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BVB: So könnte Trainer Lucien Favre Borussia Dortmund wieder hinkriegen


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So könnte Taktik-Fuchs Favre den BVB wieder hinkriegen

t-online, Constantin Eckner

Aktualisiert am 23.05.2018Lesedauer: 4 Min.
Erfahrener Coach mit klaren Vorstellungen: Lucien Favre wechselt zu Borussia Dortmund. Zuvor trainierte er in der Bundesliga Borussia Mönchengladbach und Hertha BSC.Vergrößern des BildesErfahrener Coach mit klaren Vorstellungen: Lucien Favre wechselt zu Borussia Dortmund. Zuvor trainierte er in der Bundesliga Borussia Mönchengladbach und Hertha BSC. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)
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Der neue BVB-Trainer Lucien Favre gilt als Taktik-Fachmann. Gerade in diesem Bereich hat er klare Vorstellungen. Fraglich erscheint aber, ob diese zum aktuellen Kader passen.

Borussia Dortmund hat einen neuen Trainer. Was die Spatzen bereits vom Dach des Westfalenstadions pfiffen, wurde nun offiziell bestätigt: Lucien Favre leitet ab Juli die Geschicke beim strauchelnden Top-Club. Doch wird sein Spielstil zum BVB passen?

Vielen Bundesliga-Fans ist Favre vorrangig aus seiner Zeit bei Hertha BSC und vor allem Borussia Mönchengladbach bekannt. Über einige Jahre hinweg etablierte der Schweizer die Gladbacher im vorderen Tabellendrittel, bevor er 2015 eine Krisenzeit erlebte und das Handtuch warf. Favre manövrierte den Verein durch unruhige Gewässer, als er sein Amt antrat und als nach der ersten Erfolgssaison Starspieler wie Marco Reus und Dante adieu sagten.

Favres Weiterentwicklung in Nizza

Er blieb dabei immer seiner Spielidee treu, was ihm manche als mangelnde Flexibilität auslegten und andere hoch anrechneten. Favre vertraute stets auf ein 4-4-2 mit eng stehenden Ketten. Kompaktheit war für ihn oberstes Gebot. Er wollte dem Gegner keinen Raum geben und verzichtete deshalb auch oftmals auf allzu aggressives Pressing. Stattdessen ließen die Gladbacher fast schon freiwillig den Gegner in die eigene Spielhälfte eindringen, nur um dann den Weg in den Strafraum zu vernageln. Viele Mannschaften kamen oftmals nur aus der Distanz zum Torabschluss oder ihre Schüsse wurden vom kompakten Gladbacher Pulk geblockt.

In den letzten zwei Jahren hat sich Lucien Favre jedoch weiterentwickelt. In Diensten vom OGC Nizza, mit dem er in seiner Debütsaison den dritten Platz in der französischen Ligue 1 erklomm, wich er häufiger vom 4-4-2 ab. Dreierketten kamen vermehrt zum Einsatz. Favre wirkte in seinem Handeln flexibler, aber seine Spielidee blieb unverkennbar. Und als i-Tüpfelchen brachte er sogar Enfant terrible Marco Balotelli wieder in die Spur.

Die Lehren aus dem Bosz-Desaster

Beim BVB wird er sicherlich auch auf den einen oder anderen eitlen Star treffen. Die Mannschaft aus dem Ruhrpott entwickelte in der jüngeren Vergangenheit ein gewisses Eigenleben mit vielen Egoismen. Aber das wird gewiss nicht Favres größte Sorge sein. Vielmehr sollte ihm die anfällige Defensive der Schwarzgelben Kopfzerbrechen bereiten. Übergangstrainer Peter Stöger konnte trotz aller Bemühungen, die Arbeit gegen den Ball nicht entscheidend verbessern. Immer wieder schlug es im Gehäuse von Torhüter Roman Bürki ein, was dem BVB letztlich auch eine bessere Platzierung in der Abschlusstabelle kostete.

Nun soll der Schweizer Favre die Löcher stopfen. Dafür wird er jedoch kein gänzlich neues Personal erhalten, sondern weitgehend mit dem Kader arbeiten, der auch jetzt schon unter Vertrag steht. Eventuell verlässt der einstige Abwehrchef Sokratis den Klub. Mit Manuel Akanji wurde bereits im Winter ein talentierter Innenverteidiger nach Dortmund geholt. Der junge Dan-Axel Zagadou geriet zuletzt etwas in Vergessenheit, ist aber weiterhin ein Versprechen an die Zukunft. Doch mit einzelnen Personalumstellungen wird Favre die Probleme im Stellungsspiel und Deckungsverhalten sowieso nicht lösen können.

Stattdessen wird er aller Voraussicht nach auf jene Spielidee zurückgreifen, die ihm in den vergangenen Jahren – insbesondere bei Borussia Mönchengladbach – viel Erfolg einbrachte. Für die Dortmunder Mannschaft bedeutet dies jedoch einen großen Einschnitt, denn ein derart kompaktes 4-4-2 hat sie eigentlich noch nie praktiziert. Auch müssen manche Spieler in neue Rollen hineinwachsen. In der Angriffsreihe vertraut Favre auf umtriebige Neuner wie einst Max Kruse und Raffael. Diese Aufgaben könnten beispielsweise Marco Reus, wie schon in Gladbach, oder Maximilian Philipp übernehmen. Im Mittelfeldzentrum sollten Julian Weigl und Mahmoud Dahoud, ein Lieblingsschüler Favres, regelmäßig zum Einsatz kommen.

Die Besetzung der Außenbahnen könnte sich hingegen zum Knackpunkt entwickeln. Mario Götze fehlt eigentlich die Dynamik für diese Positionen. Shinji Kagawa fühlt sich ebenso unwohl auf den Flügeln. Andriy Yarmolenko ließ bis jetzt jeglichen Defensivinstinkt vermissen, was ihn eher zum langfristigen Streichkandidaten macht. Eventuell kommen Neuzugänge im Sommer. Entsprechende Gerüchte machen bereits die Runde.

Favre braucht für seine Art des Fußballs die Rückendeckung der Klubführung

Wichtiger für den kurz- und vor allem mittelfristigen Erfolg Favres ist Vertrauen von der Führungsebene und den Akteuren im Umfeld des Klubs. Denn spätestens seit 2014, als Jürgen Klopp mit dem BVB in die Krise geriet, zeichnete sich ab, dass in Dortmund gerne Trainer und deren Spielideen in Frage gestellt werden, wenn der durchgängige Erfolg ausbleibt. Der Umbruch unter Favre wird wahrscheinlich nicht ohne kleine Stotterer und Stolperer ablaufen. Darüber müssen sich die Verantwortlichen im Klaren sein. Eigentlich galt dies auch schon für Peter Bosz, der im vergangenen Sommer übernahm. Und trotzdem überlebte der Niederländer nicht einmal die Hinrunde.

Mit Favre kommt nun ein Trainer zum BVB, der seinen Stiefel noch mehr als Bosz durchziehen möchte. Spürt er nicht die Rückendeckung für sich und seine Art des Fußballs, könnte es erneut ein kurzes Intermezzo werden und Dortmund stünde einmal mehr vor einem Scherbenhaufen. Zum Wohle des ambitionierten Klubs müsse sich dieser voll und ganz auf den Schweizer einlassen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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