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Ampel-Aus: Wer läge bei Neuwahlen vorne – welche Koalitionen sind möglich?


Eine Option sticht heraus
Neuwahlen? Das wäre die wahrscheinlichste Koalition

Von t-online, jaf, mak, wan, jse

Aktualisiert am 07.11.2024Lesedauer: 4 Min.
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Scholz kündigte an, im Januar die Vertrauensfrage stellen zu wollen.

Kanzler Scholz hat Finanzminister Lindner entlassen, die Ampel ist am Ende. Wie geht es nun weiter, wann kommt es zu Neuwahlen?

Die zerstrittene Ampelkoalition ist Geschichte. Nach einem dramatischen Treffen der Koalitionsspitzen entlässt Kanzler Olaf Scholz (SPD) Finanzminister Christian Lindner (FDP). Verkehrsminister Volker Wissing bleibt in der Regierung, verlässt aber die FDP.

Hintergrund des Bruchs ist ein erbitterter Streit über die Wirtschafts- und Haushaltspolitik. Am späten Mittwochabend haben sich mit Lindner auch seine Parteifreunde Marco Buschmann und Bettina Stark-Watzinger aus der Regierung zurückgezogen. Damit sitzen nur noch Grüne, SPD und Volker Wissing am Kabinettstisch.

Video | Lindner: Scholz hat Bruch der Koalition kalkuliert
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Quelle: reuters

Im März könnte es vorgezogene Neuwahlen geben. Das entspricht wohl auch dem Wunsch der Bevölkerung. 54 Prozent der Deutschen wollten laut dem "Deutschlandtrend" der ARD bereits Ende Oktober eine vorgezogene Bundestagswahl. Auch Scholz sagte am Mittwochabend, der Bundestag könne den Weg für vorgezogene Neuwahlen freimachen. Diese könnten spätestens Ende März stattfinden. Ein Überblick.

Was sagen die Umfragen?

Umfragen zufolge wäre eine Regierungsmehrheit aktuell nur unter Führung der Union möglich, mit Friedrich Merz als Kanzler. Die Unions-Parteien stehen laut Forsa bei 33 Prozent.

Wahrscheinlichster Koalitionspartner für Merz wäre die SPD. Die Sozialdemokraten kommen auf 16 Prozent. Eine Große Koalition würde 49 Prozent auf sich vereinen.

Weniger plausibel wäre eine schwarz-grüne Koalition. Diese käme auf 43 Prozent der Stimmen und wäre damit zwar rechnerisch möglich, politisch aber unwahrscheinlich und besonders von der CSU nicht gewollt. Eine Koalition mit der AfD, die laut Forsa bei 16 Prozent der Stimmen steht, schließen die Unionsparteien kategorisch aus.

Video | Robert Habeck will sich als Kanzlerkandidat bewerben
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Quelle: t-online

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) steht aktuell bundesweit bei 6 Prozent. FDP und Linke wären mit jeweils 3 Prozent der Stimmen nicht im Parlament.

Wie geht es nun weiter?

Scholz will wichtige Gesetze, die keinen Aufschub dulden, noch bis zum Jahresende im Bundestag zur Abstimmung stellen. Er nannte etwa den Abbau der sogenannten kalten Progression, damit die Bürger mehr Netto vom Brutto hätten, die Stabilisierung der Rente sowie Sofortmaßnahmen für die Industrie. Er werde das Gespräch mit CDU-Chef Friedrich Merz suchen. Scholz hofft offenbar, dass die Union ihn bei einigen seiner Gesetzesvorhaben unterstützt, sollte die FDP nicht mehr mit der Ampel stimmen.

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Am 15. Januar will Scholz dann im Bundestag die Vertrauensfrage stellen. Nach einem solchen Antrag hätte er 48 Stunden Zeit, um darüber abstimmen zu lassen. Da er nun keine Regierungsmehrheit hinter sich haben könnte, ist es wahrscheinlich, dass ihm eine Mehrheit der Abgeordneten das Vertrauen entzieht. Zudem wird Scholz mit hoher Wahrscheinlichkeit auch seine SPD-Kollegen und die Grünen bitten, ihm das Vertrauen offiziell zu entziehen, um Neuwahlen zu ermöglichen.

Video | "Keinen Grund, die Vertrauensfrage erst im Januar zu stellen"
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Quelle: t-online

Ursprünglich sollte diese Regelung dem Bundeskanzler ermöglichen, sich des Rückhalts im Parlament zu vergewissern. Gleichzeitig handelt es sich aber auch um die einzige verfassungsmäßige Möglichkeit, unter einem amtierenden Kanzler Neuwahlen einzuleiten.

Verliert Scholz die Abstimmung, kann er Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier innerhalb von 21 Tagen um die Auflösung des Parlaments bitten. Dieser muss zwar im Anschluss schauen, ob es einen alternativen Bundeskanzler gäbe, der eine Mehrheit der Abgeordneten hinter sich vereint. Eine solche Lösung ist bei der aktuellen Zusammensetzung des Bundestags aber nahezu ausgeschlossen. Damit wäre der Weg frei für Neuwahlen.

Der mögliche Termin für eine Neuwahl

Wenn der Bundestag aufgelöst wird, muss innerhalb von 60 Tagen eine Neuwahl stattfinden. Die Bundestagswahl müsste demnach spätestens Anfang April angesetzt werden. Spätestens 30 Tage danach tritt der neue Bundestag zusammen. Die Fristen können allerdings auch verkürzt werden. Allerdings müsste diese auch erst vorbereitet werden. Eine vorgezogene Neuwahl wird entsprechend den Vorgaben des Bundeswahlgesetzes und der Bundeswahlordnung wie eine "reguläre" Bundestagswahl vorbereitet und umgesetzt. Trotz der verkürzten Fristen benötigen die Parteien Zeit, um einen verknappten Wahlkampf auszuführen.

Video | Politikwissenschaftler Marschall: Das sind Scholz' Chancen und Risiken
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Quelle: reuters

Ein mögliches Datum ist der 9. März 2025. Dieser Termin wird im politischen Berlin aktuell immer wieder genannt. Auch der 2. März wäre möglich. Dann fände die Bundestagswahl parallel zur Hamburger Bürgerschaftswahl statt, der einzigen Wahl für ein Landesparlament im kommenden Jahr. Allerdings wird an diesem Sonntag in anderen Regionen Karneval, Fastnacht beziehungsweise Fasching gefeiert. Zudem liegen von Ende Januar bis Anfang März fast durchgehend verschiedene Schulferien in mehreren Bundesländern. In solchen Zeiträumen werden Wahlen traditionell vermieden. Turnusmäßiger Wahltermin wäre der 28. September 2025 gewesen.

Was bedeutet das Aus für die Wirtschaft?

Für 2024 wird das zweite Rezessionsjahr in Folge erwartet. Deutschland hinkt anderen großen Wirtschaftsnationen hinterher. Bei Unternehmen und auch privaten Haushalten herrscht Unsicherheit. Firmen halten sich mit Investitionen zurück, Bürgerinnen und Bürger legen ihr Geld auf die hohe Kante.

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Das dürfte sich nun erst einmal nicht ändern. Wirtschaftsverbände hatten die Ampel zu umfassenden Reformen aufgefordert – und zwar schnell. Die wichtigsten Punkte: die im internationalen Vergleich hohen Energiepreise müssten sinken, Bürokratie abgebaut und die teils marode Infrastruktur auf Vordermann gebracht werden.

Nach dem Scheitern der Ampel droht eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. Auch im kommenden Jahr könnte die Konjunktur nicht in Fahrt kommen.

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