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Tagesanbruch: 27 Millionen – Danke, liebe Leserinnen und Leser!


Was heute wichtig ist
Danke!

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 20.12.2019Lesedauer: 6 Min.
Meinung
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Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

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Quelle: t-online.de

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

und herzlichen Dank für Ihre Treue in diesem zu Ende gehenden Jahr. Morgen und am Montag gibt es noch zwei Tagesanbruch-Ausgaben, danach gönnen wir Ihnen und uns eine Pause bis zum 5. Januar. Vorher habe ich mir von meinen Kollegen noch rasch einige Zahlen geben lassen. Demnach wurde der Tagesanbruch in diesem Jahr schon mehr als 27 Millionen Mal gelesen. Bis gestern exakt 27.182.202 Mal, um genau zu sein. Hinzu kommen mindestens 800.000 Abrufe der Audio-Ausgaben. Damit ist der Tagesanbruch, so viel dürfen wir an dieser Stelle bei aller gebotenen Bescheidenheit vermerken, das führende tägliche Politikformat in Deutschland. Der Grund dafür? Ganz einfach: Ihre Treue, Ihre Anregungen, Ihre Weiterempfehlungen. Deshalb im Namen der gesamten t-online.de-Redaktion: Ganz herzlichen Dank an Sie alle!

Und hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

"Wenn die Weihnachtsglocken läuten, wird selbst der Teufel milde", lehrt uns ein schönes Tiroler Sprichwort. Nun wollen wir weder in die Haut des Beelzebubs schlüpfen noch tiefer ins Brauchtum des schönen Tirol eintauchen. Aber wir wollen uns diesen Spruch heute zu Herzen nehmen, nachdem wir in den vergangenen Wochen die Mächtigen dieses Landes manches Mal gepiesackt haben. Nicht nur wir. Der Tagesanbruch mag erfreuliche Verbreitung erfahren, aber es gibt ja auch noch andere Kommentatoren in unserer trubeligen Medienwelt. Nicht wenige Leitartikler rüffelten die Taten, Missetaten oder Nichttaten der Regierenden in der Außen-, Innen-, Klima-, Steuer- und Sonstnochwas-Politik kaum minder heftig. Kritik, wem Kritik gebührt. Aber heute wollen wir Milde walten lassen. Sogar die Selbstbeschäftigung mit der seltsamen Bonpflicht, die doch drei Viertel der Bürger für Killefitz halten, wollen wir den Damen und Herren nachsehen.

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Heute klopfen wir also dem Verkehrsminister, der sich immer weiter in seinem Mautwirrwarr verheddert, aufmunternd auf die Schulter. Wir flüstern der Landwirtschaftsministerin, die unter dem Druck der Chemielobby das Glyphosat-Verbot verschleppt, ein sanftes "Nicht so schlimm!" ins Ohr. Wir zeigen uns solidarisch mit der Justizministerin, die offenbar nicht recht durchdacht hat, welche Tücken in ihrem Gesetzentwurf für das Knacken von Onlinepasswörtern lauern. Wir applaudieren dem Innenminister, der in der Grenzpolitik zu einer humanen Linie zurückfindet, und sehen geflissentlich darüber hinweg, dass er an der Aufgabe scheitert, die rasant steigenden Mieten in Großstädten einzudämmen. Wir freuen uns mit der Verteidigungsministerin, die sich zwar nicht entscheiden kann, ob sie sich auf die Regierungsarbeit, die Reform der CDU oder das Warmlaufen als Kanzlerkandidatin konzentrieren soll, aber immerhin spannende Orte wie Zypern (Griechenland) und Koulikoro (Mali, glaube ich) bereisen darf. Wir vergeben der Bildungsministerin, dass wir uns fragen müssen, was eigentlich die Bildungsministerin macht. Wir spenden dem Finanzminister Trost, der sich zwar in der Bevölkerung beachtlicher Beliebtheit erfreut, nicht aber in der eigenen Partei. Beim Außenminister, dem es ebenso ergeht, tun wir es dito. Und natürlich zollen wir der Kanzlerin Respekt, die im Herbst ihre Amtszeit nicht mehr führen mag, aber nach all den Jahren immerhin immer noch da ist.

Schlussendlich gönnen wir auch dem neubesetzten Koalitionsausschuss mit den Damen Esken, Kramp-Karrenbauer und Merkel sowie den Herren Walter-Borjans, Mützenich, Scholz, Söder und Brinkhaus, die sich gestern Abend erstmals in dieser Runde beschnupperten, alle Zeit der Welt. Das erste Spitzentreffen sei "ohne konkrete Beschlüsse zu Ende gegangen", vernehmen wir. Man knabberte Nürnberger Lebkuchen und kredenzte sich Tee-Präsente, dann ging man wieder nach Hause. Erst Ende Januar will man sich wieder zusammensetzen. Solange gedulden wir uns gern und warten einfach ab, bis es in Sachen Infrastrukturpaket, Grundrente, Pflegeversicherung, Kohleausstieg, Mobilfunknetz, Syrien-Krise und europäischer Flüchtlingspolitik irgendwann mal was Konkretes gibt. Solange knabbern auch wir Plätzchen und trinken ein paar Tässchen Tee oder schauen neugierig ins Ausland, ob dort irgendwo mehr demokratischer Tatendrang zu beobachten ist.

Leicht wird das nicht. Denn dort sehen wir den Boris, der seine Inseln mit Volldampf aus der EU und in eine ungewisse Zukunft zerrt. Wir sehen den Donald drüben in Amerika, der sich nach dem Start des Amtsenthebungsverfahrens wie Rumpelstilzchen höchstpersönlich aufführt. Wir sehen den Wladimir im Osten, der dem wachsenden Unmut seiner Untertanen wenig mehr als eine weitere Propagandaveranstaltung entgegenzusetzen vermag. Nein, das ist alles auch nicht wirklich erstrebenswert. Ja, da geben wir uns lieber mit dem zufrieden, was wir haben. Im Vergleich zu vielen anderen Ländern auf der Welt schlägt sich unsere Regierung doch ganz passabel, denken wir in vorweihnachtlicher Stimmung.

So, und bevor uns nun das Süßholz auf der Raspel ausgleitet, schauen wir an einen gar nicht weit entfernten Ort, an dem die Probleme ungleich größer sind als hierzulande.


WAS STEHT AN?

Es ist jetzt nicht die Zeit, draußen in einem Verschlag unter einer Plastikplane zu hausen. Eigentlich auch sonst nie, aber im Winter erst recht nicht. Regen, Kälte und Tristesse machen dieser Tage auch vor den südlicheren Gefilden der Ägäis nicht halt. Dort stehen die Plastikplanen dicht gedrängt, das nasse Wetter hat den Boden aufgeweicht, und was einmal staubige Wege waren, hat sich in Morast und Schlamm verwandelt. Angesichts einer solchen Lage können selbst robuste Naturen in Schwermut verfallen, vor allem, wenn man nicht weiß, wann oder wie das einmal enden soll. Willkommen, müsste man den festsitzenden Flüchtlingen auf den griechischen Inseln desillusioniert zurufen, willkommen im christlichen Abendland.

Die weniger robusten Naturen haben den Verhältnissen wenig entgegenzusetzen. In diesem Video der Kollegen von der BBC, das ich Ihnen unabhängig von guten oder schlechten Englischkenntnissen ans Herz lege (achten Sie aufs Schuhwerk!), berichten Hilfsorganisationen von Selbstverletzungen und Suizidversuchen unter Jugendlichen und Kindern. Und von Achtjährigen, die sagen, sie möchten nicht mehr leben. Für die Menschen auf den Inseln geht es nicht vor und nicht zurück. Sie sitzen in den Flüchtlingslagern wie beispielsweise Moria auf Lesbos in der Falle. Bis zur Bearbeitung ihres Asylantrags kann es Jahre dauern. Die griechische Regierung will das Problem mit Containern statt mit zügigen Verfahren lösen.

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Das christliche Abendland ist ein problematischer und oft missbrauchter Begriff. Aber auch in unserer weitgehend säkularisierten Gesellschaft halten wir an seinen Riten fest: Der Nikolaus kommt für die Kleinen, die Großen rüsten sich derweil zur Materialschlacht unterm Weihnachtsbaum. Ostern läuten immer noch die Glocken, und zur Hochzeit geht es doch noch mal in die Kirche. Es sei jedem gegönnt. Ob aber der Begriff des christlichen Abendlandes noch eine Restbedeutung hat, entscheidet sich nicht beim Intonieren der Weihnachtslieder. Es entscheidet sich an den Grenzen. Ein bisschen Barmherzigkeit für die Gestrandeten, die ohne echte Herberge durch den Winter kommen müssen, gehört selbst zum Minimalanspruch christlicher Kultur dazu, und zum abendländischen Humanismus ebenso. Denn die Leute unter den Planen müssen länger aushalten als die paar Tage, die das geheiligte Pärchen und ihr Kind vor 2.000 Jahren zwischen Ochs und Esel überstehen mussten. Ohnehin schauten bei denen ziemlich schnell drei Könige mit Geschenken vorbei.

Auf den Inseln der Ägäis würde man solch prominenten, einflussreichen Besuch sicher auch gern begrüßen. Nur müssten die drei Wohltäter statt Weihrauch, Gold und Myrrhe eine schwer beladene Karawane mit bearbeiteten Asylanträgen dabeihaben: Einreiseerlaubnis oder Ausreisebescheid, Hauptsache eine Entscheidung. Wenn man es recht bedenkt, braucht man dafür eigentlich kein König zu sein. Europäischer Politiker oder Bürokrat mit Entscheidungskompetenz, das wäre schon genug. Man müsste bloß das christliche Abendland retten wollen.


Nach dem Bundestag entscheidet heute auch der Bundesrat über das Klimapäckchen der Regierung. Außerdem geht es um den Bundeshaushalt 2020, die Masernschutz-Impfpflicht, bessere Betriebsrenten, die Wiedereinführung der Meisterpflicht und ein schärferes Waffenrecht.

Der sächsische Landtag wählt den Ministerpräsidenten. Wir dürfen davon ausgehen, dass Michael Kretschmer mit seiner schwarz-rot-grünen Koalition eine stabile Mehrheit bekommt. Anschließend wird das neue Kabinett vereidigt.

Im britischen Parlament bringt Premierminister Boris Johnson sein Ratifizierungsgesetz für den Brexit-Deal ein. Anschließend sollen die Abgeordneten über das Austrittsabkommen mit der EU abstimmen und eine Verlängerung der bis Ende 2020 vorgesehenen Übergangsfrist ausschließen. Nach dem monatelangen Tohuwabohu wird es wohl endlich eine Entscheidung geben.


WAS LESEN UND ANSCHAUEN?

Hierzulande freuen sich Kinder auf Weihnachten. Andernorts freuen sich Kinder, wenn sie keine Not leiden müssen. Doch viele müssen es, oben haben Sie es gelesen. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen macht uns darauf aufmerksam, indem es die Unicef-Fotos des Jahres kürt. Hier sind die Bilder.


Die AfD ist anders als die anderen Parteien. Sie profiliert sich als Anti-Establishment-Kraft, sie duldet Extremisten in ihren Reihen – und sie ist außerordentlich erfolgreich damit, andere herabzuwürdigen. Wobei "andere" wahlweise Migranten, Politiker oder Journalisten sein können. Der Politikberater Erik Flügge hat die, wie er es nennt, "Lügenpresse-Strategie" der AfD in einem lesenswerten Thread entlarvt.


WAS AMÜSIERT MICH?

Manche Tiere finden wir besonders sympathisch. Kängurus zum Beispiel. Erst recht natürlich unseren eigenen Hund. Das kann zu Konflikten führen, zum Beispiel, wenn das eine sympathische Tier das andere sympathische Tier in den Schwitzkasten nimmt. Da muss man dem Känguru schon mal eine reinhauen. Und dann guckt es dumm. Aber irgendwie mag man es trotzdem.

Ich wünsche Ihnen einen friedlichen Freitag. Morgen bekommen alle Abonnenten die Samstagsausgabe geschickt, mein Kollege Marc Krüger und ich unterhalten uns über… na, lassen Sie sich überraschen. Am Montag erscheint der letzte Tagesanbruch dieses Jahres. Herzliche Grüße

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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