Newsblog zum Ukraine-Krieg Russland meldet angeblichen Vorstoß im Nordosten

Russlands Militär rückt wohl weiter vor. Selenskyj fordert ein Vorgehen gegen Russland, Iran und Nordkorea. Alle Entwicklungen im Newsblog.
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Freitag, 20. Juni
Weiterer Austausch von Kriegsgefangenen zwischen Russland und Ukraine
Russland und die Ukraine haben ihren in Istanbul vereinbarten Austausch von Kriegsgefangenen fortgesetzt. Der mittlerweile sechste Austausch fand erneut an der ukrainisch-belarussischen Grenze statt, wie das Verteidigungsministerium in Moskau mitteilte. Zahlen nannte es nicht. Medien zufolge übergaben beide Seiten die gleiche Anzahl an Gefangenen.
Wenig später bestätigte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Vorgang. "Die Mehrzahl der Kämpfer, die heute aus russischer Gefangenschaft zurückkehren, war dort über zwei Jahre", schrieb der Staatschef bei Telegram. Es handele sich dabei unter anderem um Verteidiger der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol im Donezker Gebiet, aber auch Soldaten, die in den Regionen Luhansk, Charkiw oder Tschernihiw in Gefangenschaft gerieten.
Anfang Juni hatten Moskau und Kiew bei Gesprächen in der Türkei einen Gefangenenaustausch in mehreren Etappen für Soldaten unter 25 Jahren sowie schwer verletzte und schwer kranke Gefangene vereinbart. Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zufolge sollen bereits über 900 Gefangene ausgetauscht worden sein. Aus Kiew gab es bisher keine Angaben dazu. Dazu hat Moskau noch mehrere Tausend ukrainische Gefallene an Kiew überstellt.
Russisches Verteidigungsministerium meldet Vorstoß im Nordosten der Ukraine
Russische Truppen setzen nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau ihren Vormarsch im Nordosten der Ukraine fort. In der Region Charkiw sei die Siedlung Moskowka erobert worden, teilt das Ministerium mit. Die Angaben aus der Gefechtszone können unabhängig nicht überprüft werden.
Iranischer Raketenschlag tötet ukrainische Familie in Israel
Der Krieg im Nahen Osten triff immer mehr Zivilisten. Bei einem Luftangriff auf Israel wurde nun eine ukrainische Familie getötet – die sich in dem Land nur wegen eines Schicksalsschlages aufhielt. Mehr dazu lesen Sie hier.
Putins große Wirtschaftsshow gerät zum Spagat
Russlands Wirtschaft schlittert in die Rezession. Jetzt gehen dem Land die Kartoffeln aus. Vom Nachbarn Belarus kommt ein zynischer Rat. Mehr dazu lesen Sie hier.
Russische Drohne zerstört mehrstöckiges Wohnhaus in Odessa
In Odessa sind nach dem Einschlag einer russischen Kampfdrohne in ein vierstöckiges Wohnhaus Böden und Wände eingestürzt. Möglicherweise sind Menschen unter den Trümmern gefangen. Wie die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform berichtet, gab Bürgermeister Hennadiy Trukhanov dies auf Telegram bekannt. "Als Folge eines Drohnenangriffs ist ein Großbrand ausgebrochen, der ein vierstöckiges Wohnhaus buchstäblich zerstört hat", schrieb er. Nach Angaben des Bürgermeisters sind die Böden und Wände des Gebäudes eingestürzt, und möglicherweise sind Menschen unter den Trümmern gefangen. "Die Rettungsdienste sind im Einsatz", so Trukhanov.
Der russische Angriff, den Rettungsdienste als "massiv" bezeichneten, erfolgte gegen ein Uhr nachts Ortszeit. Die Angriffsdrohnen trafen über 10 Ziele, darunter sieben Wohngebäude, und führten zu mehreren Großbränden. Bei einem der Angriffe geriet auch ein 23-stöckiges Wohngebäude zwischen dem 18. und 20. Stockwerk in Brand, woraufhin über 600 Menschen evakuiert werden mussten.
Donnerstag, 19. Juni
Selenskyj fordert Vorgehen gegen Russland, Iran und Nordkorea
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zu gemeinsamem internationalem Vorgehen gegen die Achse aus Russland, dem Iran und Nordkorea aufgerufen. "Jetzt versucht Russland, das iranische Atomprogramm zu retten - anders kann man die öffentlichen Signale und die nicht-öffentlichen Aktivitäten nicht deuten", sagte Selenskyj in Kiew.
Immer, wenn ein Partner Russlands unter Druck gerate, versuche Moskau zu intervenieren. Es müsse verhindert werden, dass solch aggressive Staaten sich zusammenschließen. Der russische Präsident Wladimir Putin hat angeboten, dass Russland eine friedliche Atom-Nutzung im Iran sicherstellen könnte, um die befürchtete nukleare Bewaffnung zu vermeiden.
Russland schickt tote Russen statt Ukrainer zurück
Die Ukraine hat bei einem Leichenaustausch mit Russland auch tote russische Soldaten erhalten. Das teilte der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko in einem Beitrag auf Telegram mit. Er vermutet dahinter eine perfide Strategie Putins. Mehr dazu lesen Sie hier.
Selenskyj ernennt neuen Heereskommandeur
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Brigadegeneral Hennadij Schapowalow zum neuen Kommandeur der Bodentruppen des von Russland angegriffenen Landes ernannt. Die Präsidialverwaltung in Kiew veröffentlichte den entsprechenden Erlass. Schapowalow war nach Angaben des Portals "Kyiv Independent" zuletzt Verbindungsoffizier in dem Nato-Stab in Wiesbaden gewesen, der Militärhilfe für die Ukraine koordiniert.
Die Umbesetzung im Heer wurde notwendig, nachdem der bisherige Kommandeur Mychajlo Drapatyj Anfang Juni um Entlassung gebeten hatte. Er übernahm die Verantwortung für den Tod von zwölf Soldaten. Sie waren bei einem russischen Raketenangriff auf einen Truppenübungsplatz im Gebiet Dnipropetrowsk ums Leben gekommen.
Militärexperte Reisner: "Dann kommt es zum Zusammenbruch der Front"
Nacht für Nacht neue Luftangriffe, schwere Gefechte im Donbass: Russland setzt seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine erbittert fort. Im Osten zeigt sich eine neue Taktik auf dem Gefechtsfeld. Mehr zur aktuellen Frontlage in der Ukraine lesen Sie hier.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters und AFP