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US-Waffen für die Ukraine: "Das muss ein schlechter Scherz sein"


US-Waffen für Ukraine
Zehn Raketen? "Das muss ein schlechter Scherz sein"

Von t-online, cc

Aktualisiert am 11.07.2025 - 07:21 UhrLesedauer: 4 Min.
Trump (r.) und Selenskyj vor wenigen Tagen bei einem Nato-Treffen in den Niederlanden.Vergrößern des Bildes
Trump (r.) und Selenskyj im Juni 2025 bei einem Nato-Treffen in den Niederlanden. (Quelle: UKRAINIAN PRESIDENTIAL PRESS SERVICE)
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Die US-Regierung kündigt weitere Waffenhilfe für die Ukraine an. Doch deren mutmaßlicher Umfang löst Kopfschütteln aus. Derweil rüstet Putin weiter auf.

Nachdem monatelang unklar gewesen ist, ob und in welcher Form die USA ihre militärische Unterstützung für die Ukraine fortsetzen, spricht Kiew nun von konkreten Schritten der US-Regierung in Sachen Waffenlieferungen. Demnach liege Präsident Wolodymyr Selenskyj ein konkreter Zeitplan für die Wiederaufnahme von US-Waffenlieferungen vor. Das sagte Selenskyj nach Gesprächen mit US-Präsident Donald Trump.

Bereits am Dienstag hatte Trump gesagt, die USA würden mehr Waffen an die Ukraine schicken, um dem Land zu helfen, sich gegen die zunehmenden russischen Vorstöße zu verteidigen. Das Paket könnte defensive Patriot-Raketen und offensive Mittelstreckenraketen umfassen (GMLRS), eine finale Entscheidung über die genaue Ausrüstung wurde allerdings noch nicht getroffen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen in der US-Administration.

Video | So gefährlich ist Putins Hyperschall-Rakete wirklich
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Quelle: t-online

Wie das US-Politikportal "Axios" berichtet, soll ein erstes Hilfspaket der Amerikaner allerdings nur zehn Patriot-Flugabwehrraketen enthalten. "Wenn die USA uns nur zehn Raketen schicken wollen, muss das wohl ein schlechter Scherz sein", zitiert das britische Magazin "Times" einen ukrainischen Luftwaffenoffizier. "Das reicht nicht einmal für eine Schlacht."

USA verfügen noch über 3,86 Milliarden Dollar möglicher Hilfe

Allerdings sollen die Bestände der US-Regierung an Patriot-Raketen derzeit nur noch bei 25 Prozent der ursprünglich vorgesehenen Kapazitäten liegen. Der britische "Guardian" berichtet, dass dies Unruhe in der Trump-Administration ausgelöst habe. Washington fürchtet offenbar, sich im Ernstfall nicht ausreichend verteidigen zu können.

Die Hersteller der Patriot-Raketen kommen derweil mit der Produktion der Abwehrwaffen nicht hinterher. Wie n-tv berichtet, soll etwa Lockheed Martin – der führende Hersteller von Patriot-Raketen, gefolgt von Raytheon – derzeit nur bis zu 500 Patriot-Raketen pro Jahr produzieren. Laut Militärexperten stellt Russland inzwischen jedoch 300 Geran-2-Drohnen innerhalb weniger Tage her. Zusätzlich soll Russland auch tausende Raketen vom befreundeten Regime aus Nordkorea erhalten.

Russlands Präsident Wladimir Putin setzt laut Militärstrategen also alles daran, die ukrainische Luftabwehr zu überfordern, die ukrainischen Truppen an der Front in einem Abnutzungskrieg auszubluten und bei der Produktion von Kriegsgerät die westlichen Kapazitäten zu übertreffen. Bislang sieht es so aus, als könnte diese Rechnung aufgehen, denn westliche Regierungen – allen voran die USA – taten sich zuletzt schwer mit ihrer Unterstützung für Kiew.

Patriots haben für Ukraine oberste Priorität

Seit Januar 2025 hatte die Trump-Regierung nur Waffen an die Ukraine geschickt, die noch vom ehemaligen Präsidenten Joe Biden genehmigt wurden. Biden war ein entschiedener Unterstützer Kiews; von Präsident Trump kamen in den vergangenen Monaten hingegen gemischte Signale. Mal lobte er Russland und kritisierte Selenskyj scharf, dann wiederum zeigte er sich mit Putin unzufrieden. Zuletzt kritisierte er den russischen Machthaber scharf. "Er tischt uns eine Menge Schwachsinn auf", sagte Trump vor wenigen Tagen.

Sollten sich die USA tatsächlich zur Lieferung entscheiden, würden die Waffen im Rahmen einer Ausnahmegenehmigung bereitgestellt, der Presidential Drawdown Authority. Diese erlaubt es dem Präsidenten, aus den Waffenbeständen zu schöpfen, um Verbündeten in einem Notfall zu helfen. Den USA stehen noch 3,86 Milliarden Dollar aus der Presidential Drawdown Authority für die Ukraine zur Verfügung. Die letzte Abzugsgenehmigung wurde von Biden am 9. Januar in Höhe von 500 Millionen Dollar erteilt.

Die oberste Priorität der Ukraine sind Patriot-Systeme, um russische Drohnen und Raketen abfangen zu können. Außerdem fehlt dem Land an der Front Munition für die mobile Raketenartillerie GMLRS. Diese könnte ebenfalls in dem Paket enthalten sein. Die Waffen könnten innerhalb weniger Tage an die Front gebracht werden, da die Bestände in Europa gelagert sind.

Selenskyj: "Deutschland ist bereit"

Zuletzt griff Russland die Ukraine immer stärker mit Drohnen und Raketen an. In der Nacht zu Mittwoch attackierte Russland das Nachbarland mit einer Rekordanzahl an Drohnen – mehr als 700 Stück in einer Nacht. In der darauffolgenden Nacht waren es mehr als 400. Nur etwa die Hälfte davon konnte von der ukrainischen Flugabwehr abgefangen werden – eine der schlechtesten Quoten seit Kriegsbeginn. Militärexperten werteten das als Zeichen, dass Kiews Bestände an Flugabwehrmunition zur Neige gehen.

Die Ukraine bittet seit Langem um mehr Unterstützung bei der Flugabwehr. Dieser Bitte will nun auch Deutschland nachkommen. Die Bundesregierung hat sich nach Angaben von Selenskyj daher bereit erklärt, Kiew den Kauf von zwei Flugabwehrsystemen vom Typ Patriot zu finanzieren. "Deutschland ist bereit, es gibt eine Vereinbarung, zwei Systeme zu bezahlen", sagte Selenskyj auf einer Pressekonferenz in Rom. Dort findet eine Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine statt. Laut Selenskyj gibt es darüber hinaus auch eine Zusage aus Norwegen für den Ankauf eines weiteren Patriot-Systems.

Zuvor hatte bereits Bundeskanzler Friedrich Merz angekündigt, Patriots für die Ukraine kaufen zu wollen. Er nannte aber keine konkreten Zahlen. Deutschland hat die Ukraine bereits massiv mit Luftverteidigungssystemen unterschiedlicher Bauart unterstützt. Die Patriots ("Phased Array Tracking Radar for Intercept on Target") zählen zu den modernsten Flugabwehrsystemen der Welt.

Selenskyj selbst bezifferte den Bedarf auf insgesamt zehn Patriot-Systeme. Er habe darüber auch mit US-Präsident Donald Trump gesprochen, sagte er.

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