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Tagesanbruch: #MeTwo, Kissinger is back, Blutmond über Deutschland


Tagesanbruch
Was heute Morgen wichtig ist

MeinungVon Ruediger Schmitz

27.07.2018Lesedauer: 5 Min.
Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Ali CanVergrößern des Bildes
Ali Can (Quelle: imago)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

Als Mesut Özil am Sonntag seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärte, schrieb er auch über seine Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung. Vor allem der Satz „Wenn wir gewinnen, bin ich Deutscher, wenn wir verlieren, bin ich Migrant“ sprach vielen Deutschen mit Migrationshintergrund aus der Seele.

Der Journalist und Autor Ali Can hat jetzt dazu aufgerufen, eigene Erfahrungen unter dem Hashtag #MeTwo zu sammeln.

Dort erzählen Menschen, was sie in Deutschland erlebt haben.

Große und kleine Geschichten werden hier geteilt, plakative und hintergründige, so wie diese hier: "Alle, die vor mir stehen und sagen 'ich sehe keine Hautfarben, für mich sind alle gleich' und damit wesentliche Teile meiner Identität und Lebensrealität leugnen“.

Es sind nicht immer die Überfälle und Gewalttaten, die absichtliche Hetze oder Gemeinheiten: Manchmal reicht schon ein unbedachtes Wort, um eine Verletzung auszulösen.

Zusammen ergeben die großen und kleinen Erfahrungsberichte ein Bild davon, wie es ist, in Deutschland als Mensch mit Migrationshintergrund aufzuwachsen. Die Aktion öffnet den Blick und hilft zu verstehen.

Ali Can wurde in Pazarcik in der türkischen Provinz Kahramanmara geboren. 1995 beschloss seine türkisch-kurdisch alevitische Familie, aus dem Südosten der Türkei auszuwandern und wegen der Benachteiligung und Diskriminierung von kurdischen Aleviten, Asyl in Deutschland zu ersuchen.

Heute gibt Can regelmäßig Workshops zum Umgang mit kultureller Vielfalt und hat einen Verein zum friedlichen Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen, Nationen und Religionen gegründet.

Inzwischen sind mehr als 5.000 Tweets von Menschen mit Migrationshintergrund zusammengekommen – ihre Geschichten zeigen, dass die Debatte über Diskriminierung und Vorurteile aktueller ist denn je.

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Kissinger, der große alte Mann der US-Außenpolitik: Das waren noch Zeiten, als er die US-Geopolitik stark beeinflusste und die Staatschefs als moralische Instanz und diplomatisches Schwergewicht durch schwere Zeiten lotste.

Damals war er einer der… Moment, wieso denn damals? Das US-Nachrichtenportal "The Daily Beast" behauptet jetzt, dass Kissinger immer noch kräftig mitmischt. Das Portal berichtet über mehrere Treffen von Trump mit Kissinger zu Beginn seiner Amtszeit.

Dabei soll der Ex-Chefdiplomat, der mit Hilfe von China einst Russland isoliert hatte, dem Präsidenten einen strategischen Plan eingeflüstert haben: die Eindämmung Chinas mithilfe Russlands. Schon länger versucht die Trump-Regierung, Gegenpole zur wachsenden Dominanz Chinas in Asien zu etablieren. Russland könnte einen wichtigen Baustein in diesem Konstrukt bilden.

Diese Theorie könnte auch plausibel machen, warum Trump den russischen Autokraten so hofierte – und warum er den eigenen Ermittlungsbehörden, die Beweise für die russische Einmischung in den Wahlkampf 2016 gesammelt hatten, in den Rücken fiel.

Das war bisher nämlich rational kaum erklärbar. Bis zu den Kissinger-Enthüllungen – die Sie hier nachlesen können.

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Hier und da ist Kritik an einem Alleingang von Juncker zu hören – aber der Besuch des EU-Kommissionspräsidenten bei US-Präsident Trump war letzten Endes erfolgreich. Der Handelskrieg, der zuletzt unausweichlich schien, wurde noch einmal abgewendet. Vorerst zumindest.

Beide Seiten zeigen sich willig, Handelsschranken für Industriegüter weitgehend abbauen zu wollen und auf gegenseitige Handelsstrafen bis auf Weiteres zu verzichten.

Das ist noch nicht der große Wurf, und das Szenario eines Handelskrieges ist noch nicht endgültig vom Tisch. Mit Inhalten sollen die Absichtserklärungen erst in den kommenden Wochen und Monaten gefüllt werden. Mein Kollege David Ruch hat für Sie zusammengefasst, was genau verhandelt wird, um den Handelsstreit zu beenden.

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Endlich: DFB-Präsident Reinhard Grindel hat sich nach langem Warten nun auch persönlich zu Mesut Özils Rassismus-Vorwürfen gegen ihn geäußert – und diese entschieden zurückgewiesen.

Dazu gesteht der 56-Jährige auch eigene Fehler ein: "Rückblickend hätte ich als Präsident unmissverständlich sagen sollen, was für mich als Person und für uns alle als Verband selbstverständlich ist: Jegliche Form rassistischer Anfeindungen ist unerträglich, nicht hinnehmbar und nicht tolerierbar."

Wirklich überzeugend ist das nicht. Besonders ärgerlich: Wieder einmal schiebt Grindel die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter vor, nimmt sie vorgeblich in Schutz. Doch den Mitarbeitern wurde nie etwas vorgeworfen – in der Schusslinie standen immer nur Grindel und die DFB-Spitze.

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Mittlerweile vier Millionen Klicks und eine große Diskussion: Ist sie eine Heldin oder nur eine Rechtsbrecherin? Die Rede ist von Elin Ersson. Die schwedische Studentin stoppte in einem Flugzeug auf dem Weg nach Istanbul die Abschiebung eines afghanischen Flüchtlings.

Den Vorfall übertrug Ersson live auf Facebook. Die Aufnahmen sind aufwühlend und bewegen viele Nutzer im Internet. Auf ihrer Facebook-Seite erhält die Studentin viele positive Reaktionen.

Aber: Wie in Deutschland gilt Afghanistan auch in Schweden als sicheres Herkunftsland. Eigentlich hatte sich die Studentin mit der Familie eines anderen, jüngeren Afghanen zusammengetan, der mit dem gleichen Flugzeug abgeschoben werden sollte - dann jedoch nicht an Bord war.

Meine Kollegin Caroline Mayr hat mit Elin Ersson gesprochen. Weiß die Schwedin mehr als die Richter, die über die Abschiebung entschieden haben? Machen Sie sich selbst ein Bild. Mayr und Arno Wölk haben die Geschichte im Video für Sie aufbereitet.

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Nach den Waldbränden in Griechenland und Schweden brannte es gestern auch in Deutschland. Das Feuer entstand in der Nähe von Potsdam direkt an der Autobahn - und breitete sich rasend schnell aus. An dem viel befahrenen Autobahndreieck brannten gestern Nachmittag Dutzende Hektar Kiefernwald.

Rund 200 Feuerwehrleute kämpften die ganze Nacht über gegen die Flammen. Sie schafften es, ein Übergreifen auf die Ortschaft Fichtenwalde zu verhindern. Autofahrer standen stundenlang im Stau, Potsdam versank im Verkehrschaos. Die Bewohner von Fichtenwalde konnten erst am Abend aufatmen. Die Einsatzkräfte entscheiden, dass eine zunächst angedachte Evakuierung nicht mehr notwendig sei.

"Die Gefahr ist erst mal gebannt", sagte der Vize-Landrat von Potsdam-Mittelmark, Christian Stein (CDU). Die Einsatzkräfte hätten die Flammen im Griff, es gebe keine Gefahr mehr, dass sie die Häuser erreichten.

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WAS STEHT AN?

Heute soll der heißeste Tag des Jahres werden: 38 Grad sind angekündigt. Das stimmt mich ein wenig wehmütig. Berlin ist im Sommer die schönste Stadt der Welt. Das liegt auch an den Tagen, vor allem aber an den Nächten. Ab morgen werden sie Tag für Tag wieder ein wenig kühler. Genießen wir die warme Luft rund um Mitternacht, so lange das noch möglich ist.

Und freuen Sie sich, wenn Sie in den nächsten Tagen nicht auf die Autobahn müssen. An diesem Wochenende sind in allen Bundesländern Ferien – Experten erwarten das größte Stauwochenende des Jahres.

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Der Blutmond kommt! Heute Abend ist am Himmel über Deutschland die längste totale Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts zu sehen.

Der Vollmond wird am 27. Juli in den Stunden vor Mitternacht für etwa zwei Stunden völlig in den Kernschatten der Erde eintauchen und sich kupferrot verfärben. Wir sagen Ihnen, wo Sie das Spektakel am besten verfolgen können.

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WAS AMÜSIERT MICH?

Gut, dass wir bei öffentlichen Veranstaltungen von aufmerksamen Security-Mitarbeitern geschützt werden. Schlecht, wenn wir dadurch lange warten müssen. Gut, wenn die Security-Mitarbeiter sich beeilen. Schlecht, wenn dadurch die Sorgfalt leidet, mit der sie ihren Job ausführen. Gut, wenn das jemand filmt. So haben alle etwas davon.

Ich wünsche Ihnen einen entspannten Freitag, ein schönes Wochenende – und freue mich darauf, Sie am Montag wieder begrüßen zu dürfen

Ihr Rüdiger Schmitz-Normann
Stellvertretender Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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