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Frührente von Ministerin Reiche kritisiert: "Müssen länger arbeiten"


"Rentenanzreize stoppen"
Reiche fordert "mehr und längere Arbeit" von Deutschen

Von t-online, aj

Aktualisiert am 26.07.2025 - 16:21 UhrLesedauer: 3 Min.
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Katherina Reiche im Interview mit der "FAZ": "Wir können nicht ein Drittel des Erwachsenenlebens in Rente verbringen" (Quelle: IMAGO/Frank Ossenbrink/imago)
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Wirtschaftsministerin Katharina Reiche wird deutlich: Sie stellt die Arbeitskultur in Deutschland infrage – und plädiert für ein höheres Rentenalter.

Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche (CDU) hat in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" deutliche Worte zur Rentendebatte gefunden. Angesichts des demografischen Wandels und der Herausforderungen für das Rentensystem sei es ihrer Ansicht nach unumgänglich, die Lebensarbeitszeit zu verlängern. "Wir müssen mehr und länger arbeiten", sagte Reiche.

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Kritik an "Frührente" – Lob für arbeitende Senioren

Reiche sprach sich gegen großzügige Anreize für Frührentner aus: "Wir müssen die Anreize für Frühverrentungen stoppen und Anreize dafür schaffen, länger zu arbeiten." Zwar gebe es viele Menschen in körperlich belastenden Berufen, doch ebenso viele, die "länger arbeiten wollen und können". Für sie bestehe das Lebensglück nicht allein darin, "möglichst früh in Rente zu gehen, sondern ihre Erfahrung weiter einbringen zu können".

Den Vorschlag, das Renteneintrittsalter künftig an die steigende Lebenserwartung zu koppeln, wies sie nicht zurück. Es könne "auf Dauer nicht gut gehen, dass wir nur zwei Drittel unseres Erwachsenenlebens arbeiten und ein Drittel in Rente verbringen", so Reiche. Sie verwies auf eine bereits 2005 erhobene Forderung des damaligen DIW-Präsidenten Klaus Zimmermann, das Rentenalter bis 2025 auf 70 Jahre anzuheben – und kritisierte: "Leider verweigern sich zu viele zu lange der demografischen Realität."

Vergleich mit USA – Arbeiten Deutsche zu wenig?

Auch im internationalen Vergleich sieht Reiche Nachholbedarf. Sie beruft sich auf Rückmeldungen aus der Wirtschaft: "Unternehmen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, berichten, dass ihre Beschäftigten an ihrem US-Standort 1.800 Stunden im Jahr arbeiten, in Deutschland 1.340 Stunden." Im europäischen Vergleich falle Deutschland damit zurück. Deutsche Vollzeitbeschäftigte arbeiten nach Daten des Statistischen Bundesamts im Schnitt 40,2 Stunden. Der Durchschnitt in der Europäischen Union beträgt 40,3 Stunden.

Die Staatssekretärin plädierte deshalb für eine gesellschaftliche Debatte über das Verhältnis von Arbeit und Ruhestand – und stellte klar: "Die sozialen Sicherungssysteme sind überlastet. Die Kombination aus Lohnnebenkosten, Steuern und Abgaben machen den Faktor Arbeit in Deutschland auf Dauer nicht mehr wettbewerbsfähig."

Der Koalitionsvertrag sei zwar bindend. "Aber ich sage auch: Was im Koalitionsvertrag an Reformen steht, wird auf Dauer nicht reichen", sagte Reiche im Bezug auf die Gesetzentwürfe von Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas von der SPD zum Rentenpaket und der Tariftreue. Die Regierung berate weiterhin. "Hier haben wir intern unsere Kritik geäußert und Änderungen durchgesetzt."

Bas: Rentenpaket soll bis zum Herbst geschnürt sein

Die SPD strebt weiterhin nach einer einheitlichen Rentenversicherung für alle, um so die Rentenzahlungen auch in Zukunft zu sichern. Sie sei unverändert für eine Erwerbstätigenversicherung, in die auch Beamte, Selbstständige und Abgeordnete einzahlen, hatte Bas diese Woche bei einer SPD-Veranstaltung in Anklam gesagt. Unterstützung erhielt sie dabei von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD). Zugleich zeigte sich Bas aber offen für andere Vorschläge, die in der für Anfang 2026 angekündigten Rentenkommission diskutiert werden sollten.

"Ich will nicht schon jeden Vorschlag, der jetzt gemacht wird, ausschließen. Weil, dann brauche ich die Rentenkommission nicht mehr zu machen", sagte die SPD-Politikerin. Für Diskussionen hatte zuletzt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gesorgt, nach dessen Vorstellungen gut gestellte Rentner einen sogenannten Boomer-Soli für Menschen mit sehr geringer Rente entrichten sollen. Weil die Generation der Babyboomer ins Rentenalter kommt, gerät die gesetzliche Rente zusätzlich unter Druck.

Vor allem aus der Wirtschaft kommen immer wieder auch Forderungen nach einer Erhöhung des Renteneintrittsalters. Wer dabei auf Dänemark als Beispiel verweise, dürfe nicht vergessen, dass die Heraufsetzung dort auf 70 Jahre an ein System für Frühverrentung gekoppelt sei, sagte Bas.

Die Ministerin äußerte sich zuversichtlich, dass bis zum Spätherbst alle fünf Teile des von der Bundesregierung angekündigten Rentenpakets dem Bundestag zur Beratung vorliegen. In der parlamentarischen Sommerpause werde sich das Kabinett abschließend mit der Sicherung des Rentenniveaus bei 48 Prozent und der Mütterrente befassen. Danach folge das Betriebsrentenstärkungsgesetz, das in Teilen auch die Zustimmung im Bundesrat benötige. Im Finanzministerium würden derzeit die Gesetzentwürfe zur Frühstart- und zur Aktivrente erarbeitet.

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