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Maischberger: Carlo Masala und Ralf Stegner geraten aneinander


Russland-"Manifest" bei "Maischberger"
Militärexperte warnt – Stegner bleibt stur


Aktualisiert am 17.06.2025 - 11:21 UhrLesedauer: 4 Min.
Ralf Stegner (Archivbild): Der SPD-Politiker verteidigte seine Reise nach Baku.Vergrößern des Bildes
Ralf Stegner (Archivbild): Der SPD-Politiker verteidigt das umstrittene "Manifest". (Quelle: IMAGO/teutopress GmbH)
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Maischberger hat mit Ralf Stegner das umstrittene "Manifest" zu Russland diskutiert. Dabei wollte sie auch herausfinden, wie sehr es bei der SPD im Getriebe knirscht.

Rund zwei Wochen vor dem SPD-Bundesparteitag haben SPD-Außenpolitiker Ralf Stegner und Ex-Fraktionschef Rolf Mützenich ein "Friedensmanifest" verfasst, das in der Partei für Unstimmigkeiten sorgte. Sandra Maischberger bat Stegner am Montagabend gemeinsam mit dem Militärexperten Carlo Masala zum Gespräch. Es dauerte nicht lange, bis es zwischen den beiden zur verbalen Auseinandersetzung kam. Masala ließ es sich dabei nicht nehmen, Stegner an die Geschichte seiner eigenen Partei zu erinnern.

Gäste

  • Karin Prien (CDU), Bildungs- und Familienministerin
  • Ralf Stegner (SPD), Außenpolitiker
  • Carlo Masala, Militärexperte
  • Werner Sonne, Journalist und Autor
  • Sophia Maier, Journalistin und Kriegsreporterin
  • Susanne Gaschke, Journalistin

Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine fordert Stegner in seinem "Manifest" eine Abkehr von der Aufrüstungspolitik und stattdessen mehr diplomatische Anstrengungen Europas. Die SPD sei "immer eine Friedenspartei" gewesen, erklärte der Abgeordnete bei "Maischberger". Im Wahlkampf habe seine Partei das Thema jedoch "den Populisten" überlassen und in der Folge schlechte Stimmenergebnisse kassiert. Während manche Parteien nur über Waffen redeten, diskutiere man in der SPD differenziert über Rüstung, führte Stegner aus.

Die SPD als Friedenspartei – Militärexperte Masala ließ das nicht unkommentiert: Dabei handele es sich um eine Definition der SPD-Rolle, die so nicht stimme, bemängelte er. Die SPD sei auch die "Partei der Nachrüstung", des Kosovo-Einsatzes und des Afghanistan-Einsatzes, erinnerte der Wissenschaftler. Es gebe nicht nur "den Olivenzweig und die Friedenstaube". An anderer Stelle ging er noch härter mit Stegner ins Gericht.

Stegner bleibt stur

"In Deutschland (…) haben sich Kräfte durchgesetzt, die die Zukunft vor allem in einer militärischen Konfrontationsstrategie und Hunderten Milliarden Euro für Aufrüstung suchen", zitierte Maischberger aus dem SPD-"Manifest". "Das ist verschwörungstheoretisches Sprechen, Herr Stegner", warf Masala ein. Wer mit besagten "Kräften" gemeint sei, wollte Maischberger wissen. Und hakte konkret nach, ob die Kritik auf SPD-Verteidigungsminister Boris Pistorius abziele?

Es seien diejenigen gemeint, die überzeugt sind, es sollten jährlich fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts, also 225 Milliarden Euro, für Rüstung ausgegeben werden, erklärte Stegner. "Das ist doch glatter Irrsinn", fügte er hinzu. Deutschland müsse zwar mehr tun, um sich verteidigungsfähig zu machen, aber nicht mit solchen "Wahnsinnssummen". "Also meinen Sie Herrn Pistorius", schlussfolgerte Maischberger.

Pistorius hatte das Papier aus den eigenen Reihen als "Realitätsverweigerung" kritisiert und sich davon distanziert. "Der ist offenbar auch genervt von ihnen, wollten sie das?", hakte Maischberger nach. Dass es unterschiedliche Meinungen gebe, müsse man in der SPD aushalten können, antwortete Stegner. "Wir sind nicht im Vatikan, wir dürfen miteinander diskutieren", fügte er hinzu. Die Resonanz in der Öffentlichkeit zeige, dass die aktuelle Lage den Menschen Sorgen bereite. Auch wenn Diplomatie lange Zeit keinen Erfolg gehabt habe, bedeute das nicht, dass es eine vernünftige Alternative zu Gesprächen gebe, so Stegner.

Gast schlüpft in Moderatorenrolle

Stegner tue so, als werde überhaupt nicht geredet, kritisierte Masala und erinnerte: Diplomatie laufe seit Beginn des Krieges parallel und scheitere stets in Moskau. Der Dialog müsse gepaart mit Abschreckungsmaßnahmen stattfinden, warb der Experte. Stegners Verweis auf Bundeskanzler Helmut Schmidt, den er mit den Worten zitierte, man solle "besser vergeblich verhandeln als einmal schießen", hielt der Militärexperte für unpassend. "Man verhandelt vergeblich und es wird die ganze Zeit geschossen", stellte Masala mit Blick auf die Situation in der Ukraine klar.

Doch Stegner konnte nicht umgestimmt werden: Man müsse mit denen reden, deren Meinung man nicht teile. "Hilft da private Diplomatie?", wollte Masala wissen und spielte auf Stegners Besuch in Baku an, bei dem der Abgeordnete sich in Eigenregie begleitet von anderen deutschen Politikern mit Vertretern des Putin-Regimes getroffen hatte. "Von privat ist nicht die Rede", wiegelte Stegner ab. Doch Masala ließ sich nicht abschütteln und schlüpfte kurz in die Moderatorenrolle.

Ob er im Auftrag dagewesen sei, bohrte er nach. "Natürlich nicht", antwortete Stegner. Dann handele es sich "private Diplomatie", schlussfolgerte der Militärexperte. "Sie sind nicht der Staatsanwalt, Herr Professor", beschwerte sich Stegner. Auf Maischbergers Nachfrage erklärte er schließlich, sein Trip sei insofern privat gewesen, als er von niemandem bezahlt worden sei und es keinen Auftrag der Regierung oder seiner Partei gegeben habe. Natürlich sei er aber als Politiker und Sozialdemokrat gereist. Ziel sei gewesen, Russland klarzumachen, dass die sozialdemokratische Seite für Gespräche sei – aber nicht für die Okkupation von Nachbarländern.

Prien zieht Hitler-Vergleich

Harsche Kritik an Stegner und Mützenichs Umgang mit Russland übte Journalist Werner Sonne, der als Kommentator geladen war. Mützenich habe im vergangenen Jahr noch kritisiert, dass der damalige Fraktionschef Friedrich Merz bei seiner Abstimmung mit der AfD in der Migrationsdebatte "das Tor zur Hölle" geöffnet habe. Heute gingen "diese SPD-Leute" selbst durch ebenjenes Tor – "Schulter an Schulter mit der AfD als Putin-Versteher in Richtung Moskau", so Sonne.

Die aktuelle Weltlage diskutierte Maischberger am Montagabend auch mit Bildungsministerin Karin Prien. Mit Blick auf den Krieg zwischen Israel und dem Iran erklärte die CDU-Politikerin, sie sei verwundert darüber, dass in Debatten nicht mehr erwähnt werde, dass der Iran einer "der übelsten Schurkenstaaten der Welt" sei. Die Ölnation unterstütze Russland bei der Unterdrückung der Ukraine und so ziemlich alle anderen "terroristischen Gruppen" dieser Welt auch, erklärte Prien.

Israel habe das Recht auf Selbstverteidigung und sich mit einem Präventivschlag gegen eine existenzielle Bedrohung verteidigt, so die Position der ersten jüdischen Bundesministerin. Man solle endlich zur Kenntnis nehmen, dass die Potentaten dieser Welt es auch so meinten, wenn sie sagten, sie wollen ein Volk vernichten, appellierte Prien und zog eine Parallele: "So wie Putin es ernst meint, wie Hitler es ernst gemeint hat, so meinen es die Iraner auch ernst."

Verwendete Quellen
  • ARD-Sendung "Maischberger" vom 16. Juni 2025
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