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FC Bayern: Leroy Sané in der Krise – der Wenn-Fußballer


Leroy Sané in der Krise bei Bayern
Der Wenn-Fußballer


Aktualisiert am 23.08.2021Lesedauer: 4 Min.
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Leroy Sané im Spiel gegen den 1. FC Köln: Unglücklicher Auftritt.Vergrößern des Bildes
Leroy Sané im Spiel gegen den 1. FC Köln: Unglücklicher Auftritt. (Quelle: MlS/imago-images-bilder)

Der Star agiert beim FC Bayern aktuell glücklos. Sein Potenzial ist unbestritten, er bekommt Rückhalt von allen Seiten – und muss doch aufpassen, dass ein Etikett nicht an ihm haften bleibt.

Es passte einfach, dass Jamal Musiala groß aufspielte nach seiner Einwechslung zur 2. Halbzeit beim 3:2-Sieg des FC Bayern gegen den 1. FC Köln. Spritzig, mit Tempo, mit Kreativität und Durchsetzungsvermögen kurbelte der 18-Jährige das Offensivspiel der bis dahin etwas bräsigen Bayern an, bereitete das 1:0 durch Robert Lewandowski vor. Auch danach war der hochbegabte Heranwachsende an der Grenze zur Hyperaktivität.

Und zeigte damit all das, was Leroy Sané eben nicht gezeigt hatte bis er seinen Platz für den Teenager räumen musste. Denn gegen Köln bestätigte sich der Eindruck, den Sané schon in der Woche zuvor hinterlassen hatte. Zwar bemüht, aber glücklos in den Aktionen, verunsichert, die Körpersprache mit nur wenig von der Spannung, die den so talentierten Techniker eigentlich auszeichnet. In der Allianz Arena waren bei einigen missglückten Aktionen sogar Pfiffe gegen Sané zu hören, seine Auswechslung in der Halbzeit wurde mit hämischem Applaus bedacht.

"Er bemüht sich, hat aber kein Selbstvertrauen"

Dass beim Nationalspieler der Bedarf nach verbalen Streicheleinheiten aktuell doch vergleichsweise groß ist, bestätigte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann nach der Partie. "Am Ende finde ich, gehört es sich, dass die eigenen Fans Spieler unterstützen", appellierte Nagelsmann an die Anhänger in einem vehementen Plädoyer für Sané. "Das ist mir immer mehr wert und wichtig. Ich glaube, es gibt keinen Spieler auf dieser Welt, der nicht am liebsten eine Topleistung abruft."

Auch Karl-Heinz Rummenigge sah dringende Notwendigkeit für einen Zwischenruf: "Ich habe Mitleid mit ihm", sagte der frühere Bayern-Vorstandschef am Tag nach den Pfiffen bei "Bild live". "Er bemüht sich, hat aber kein Selbstvertrauen."

Schon die EM lief höchstens mittelprächtig

Gut, woher soll er das auch haben? Der 25-Jährige agiert im Trikot des Rekordmeisters aktuell tatsächlich derart unglücklich, dass kein Los der Aktion Sorgenkind helfen könnte. Schon beim 1:1 zum Saisonstart gegen Borussia Mönchengladbach blieb Sané blass, lief von allen Startelf-Feldspielern der Bayern am wenigsten (8,25 km), hatte die zweitschlechteste Passquote (72 Prozent) und die zweitwenigsten Ballkontakte (48).

Unter der Woche dann beim 3:1-Erfolg der Münchner im Supercup bei Borussia Dortmund kam der Offensivspieler nur von der Bank, Nagelsmann gab Kingsley Coman den Vorzug, bis der – zermürbt und entkräftet durch die unbarmherzigen Dortmunder – in der 49. Minute ausgewechselt werden musste. Sanés Bindung zum Spiel danach? Kaum vorhanden, trotz bemerkenswerter Verve, mit der er sich in die Defensivzweikämpfe warf.

Leroy Sané steckt schon zu Saisonbeginn in einer Krise – und kann für die Bayern zum Rätsel werden. Mehr noch: In der Krise ist Sané eigentlich schon seit der für die deutsche Nationalmannschaft verkorksten Europameisterschaft. Nachdem Bundestrainer Joachim Löw den damals 22-Jährigen nicht zur noch verkorksteren WM 2018 mitnahm – dem öffentlichen Tenor nach hätte die DFB-Elf mit Sané auf jeden Fall den Titel verteidigt –, sollte er nun eine ganz große Rolle einnehmen. Am Ende standen vier Kurzeinsätze, ein Spiel über 90 Minuten (das 2:2 gegen Ungarn) und keine einzige Torbeteiligung.

"Ein fantastischer Individualist"

Bei null Torbeteiligungen steht Sané nun auch in der noch blutjungen Saison 2021/22. Und sieht sich nun wieder steigender Kritik ausgesetzt – vor allem von Fans und Öffentlichkeit, wohlgemerkt. Das Potenzial des gebürtigen Esseners indes ist unbestritten, ebenso das Leistungsvermögen. Nur das Abrufen gestaltet sich offenbar schwierig. Aktuell ist Leroy Sané Wenn-Fußballer. Wenn er sich weiterentwickelt, wenn er den nächsten Schritt macht, wenn er den Durchbruch schafft, wenn er sein Können abruft.

"Leroy ist ein fantastischer Individualist, der auf dem Weg ist, sich sowohl bei den Bayern als auch in der Nationalmannschaft einen höheren Stellenwert zu erarbeiten. Noch schwankt er zu sehr in seiner individuellen Klasse", sagte Matthias Sammer schon vor der EM im Interview mit t-online – und kritisierte den Erwartungsdruck: "Soll jetzt Leroy Sané bei Bayern München oder in der Nationalmannschaft Führungsspieler werden? Das ist doch die falsche Denkweise." Leistungsschwankungen seien nicht ungewöhnlich, meint Sammer, der als Funktionär beim FC Bayern und beim DFB den Blick auch auf die Jugend gerichtet hatte.

Sané sei "in einem Entwicklungsprozess" und "noch in einem Alter, in dem das normal ist. Es kann aus einem guten Spieler ein Topspieler werden, in dem Prozess befindet er sich. Entscheidend ist, dass er die Bereitschaft dazu mitbringt, zu erkennen, was möglich ist." Und weiter: "Er ist noch nicht explodiert, keine Frage, aber er ist auch nicht so schlecht, wie er teilweise gemacht wird."

Die Ungeduld wächst

Die ganz große Rolle, die ihm nach seiner Verpflichtung bei den Bayern zugedacht war, Sané konnte sie trotzdem noch nicht erfüllen. Zehn Tore und zwölf Vorlagen in 44 Spielen der vergangenen Saison lesen sich zwar ordentlich, aber nicht überragend, auch nicht in einem ausgeglichenen Kader wie dem der Bayern. Zu oft spielte Sané nur mit. Nun muss er mit wachsender Ungeduld kämpfen. "Was gestern passiert ist, ist echt frech und bitter", ärgerte sich Teamkollege Joshua Kimmich auf der Bayern-Pressekonferenz am Montag über die Pfiffe gegen seinen Mitspieler. Es sei "nicht in Ordnung", dass das im ersten Heimspiel der Saison passiere.

"Es gilt für Leroy, das wegzustecken", sagte auch der neue Bayern-Vorstandschef Oliver Kahn. Auch der Verein sei gefragt, "zu schauen, dass Leroy hier seine Leistung bringt". Damit Sané nicht der Wenn-Fußballer bleibt.

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