Sprengsatz passt ins Bild Steckt die Mocro-Mafia hinter der Explosion in Köln?
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.In Köln detoniert am Montagmorgen ein Sprengsatz. Später taucht ein Video von der Tat auf. Ein Experte äußert sich zum Sprengsatz. Kommt er von der Mocro-Mafia?
Eine brennende Lunte und kurz darauf eine gleißend helle Explosion. Ein Video zeigt, wie eine unbekannte Person eine blaue Plastiktüte in einen Hauseingang in der Kölner Innenstadt legt und anzündet. Die Detonation hat Teile des Hauseingangs schwer beschädigt, wie Fotos von vor Ort zeigen. Eine Person, die sich wohl zufällig ebenfalls in dem Hauseingang aufhielt, wurde leicht verletzt, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet.
Der Waffenexperte Lars Winkelsdorf vermutet, dass es sich um illegales Feuerwerk handelt. "Für die Verwendung von sogenannten Polenböllern spricht die langsame Detonation und die brennende Lunte", sagte der Experte t-online. Feuerwerkskörper, die etwa in Polen oder Tschechien zum Verkauf stehen, haben ein Vielfaches der Sprengkraft deutscher Böller. In der Bundesrepublik sind Besitz, Erwerb und Verkauf der meist ungeprüften Feuerwerksartikel verboten.
Böller reißt Kind zwei Finger ab
Ungefährlich sind die verbotenen Böller keinesfalls, wie die Meldungen aus den grenznahen Regionen rund um Silvester jedes Jahr zeigen. In einem Präventionsfilm warnt die Bundespolizei eindrücklich vor dem verbotenen Feuerwerk und berichtet darin unter anderem von einem 12-Jährigen, der beim Hantieren mit einem von Erwachsenen zurückgelassenen illegalen Böller zwei Finger verlor.
Auch Experte Winkelsdorf warnt: "Die Böller können tödliche Verletzungen verursachen; sie sind nicht ohne Grund verboten." Das gelte in erster Linie für Personen, die sich im Nahbereich der Detonation befänden.
"Im Fall von Köln war wahrscheinlich ein hoher Magnesiumanteil für die helle Detonation verantwortlich." Brennendes Magnesium kann bis zu 3.000 Grad heiß werden. Unter anderem wird es in Blendgranaten und Brandbomben verwendet. "Die vermeintlichen Böller sind wie kleine Handgranaten – das ist schon heftig."
Mocro-Mafia in Köln aktiv?
In den Niederlanden kommt es bereits seit Längerem immer wieder zu Gewalteskalationen im Bereich der organisierten Kriminalität. Zu den Akteuren zählt unter anderem die Mocro-Mafia, die zuletzt auch in Deutschland für Schlagzeilen sorgte. Auf Anfrage von t-online bestätigten die niederländischen Ermittler, dass die Kriminellen dieser Gruppe verschiedenste Sprengstoffe verwenden. "Dazu gehören unter anderem schwere Feuerwerkskörper, aber auch selbst hergestellte Sprengstoffe oder Flaschen mit brennbarem Material", sagte Sara Tillart, Leitende Sprecherin der Polizei in Amsterdam.
Erst im Sommer dieses Jahres sprach die Polizei in NRW von einer "neuen Dimension der Gewalt". Eine Verbindung zur organisierten Kriminalität in den Niederlanden scheint denkbar. "Die niederländische Drogenmafia ist längst hier", hieß es damals von Michael Mertens, NRW-Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP).
Mocro-Mafia bekannt für Explosionen
Zum Handwerkszeug der sogenannten Mocro-Mafia gehören Explosionen und äußerste Gewalt. Den Namen hat die Mafia-Organisation in erster Linie von den Medien bekommen, Ermittler verwenden ihn nicht. Er ist darauf zurückzuführen, dass der organisierte Drogenhandel in der Vergangenheit größtenteils über Verbindungen nach Marokko agierte.
Noch bis 2010 soll der Großteil des in Europa gehandelten Marihuanas seinen Ursprung in Marokko gehabt haben. Durch eine weitere Internationalisierung und Ausweitung der Handelsstrukturen dürfte die Mocro-Mafia heute einen Großteil ihres Gewinns über den Verkauf von Kokain einfahren.
- Gespräch mit Lars Winkelsdorf
- drugcom.de: "Wo der Hanf herkommt"
- bghm.de: "Tätigkeiten mit Magnesium" (pdf)
- presseportal.de: "Bundespolizei mit eigenem Aufklärungsfilm im Kampf gegen illegales Feuerwerk"
- msdmanuals.com: "Brandbomben und Fluorwasserstoff (HF)"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Anfrage bei den Ermittlungsbehörden in den Niederlanden