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Angela Merkel: Zu ihrem Abschied wünschte sie sich ein DDR-Lied


Musikauswahl zum Abschied
Merkel über Hagen-Lied: "Ein Highlight meiner Jugend"

Von t-online, dpa
Aktualisiert am 02.12.2021Lesedauer: 3 Min.
Hildegard Knef mit roten Rosen, Kanzlerin Angela Merkel und Nina Hagen (Archiv): Hagen selbst zeigte sich überrascht von Merkels Musikauswahl.Vergrößern des BildesHildegard Knef mit roten Rosen, Kanzlerin Angela Merkel und Nina Hagen (Archiv): Hagen selbst zeigte sich überrascht von Merkels Musikauswahl. (Quelle: dpa-bilder)
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Die Kanzlerin wird am heutigen Donnerstag offiziell verabschiedet. Ihre Musikwünsche für das Zeremoniell überraschten bereits im Vorfeld. Jetzt hat sich die Kanzlerin dazu geäußert.

"Das Lied war ein Highlight meiner Jugend", sagte die scheidende Kanzlerin Angela Merkel auf die Frage danach, warum sie sich den DDR-Hit "Du hast den Farbfilm vergessen" für den zu ihren Ehren stattfindenden Großen Zapfenstreich wünschte. Diese Jugend habe "bekanntermaßen in der DDR stattgefunden" und das Lied "kam auch damals aus der DDR", so Merkel.

Bei einer Pressekonferenz nach der Bund-Länder-Runde zu neuen Corona-Maßnahmen war Merkel von einer Journalistin explizit nach dem Song von Nina Hagen gefragt worden. Am Donnerstagabend wird der Große Zapfenstreich stattfinden, bei welchem die Bundeskanzlerin feierlich verabschiedet wird. Dabei soll das Bundeswehr-Orchester – nach Merkels Wünschen – auch Hildegard Knefs "Für mich soll's rote Rosen regnen" und das Kirchenlied "Großer Gott, wir loben dich" zum Besten geben. Diese Musikauswahl stellte das Orchester vor einige Schwierigkeiten. Mehr dazu lesen Sie hier.

Außerdem spiele Hagens Lied "zufälligerweise" in einer Region, in der sich auch ihr vorheriger Wahlkreis befinde, so Merkel weiter. "Insofern passt alles zusammen."

In dem Lied aus dem Jahr 1974 beklagt sich Nina Hagen darüber, dass ihr Freund beim Urlaub auf der Ostseeinsel Hiddensee Farbfilme für die Kamera vergessen hat, sodass sich alle Urlaubserinnerungen ("Ich im Bikini und ich am FKK") nur in schwarz-weiß bewundern lassen. Hiddensee liegt heute im Bundestagswahlkreis Vorpommern-Rügen – Vorpommern-Greifswald I, den Merkel seit 1990 jedes Jahr direkt gewonnen hatte. 2021 trat sie nicht mehr an.

Nina Hagen: "überrascht"

Die Sängerin Nina Hagen selbst zeigte sich überrascht von der Musikauswahl der Kanzlerin: "Ich bin übrigens von der Zapfenstreich-Musikauswahl genauso überrascht worden, wie meine Freunde und meine Feinde gleichermaßen", sagte sie.

Nun ist der bekannte DDR-Schlager nach 16 Jahren Merkel-Regierung Teil des höchsten militärischen Zeremoniells der Bundesrepublik. Dieses gibt es bei ihrer Verabschiedung für Kanzlerinnen und Kanzler, Bundespräsidenten, Verteidigungsminister, Generäle und Admirale.

Der heute gebräuchliche Ablauf wird erstmals 1838 in Berlin aufgeführt. Dazu gehört etwa, dass der Zapfenstreich immer abends im Fackelschein stattfindet. Gespielt wird dabei eine historisch festgelegte Musikfolge, an deren Ende die Nationalhymne steht. Allein die sogenannte Serenade nach dem Aufmarsch kann variabel gestaltet werden. Die Geehrten dürfen dafür drei Stücke ohne besondere Vorgaben selbst wählen. Die jeweiligen Wünsche – etwa Pophits – werden dann für das Militärorchester umgeschrieben, das aus etwa einem Dutzend verschiedener Blasinstrumente und mehreren Schlagwerken besteht.

Früher vor allem Märsche

"Vor zwanzig Jahren hat man sich sicher andere Stücke gewünscht", sagt Hauptmann Jürgen Albrecht vom Zentrum Militärmusik der Bundeswehr. Vor der Jahrtausendwende sind es vor allem Märsche, die auch während der Serenaden gespielt werden. Zuletzt gibt es jedoch häufiger Modernes zu hören. "Wir als professionelles Orchester der Bundeswehr gehen auf diese Wünsche ein und setzen sie um."

Bundespräsident Joachim Gauck etwa wählte bei seinem Abschied den DDR-Rocksong "Über sieben Brücken musst du gehn" von Karat, sein Vorgänger Christian Wulff den Judy-Garland-Hit "Over The Rainbow".

Wie sehr ein Zapfenstreich ans Herz geht, zeigte sich bei Merkels Vorgänger Gerhard Schröder. Nach "Summertime" aus George Gershwins Oper "Porgy and Bess" und Kurt Weills "Moritat von Mackie Messer" aus Bertolt Brechts "Dreigroschenoper" setzte ein Trompeter zu Frank Sinatras "My Way" an – was den Kanzler zu Tränen rührte.

Das Lied trieft vor Ironie

Vor allem aus dem Verteidigungsministerium kamen zuletzt ungewöhnliche Wünsche: Franz Josef Jung lauschte der gediegenen Andrea-Bocelli-Schmonzette "Time To Say Goodbye", während es bei Karl-Theodor zu Guttenberg mit der Deep-Purple-Hardrock-Hymne "Smoke On The Water" etwas heftiger zur Sache ging. Thomas de Maizière ließ alle Scheu fahren und das Musikkorps den 1980er-Gassenhauer "Live Is Life" der österreichischen Popgruppe Opus aufspielen. Die heutige EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wählte etwa "Wind of Change" der Scorpions bei ihrem Abschied aus dem Bendlerblock.

Nun also der "Farbfilm". Das Lied triefe vor Ironie, schreibt Hagen in ihrer Autobiografie. Es atme "das giftige Grau von Bitterfeld und die Tristesse von Leipzig", es spiele "im Milieu einer irren Sehnsucht danach, dieser Schwarzweißwelt zu entfliehen".

Beim Zapfenstreich ist freilich nur eine Instrumentalversion zu hören. Das Kantig-Schroffe des Originals wird dabei wohl verloren gehen. Bleibt abzuwarten, ob es wie über die Nina im Lied auch über Merkel heißen könnte: "Die Tränen kullern heiß."

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz nach der Ministerpräsidentenkonferenz am 02.12.2021
  • Nachrichtenagentur dpa
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