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Manfred Weber kann Markus Söder im CSU-Machtkampf noch gefährlich werden.


Machtkampf in der CSU
Stiller Rivale: Wer ist der Mann, der Söder gefährlich werden kann?

RP, t-online.de

06.11.2017Lesedauer: 3 Min.
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Manfred Weber kann Markus Söder im CSU-Machtkampf noch gefährlich werden.Vergrößern des Bildes
In Bayern daheim, in der Welt zu Hause: Manfred Weber (l.) mit Jean-Claude Juncker (M.) und CSU-Chef Horst Seehofer. (Quelle: Sven Hoppe/dpa-bilder)

Markus Söder eröffnet den Machtkampf, CSU-Chef Horst Seehofer muss um sein Amt zittern. Der einflussreiche Europapolitiker Manfred Weber gilt als Söders heimlicher Rivale.

Der Unterschied könnte größer nicht sein. Im Machtkampf bei der CSU poltert Markus Söder am Sonntag auf dem Parteitag der Jungen Union in Bayern und präsentierte sich gänzlich ungeniert neben Schildern mit der Aufschrift "MP Söder". Söder als Ministerpräsident? So weit ist es noch lange nicht. CSU-Chef Horst Seehofer kämpft um sein Amt. Und es etabliert sich anderer als heimlicher Herausforderer des ewig schmutzelnden Söder: der einflussreiche Europapolitiker Manfred Weber.

Bayerns Wirtschaft weiß, wer wirklich Einfluss hat

Manfred wer? Weber, 45, gehört zu den "mächtigsten EU-Politikern" notiert am Montag die renommierte "Süddeutsche Zeitung". Aber wie so oft bei EU-Politikern ist der kluge und zurückhaltende CSU-Mann aus Niederbayern außerhalb Brüssels kaum bekannt.

In Brüssel wird deshalb gern folgende Geschichte erzählt. Sie sagt viel über das Verhältnis zwischen der deutschen Politik und Europa. Stammesfürst Horst Seehofer hat einst die Großen seines Reiches zum Treffen mit der heimischen Wirtschaft versammeln. Stolz präsentierte Seehofer vor den Vorständen der bayrischen Dax-Konzerne seine Delegation. Nur ein paar im Gefolge übersah er. Die Wirtschaftselite auf der Gegenseite war aufmerksamer und begrüßte zuerst die Europaabgeordneten der CSU. Das hatte nicht nur mit Höflichkeit zu tun. Manche eben haben einen weiteren Blick als Odeonsplatz und Maximilianstraße, sie wissen, wo in Europa die wirklich wichtigen Entscheidungen fallen.

Zu den Übersehenen gehörte damals auch Manfred Weber. Der CSU-Politiker aus Niederbayern schuftet seit 2004 im Europaparlament, mit Erfolg. Seit drei Jahren führt Weber die mächtige Fraktion der Christdemokraten im Europaparlament. Eine echte Schlüsselposition, Weber hat das Ohr von Kommissionschef Jean-Claude Juncker, Ratspräsident Donald Tusk und auch das zahleicher Regierungschefs in Europa, etwa von Angela Merkel. Brexit, Flüchtlingskrise, das Dickicht von EU-Regelungen - es ist nützlich dort einen der wirklich Wichtigen auf seiner Seite zu haben.

Der Machtwechsel bei der CSU gleicht gern einem Komödienstadl

Das weiß auch Seehofer. Weber zählt zu seinen emsigen Unterstützern. Am Wochenende hat Weber ihn auf dem JU-Parteitag vertreten. Und hat den CSU-Nachwuchs an bürgerliche Tugenden erinnert: Seriösität etwa und Stil.

Das mit dem Stil ist noch so einfach bei Machtwechseln in der CSU. Edmund Stoiber kann davon berichten, das Duo Beckstein / Huber und auch der einstige Regierungschef Max Streibl. Sie alle fielen, aber stets in einem so quälend langen Schauspiel.

So komödienstadlhaft könnte es auch diesmal werden. Söder drängelt, Seehofer verweist auf die Jamaika-Verhandlungen im Bund. Und Weber? Ist zurückhaltend wie immer. Schmutzeleien sind seine Sache nicht.

Die zwei Herausforderer sind sich seit Jahren in tiefer Abneigung verbunden

Weber und Söder sind sich in tiefer Abneigung verbunden. 2003 löst Weber Söder als JU-Chef in Bayern ab und setzt sich gleich vom Vorgänger ab. Die Jugendorganisation der CSU müsse weg vom "Eventcharakter", erklärte er. Eine feine Spitze gegen Söder. Der hat das mit dem Eventcharakter bis heute nicht begriffen.

Weber pflegt einen eigenen Stil. Still und nachdenklich. Der Mann ist Ingenieur. Er hat in einer Beratungsfirma gearbeitet. Wo Söder der bloßen Lautstärke vertraut, setzt Weber auf eigenes Denken und pragmatische Lösungen. Von der Wehrpflicht verabschiedet sich Weber schon 2005. Auch fordert er seine Partei früh auf, sich der gesellschaftlichen Realität zu stellen. Dazu gehören Alleinerziehende und der Ausbau von Kita-Plätzen. Zuletzt hat sich Weber gegen einen Rechtsruck seiner Partei gewandt. Eine "AfD light" werde es mit ihm nicht geben, so Weber. Das alles klingt nicht nach Söder. Aber sehr nach CSU 21.0. Köder ist ein milder Konservativer, er predigt einen Konservatismus mit menschlichem Antlitz.

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"Europapolitik ist deutsche Innenpolitik", lautet Webers Credo. Eine kluge Erkenntnis, die sich in Deutschland noch nicht überall durchgesetzt hat. Derzeit kämpf der aufstrebende CSU-Mann in Brüssel für ein Gratis-Interrail-Zugticket zum 18. Geburtstag für Europas Jugend. Der Mann hat längst begriffen, dass Europa nicht über bloße Regulierungswut zusammenkommt, sondern über Begegnung. Wo Söder es nur von Nürnberg nach München geschafft hat, ist Weber der große Sprung von Niederbayern nach Brüssel gelungen. Das weitet den Horizont. Schließlich ist Brüssel ein einzigartiger interkultureller Lernort.

"In Bayern daheim, in der Welt zu Hause" - niemand verkörpert den heimlichen Markenkern der CSU besser als Weber. Der steht noch treu zu Seehofer. Weber weiß: Das Volk liebt den Königsmord, aber nicht den Königsmörder. Gerade in Bayern.

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