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Corona-Pandemie: "2G kann nicht die Antwort sein" – Baerbock widerspricht


ZDF-Sendung "Klartext"
"2G kann nicht die Antwort sein" – Baerbock widerspricht

Von t-online
Aktualisiert am 17.09.2021Lesedauer: 5 Min.
Annalena Baerbock in der ZDF-Sendung "Klartext": "Entscheidend ist, was wir jetzt tun."Vergrößern des BildesAnnalena Baerbock in der ZDF-Sendung "Klartext": "Entscheidend ist, was wir jetzt tun." (Quelle: Screenshot/ZDF)
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Mittlerweile liegen die Grünen deutlich hinter SPD und CDU im Wahlkampf. Wie schlug sich Kanzlerkandidatin in der Fragerunde mit Wählern? Die wichtigsten Aussagen im Überblick.

Nach Armin Laschet und Olaf Scholz hat sich am Donnerstagabend auch Grünenkanzlerkandidatin Annalena Baerbock in der ZDF-Sendung "Klartext" den Fragen von Bürgern gestellt. Diese hat der Sender nach eigenen Angaben ausgesucht, um ein "breites Spektrum an politischen Themen und gleichzeitig einen Querschnitt der Bevölkerung abzubilden". Moderiert wurde die Sendung wieder von ZDF-Chefredakteur Peter Frey und seiner Stellvertreterin Bettina Schausten.

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Welchen Fragen musste sich Annalena Baerbock stellen – und wie reagierte die Kandidatin?

Die Sendung beginnt mit dem Thema Klima. Touristenführer Rainer Danzig aus der Oberlausitz wundert sich, dass jenseits der Grenze in Polen weiterhin Kohle abgebaut wird, während Deutschland 2038 aus der Stromerzeugung durch Stein- und Braunkohle aussteigen will. "Ist Deutschland überhaupt allein in der Lage, den Klimawandel allein zu bewältigen?"

Allein könne Deutschland das Problem nicht lösen, sagt Baerbock: "Aber Europa und die USA gehören zu den größten Treibhausgaserzeugern und darum streben wir ein transatlantisches Klimabündnis an." Davon könne auch die heimische Wirtschaft profitieren. Die Antwort macht Rainer Danzig nicht zufrieden, er ist besorgt über die Umweltpolitik in Tschechien und Polen: "Dort ist der Widerstand gegen den Kohleausstieg massiver als in Deutschland."

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Bäuerin beklagt Preisverfall bei Milch

Eine Milchbäuerin will von Baerbock wissen, wie viel Geld die Landwirtin für einen Liter Milch bekommt. Baerbock schätzt, etwa 50 Cent – "31 Cent", sagt die Bäuerin. Früher habe ein Betrieb von 20 Tieren leben können, das sei heute unmöglich. Baerbock sagt, dass sie sich für faire Handelsverträge und eine Veränderung der EU-Agrarförderung einsetzen wolle.

Damit gibt sich die Fragestellerin aber nicht zufrieden: Im Supermarkt würden die Kunden doch wieder nach der billigsten Milch greifen, auch wenn ihnen regionale Lebensmittel angeblich wichtig seien. Baerbock gibt ihr Recht: So wie das System ist, könne es nicht bleiben.

Was tut Baerbock gegen steigende Spritpreise?

Eine Erstwählerin und Umweltaktivistin möchte wissen, warum Deutschland noch nicht auf dem Weg ist, das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens einzuhalten. Auch das Parteiprogramm der Grünen sei aus ihrer Sicht nicht ausreichend, um die Ziele zu erreichen. Baerbock entgegnet, dass sie in den kommenden vier Jahren alles tun werde, um auf diesen Weg zu kommen: "Das geht aber nicht, wenn wir wie Herr Laschet und Herr Scholz nur sagen, was wir bis 2045 fürs Klima tun wollen. Entscheidend ist, was wir jetzt tun."

Mit Blick auf den Ausbau der Windenergie sagt Baerbock, dass bundesweit zwei Prozent der Landesfläche dafür genutzt werden sollten. Im Norden und Osten Deutschlands sei dieses Ziel fast erreicht, andernorts aber nicht. Es gehe darum, "massiv im Süden und Westen zu bauen", so Baerbock. "Das ist auch eine Frage der Gerechtigkeit in ganz Deutschland", fügte sie mit Blick auf den Widerstand Bayerns beim Windkraftausbau hinzu.

Ein Mann vom Bodensee äußert sich besorgt über steigende Spritpreise. Im Schnitt müsse er 1,70 Euro für den Liter zahlen. Wenn er die 14 Kilometer zur Arbeit mit dem Bus fahren wollte, bräuchte er dafür zwei Stunden. "Ich werde mein Engagement als Jugendtrainer aufgeben, wenn der Spritpreis auf zwei Euro geht", sagt der Mann resigniert.

Lehrer aus Hessen berichtet von Corona-Chaos

Baerbock sagt, sie wisse, wie wichtig das Auto auf dem Land sei, sie sei selbst nicht in der Stadt aufgewachsen. Sie will den öffentlichen Nahverkehr ausbauen und den Kauf von Elektroautos mit einer Kaufprämie von bis zu 9.000 Euro fördern. Der Mann wendet ein, dass dies einer Oma mit ihren Einkäufen auch nicht helfe. "Naja, das kommt darauf an, wie lange sie noch fahren will", sagt Baerbock. Doch der Mann winkt ab: "Ach bitte".

Der hessische Lehrer Tilo Hartmann berichtet Baerbock vom Corona-Chaos an seiner Schule: "Fehlende Luftfilter, Personalmangel, marode Gebäude – da wird mir ganz anders", sagt Hartmann. "Wie kriegen wir die Länder dazu, dass sie das Geld in die Hand nehmen, das notwendig ist?" Baerbock stimmt Hartmann zu: "Als Mutter von zwei Grundschulkindern habe ich das selbst erlebt". Es könne nicht sein, dass ständig von Bildung gesprochen werde und es dann kein Geld gebe. Baerbock fordert Hilfe vom Bund: "Wir brauchen eine verlässliche Finanzierung."

"Wie soll ich ein Solardach auf meinem Dach finanzieren?"

Ein DJ und Clubbetreiber aus Frankfurt spricht über die 2G-Regel, die jetzt in immer mehr Bundesländern gilt. Er beklagt, dass damit eine Impfzwang erzeugt werde, der an Gastronomen wie ihm ausgelassen werde. Er selbst sein kein Impfgegner und selbst geimpft, wolle aber keine Spaltung der Gesellschaft. "Irgendwas muss sich ändern", sagt er, "2G kann nicht die Antwort sein." Baerbock widerspricht: "Wir müssen es doch ermöglichen, dass diejenigen, die sich solidarisch zeigen und sich impfen lassen, ihre Freiheiten wiederbekommen."

Uwe Andreas ist Ortsvorsteher im brandenburgischen Sachsendorf an der Grenze zu Polen. Er beklagt, dass die Vorhaben der Grünen an den Problemen der Menschen auf dem Land vorbeigingen. "Wie soll ich ein Solardach auf meinem Dach finanzieren?", fragt Andreas. "Ich kann den Frust verstehen, wir haben nicht überall gleichwertige Lebensverhältnisse", sagt Annalena Baerbock. "Darum wollen wir Grünen einen Strukturfonds auflegen, um beispielsweise Bahngleise und die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum zu stärken."

"Gendern ist für mich eine Frage der Höflichkeit"

Aus Leipzig schaltet sich Ursula Buchheim in die Sendung: Ihr Thema ist die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen: "Da haben wir immer noch viel Handlungsbedarf", sagt sie, bezweifelt aber, dass eine Frauenquote in Wirtschaft und Staat oder das Gendersternchen die richtigen Maßnahmen sind. Baerbock gibt ihr Recht und sagt, das wichtigste Instrument zur Gleichstellung seien gleiche Löhne: "Gendern ist für mich auch keine Frage der Politik, sondern der Höflichkeit, dass ich zum Beispiel eine weibliche Moderatorin auch als solche anspreche".

"Wie soll ich davon eine Familie ernähren?"

Eine Unternehmerin aus der CO2-intensiven Kalksteinindustrie erklärt Baerbock, wie groß die Herausforderung der Dekarbonisierung sei – also die Produktion ohne Ausstoß von CO2. Sie fürchtet, dass neue Umweltauflagen unter grüner Ägide ihren Betrieb die Wettbewerbsfähigkeit kosten. Baerbock kontert, dass staatliche Auflagen der Industrie Anreize geben, neue Technologien und Verfahren zu entwickeln. Diese könnten später wieder einen Wettbewerbsvorteil bieten. "Ich glaube nur nicht, dass wir das in der vorgegeben Zeit schaffen können", sagt die Unternehmerin.

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Ein 66-jähriger Handwerker berichtet, dass er nach 45 Jahren Arbeit nicht einmal 800 Euro Rente erhalte. "Wie soll ich davon eine Familie ernähren?" Ein junger Mann fragt, wie Baerbock sein Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung stärken will. "Deshalb wollen wir den Mindestlohn auf zwölf Euro anheben, denn gute Löhne sind die Voraussetzung für eine gute Rente", so Baerbock. Außerdem sollten auch Selbstständige in die Rentenkasse einzahlen, um die Beiträge und Leistungen stabil zu halten.

Zum Schluss der Sendung bekräftigte Baerbock, dass sie trotz des Rückgangs der Umfragewerte für ihre Partei am Ziel festhalte, ins Kanzleramt einzuziehen. Es seien "sehr, sehr viele Menschen noch unentschieden." Es gehe um die Frage, ob es weitergehen solle wie bisher oder ob Deutschland einen "echten Aufbruch" wage.

Verwendete Quellen
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