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Tagesanbruch: Schicksalswoche für die Union – Seehofers Abschiedsspiel?


Tagesanbruch
Was heute Morgen wichtig ist

MeinungVon Jan Hollitzer

Aktualisiert am 08.10.2018Lesedauer: 6 Min.
Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Angela Merkel, Horst SeehoferVergrößern des Bildes
Angela Merkel, Horst Seehofer (Quelle: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

Brett Kavanaugh ist Donald Trumps personifizierter größter Triumph. Einen Gefolgsmann am Obersten Gerichtshof der USA zu platzieren, ist ohnehin das Größte überhaupt, was ein amerikanischer Präsident zu leisten imstande ist. So jedenfalls sagt es Trump, der sich damit selbst verbal einen Orden verpasst. Wie schon so oft.

Monatelang schwelte der Streit um den Republikaner, der das Land spaltete. Selbst Vergewaltigungsvorwürfe und unter Eid aussagende Zeugen konnten seine Wahl nicht stoppen. In der neuen Besetzung vertritt der Supreme Court mehrheitlich ein konservatives Weltbild, was sich natürlich auf die Gesetzgebung auswirken wird.

Eine herbe Niederlage für die Demokraten. Und ein Zeichen der Geschlossenheit vor den so wichtigen Kongresswahlen.

Doch ist dem wirklich so?

Beobachter und Kenner der US-amerikanischen Politik sehen, wie die Demokraten aus der Berufung Kavanaughs neue Kraft schöpfen können. Denn Kavanaugh verkörpert nun mit all den abscheulichen Vorwürfen und seinem Wutauftritt die Republikaner. Er ist ihr neues Gesicht. Ob gewollt oder nicht. Die Diskussionen der letzten Zeit haben ihn dazu gemacht. Das wollen die Demokraten nutzen. Und durch seine Berufung haben sie ein populäres neues Wahlkampfthema. Sie wollen durch eine Mehrheit im Kongress ein Amtsenthebungsverfahren anstoßen. Zwar werden Richter am Supreme Court auf Lebenszeit ernannt, ein Impeachment ist aber möglich.

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In der Rückrunde der vergangenen Saison war VfB-Trainer Tayfun Korkut noch der gefeierte Mann. Der 44-Jährige führte die abstiegsbedrohten Stuttgarter aus dem Tabellenkeller und machte die Schwaben sogar zur zweitbesten Rückrunden-Mannschaft der Liga – nur Meister Bayern München war besser. Doch von dieser Euphorie war in der aktuellen Spielzeit nicht mehr viel zu spüren. Nach der Pleite in Hannover am Samstag zog VfB-Boss Michael Reschke die Reißleine und "beurlaubte" Trainer Korkut. Sein Rauswurf hat sich abgezeichnet – und ist folgerichtig und nachvollziehbar. Warum, erklärt Ihnen mein Kollege Noah Platschko in seinem Kommentar.

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WAS STEHT AN?

Die Woche der Wahrheit für die Union

Selten wurde einer Landtagswahl so entgegengefiebert wie der in Bayern am Sonntag. Es geht nicht nur um das Schicksal der CSU, die nicht mehr allein regieren können wird. Es geht um viele Personalien. Etwa um Horst Seehofer, der schon jetzt als Sündenbock für seine Parteikollegen feststeht. Es geht um sein ganz persönliches politisches Erbe. In Berlin scheint er noch immer nicht angekommen zu sein. Als Superminister scheint er überfordert. Er wirkt angeschlagen. Und in Bayern wollen sie ihn, nachdem er zehn Jahre als Ministerpräsident allein regieren konnte, vom Hof jagen. Wird es Seehofers Abschiedsspiel von der großen politischen Bühne?

Es geht um das Machtgefüge innerhalb der Partei. Und es geht auch um die CDU und somit um die gesamte Union. Wie wird Angela Merkel der Woche entgegensehen, die man als Schicksalswoche beschreiben kann? Ihr Auftritt beim Deutschlandtag der Jungen Union am Wochenende darf ihr jedenfalls Auftrieb geben. Die Kanzlerin wurde entgegen aller Erwartungen gefeiert. Die offene Revolte blieb aus. Und sie nutzte ganz routiniert eine willkommene Vorlage, um der Jugend zu zeigen, wie unzeitgemäß sie sich doch verhält. Denn diese wählte sich einen komplett männlichen Bundesvorstand zusammen. Mit einem freundlichen Hinweis, dass Frauen bereichernd sind, nicht nur im Privaten, sondern auch im Politischen, hat sie den Nachwuchs ganz nonchalant zurechtgewiesen.

Doch ganz unumstritten scheint Merkel auch bei der JU nicht zu sein. Sie stimmten nach ihrer Abreise für eine Forderung, die Amtszeit von Bundeskanzlern zu begrenzen. Aha. Das Signal dürfte wohl jeder verstanden haben.

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Nach der Schmach gegen Borussia Mönchengladbach hängt beim FC Bayern der Haussegen schief. Der blutleere Auftritt bei der 0:3-Heimpleite hat verdeutlicht: Der deutsche Rekordmeister befindet sich in einer handfesten Krise – und die Stimmung bei den erfolgsverwöhnten Münchnern scheint zu kippen. Trainer Niko Kovac verspürt zwar noch die Rückendeckung des Vereins, wirkt aber angeschlagen. Aber ist der Kroate wirklich der Richtige, um den Rekordmeister aus dem sportlichen Tief zu führen? Darüber diskutieren Heiko Ostendorp und Florian Wichert im Zweikampf der Woche.

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Flüchtlinge werden mit Rechten und Pflichten aus dem Grundgesetz vertraut gemacht. Darüber informiert sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beim Besuch einer Rechtsstaatsklasse im Frankfurter Amtsgericht. Anschließend setzt Merkel ihren eintägigen Besuch in Hessen in Darmstadt fort und besucht in den Mittagsstunden die Technische Universität. Bei einer Vorführung kommen Such- und Rettungsroboter des Teams "Hector" zum Einsatz, die zum Beispiel autonom nach verschütteten Menschen suchen können. Am Abend stellt sie sich in Trier ein weiteres Mal den Fragen von Bürgern zum Thema Europa. Sie kommt auf Einladung des Deutschen Volkshochschulverbandes. Die Serie der Bürgerdialoge hatte im Mai in Berlin begonnen.

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In Stockholm wird um 11.45 Uhr der Preisträger des diesjährigen Wirtschaftsnobelpreises verkündet. Im vergangenen Jahr wurde der US-amerikanische Forscher Richard Thaler für seine Arbeiten zur Verhaltensökonomie ausgezeichnet. Seine Forschung, so die Jury, habe bedeutsam zum Verständnis der Psychologie der Ökonomie beigetragen.

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Der Weltklimarat (IPCC) veröffentlicht in Südkorea einen Überblick darüber, wie der Mensch die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzen kann. Mehrere Hundert Forscher hatten Tausende von Studien der vergangenen Jahre über das 1,5-Grad-Ziel analysiert und bewertet. Eine Kurzfassung ihres langen Berichts vor allem für politische Entscheidungsträger wird nun nach mehrtägigen Beratungen des IPCC mit Staatsvertretern in Incheon präsentiert.

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Das Wuppertaler Landgericht will im Fall der Gruppenvergewaltigung eines 13-jährigen Mädchens in Velbert das Urteil verkünden. Angeklagt sind sechs Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren. Sie sollen dem Mädchen nach einem Freibadbesuch im April aufgelauert, es in einen Wald gezerrt und dort sexuell missbraucht haben. Eine Spaziergängerin war eingeschritten und hatte das Geschehen gestoppt.

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In Frankfurt fällt die Entscheidung über den Deutschen Buchpreis. Im Finale um den besten deutschsprachigen Roman des Jahres stehen sechs Autoren. Der Name des Siegers wird gegen 19 Uhr bekannt gegeben. Nominiert sind: Maria Cecilia Barbetta ("Nachtleuchten"), Maxim Biller ("Sechs Koffer"), Nino Haratischwili ("Die Katze und der General"), Inger-Maria Mahlke ("Archipel"), Susanne Röckel ("Der Vogelgott") und Stephan Thome ("Gott der Barbaren").

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WAS LESEN?

Millionen Jugendliche und junge Erwachsene zocken weltweit die Sportsimulation "NBA 2K" an Konsole und PC. Geld verdienen damit allerdings die Allerwenigsten. Zu ihnen gehört der 22-jährige gebürtige Dinslakener Jannis Neumann. Er spielt seit Frühjahr in der "NBA 2K League", der neuen eSport-Liga der NBA – und zwar ausgerechnet bei den Dallas Mavericks, dem Team der deutschen Basketball-Legende Dirk Nowitzki. Im Interview mit meinem Kollegen Alexander Kohne erzählt er aus seinem Alltag in der texanischen Metropole, spricht über den Titel "Nowitzki des eSports" – und erklärt, warum eSport die Olympischen Spiele nicht nötig hat.

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Kennen Sie das Phänomen der Bodenverflüssigung? Boden verwandelt sich plötzlich in Brei und verschlingt Häuser und alles, was sonst auf festem Grund stand. Ganze 1.000 Häuser sollen in Palu einfach so verschluckt worden sein. Sulawesi kämpft noch immer mit den Folgen des schweren Bebens und des Tsunamis. Es ist ein fortwährendes Drama, das jedoch an öffentlichem Interesse zu verlieren scheint. Das darf nicht passieren. Auf 1.650 wurde die Zahl der Todesopfer am Wochenende bereits nach oben korrigiert. 1.000 weitere Menschen werden noch vermisst. Hier können Sie sehen, was die Bodenverflüssigung nach dem Beben in Indonesien für ein Ausmaß hat.

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WAS ANSEHEN?

"Zum Ersten, zum Zweiten, geschreddert" ("going, going, gone"). So zitierte der Künstler Banksy auf Instagram die wohl überraschendste Aktion des Wochenendes. Teilnehmer im englischen Auktionshaus Sotheby's staunten nicht schlecht, als sich das gerade für umgerechnet 1,2 Millionen Euro versteigerte bekannte Werk "Girl and Balloon" des Graffiti-Künstlers selbst zerstörte. Banksy, der sich offen gegen die Kommerzialisierung in der Kunstszene bekennt, hat seine Aktion wohl jahrelang geplant. In den Rahmen des Bildes soll er einen Schredder eingebaut und so für das Überraschungsmoment gesorgt haben.

Bis jetzt ist die Identität des aus Bristol stammenden Künstlers nicht bekannt, diese PR-Aktion allerdings komplett geglückt. Denn "Girl and Balloon" ist jetzt noch wertvoller als bereits zuvor.

Hier gibt es ein Video vom Einsetzen des Gerätes in den Rahmen und der Schredderei.

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WAS AMÜSIERT MICH?

Adoptionen gibt es auch unter Tieren. Eine Rinderherde in Norddeutschland hat jetzt ein neues Mitglied. Hannes ist allerdings nicht der erste seiner Art, der von einer Rinderherde aufgenommen wurde. Bereits seit einigen Jahren lebt Sven bei einer anderen Herde an der Flensburger Förde, der immer mal wieder einige Monate verschwindet, stets aber zu seiner "Familie" zurückkehrt und selbst versucht, die Kühe zusammenzutreiben.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.

Ihr Jan Hollitzer
Stellvertretender Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de
Twitter: @janhollitzer

Mit Material von dpa.

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