.

Es gibt eine ganze Reihe an Favoritinnen, deren biografische Hintergründe nun vom Biden-Team bis ins kleinste Detail durchleuchtet werden. Daneben gibt es noch welche, die wollen, aber weniger Chancen haben. Und es gibt eine Frau, die Biden mit Kusshand nehmen würde, die aber nicht will. Der Überblick.

Die Favoritinnen

Kamala Harris, Senatorin aus Kalifornien: Sie wäre die bekannteste schwarze Kandidatin, kann in Kalifornien mächtig Spendengelder eintreiben und versteht es, den politischen Gegner hart zu attackieren. Harris wollte selbst Präsidentin werden, scheiterte im Vorwahlkampf aber rasch – und griff Biden dabei auch hart an. Hat er ihr das verziehen? Manche an der linken Parteibasis lehnen die 55-Jährige ab: Wegen ihrer Vergangenheit als harte Staatsanwältin gilt sie einigen Befürwortern von Polizei- und Justizreform als nicht tragbar.

Elizabeth Warren, Senatorin aus Massachusetts: Warren ist die einzige weiße Politikerin unter den Favoritinnen. Auch sie wollte selbst Präsidentin werden und lag eine Zeit lang gar vor Biden und Bernie Sanders – sie ist eine erfahrene Wahlkämpferin. Warren ist Linkspopulistin und beliebt bei den jungen Parteianhängern, könnte aber wiederum manchen Wechselwähler abschrecken. Mit 70 Jahren ist sie nur unwesentlich jünger als Biden.



Val Demings, Abgeordnete aus Florida: Die 63-Jährige ist den meisten Amerikanern unbekannt, sie brächte aber eine Eigenschaft mit, die sie abhebt. Bevor sie ins Repräsentantenhaus einzog, war sie 27 Jahre lang Polizistin und führte am Ende ihrer Laufbahn die Polizeibehörde von Orlando. Sie wäre also prädestiniert, das den Demokraten so wichtige Thema der Polizeireform zu besetzen. Die Afroamerikanerin hat sich aus ärmsten Verhältnissen hochgearbeitet.

Tammy Duckworth, Senatorin aus Illinois: Die Amerikanerin und Tochter einer thailändischen Mutter hat seit 2017 den Senatssitz eines berühmten Vorgängers inne: Barack Obama. Duckworth diente im Irakkrieg als Hubschrauberpilotin. Nach einem schweren Beschuss ihres Helikopters wurden ihr beide Beine amputiert. Sie wäre die erste Veteranin auf einem Präsidentschaftsticket und gilt als Fürsprecherin für die Belange früherer Soldaten.

Keisha Lance Bottoms, Bürgermeisterin von Atlanta: Die 50-Jährige hat ihre Bekanntheit in den vergangenen Wochen enorm gesteigert, als sie zu einer der wichtigen Figuren in der Debatte um Polizeigewalt und Rassismus wurde. Ihre Heimat Georgia ist einer der Bundesstaaten, die Biden den Republikanern entreißen will. Bottoms hat Biden sehr früh im Vorwahlkampf unterstützt. Ihre politische Führungserfahrung ist mit zwei Jahren als Bürgermeisterin allerdings noch überschaubar.

Susan Rice, frühere Nationale Sicherheitsberaterin: Rice diente gemeinsam mit Biden in der Obama-Regierung: erst als Uno-Botschafterin in New York, dann dreieinhalb Jahre als Nationale Sicherheitsberaterin im Weißen Haus. Biden spricht oft davon, dass er die Außenpolitik jener Jahre, geprägt durch internationale Klimaabkommen oder einen Atomdeal mit dem Iran, wiederbeleben will. Die 55-Jährige wäre allerdings eine sehr ungewöhnliche "running mate": Sie entstammt der Regierungsbürokratie und hat noch nie selbst Wahlkampf um ein Amt geführt.

Ebenfalls mit Chancen

Daneben gibt es mehrere Frauen, die sich ebenfalls Chancen ausrechnen können. Dazu gehört Karen Bass. Die Abgeordnete ist die Vorsitzende des Congressional Black Caucus, dem Zusammenschluss schwarzer Abgeordneter, und leitet im Repräsentantenhaus die wichtige Arbeit an einer Polizeireform. Michelle Lujan Grisham, eine Latina, ist seit 2019 Gouverneurin von New Mexico. Auch die Gouverneurin von Michigan, Gretchen Whitmer, wird oft als mögliche Kandidatin genannt – ihr Bundesstaat ist immerhin einer der entscheidenden "Swing States" bei der Wahl, die Trump überraschend gewann.

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Interessieren Sie sich für US-Politik? Unser Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt über seine Arbeit im Weißen Haus und seine Eindrücke aus den USA unter Donald Trump einen Newsletter. die dann einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Ähnlich wichtig wie Michigan ist der Bundesstaat Wisconsin: Von hier kommt Tammy Baldwin, die erste lesbische Senatorin des Landes. Auch die Wahlrechtsaktivistin Stacey Abrams galt anfangs als Favoritin – die Politikerin aus Georgia ist ein Liebling des jungen linken Wählerflügels. Zuletzt hörte man ihren Namen allerdings seltener.

Die Fantasie-Kandidatin

Fragte man die Demokraten in den vergangenen Jahren nach dem idealen Präsidentschaftskandidaten, fiel immer wieder ein Name: Michelle Obama. Ähnlich wäre es nun bei der VP-Frage. Die frühere First Lady ist ein Star. Biden selbst sagte bereits, er würde sie "ohne zu zögern" nominieren. Doch auch er weiß: Obama hat keinerlei Interesse an einem politischen Posten, geschweige denn an einer Rückkehr ins Weiße Haus. Sie selbst hat es in ihrer 2018 erschienen Biografie unmissverständlich formuliert: "Ich habe keine Absicht, für ein politisches Amt zu kandidieren. Niemals."

Verwendete Quellen
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