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Stefan Effenberg: Dieser Transfer löst nicht nur das Torwart-Problem


Neuer-Ersatz ist da
Dieser Transfer löst nicht nur das Torwart-Problem

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 20.01.2023Lesedauer: 5 Min.
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Yann Sommer: Der Schweizer Torwart soll die Torwartproblematik in München lösen.Vergrößern des Bildes
Yann Sommer: Der Schweizer Torwart soll die Torwartproblematik in München lösen. (Quelle: IMAGO/Revierfoto)

Der FC Bayern hat mit Sommer seine größte Baustelle geschlossen. Der Start der Restsaison hat es dennoch in sich. Es stehen harte, spannende Prüfungen an.

Nach einer langen Pause geht die Bundesliga endlich wieder los und ich freue mich riesig darauf. Denn gleich zum Start wartet ein interessantes Spiel auf uns: Leipzig gegen Bayern. Dabei können sich die Voraussetzungen sofort komplett ändern. Leipzig könnte mit einem Sieg bis auf drei Punkte an die Münchner heranrücken und damit den Kampf um die deutsche Meisterschaft spannend machen.

Umgekehrt könnten die sich wiederum ihren schärften Konkurrenten vom Leib halten. Das ist für beide Teams das vielleicht wichtigste Spiel der gesamten Saison.

Auf die Bayern warten auch danach gleich große Herausforderungen, unter anderem mit den Spielen gegen Frankfurt, im Pokal in Mainz und in Paris beim Achtelfinalhinspiel in der Champions League.

Es wartet gleich ein Hammerprogramm auf den FC Bayern

Ein Hammerprogramm. Die kommenden Wochen haben es in sich. Da wird man schon viele Antworten auf die Frage bekommen, in welche Richtung es für den Rekordmeister gehen wird.

Paris Saint-Germain ist schon gestartet, nach der WM aber noch nicht wieder im Rhythmus. Sie müssen jetzt wieder hochfahren, bevor es im Februar gegen Bayern richtig zur Sache geht. Wenn du solche Spieler in deinen Reihen hast, müsste das aber eigentlich funktionieren. Zumal der Champions-League-Titel, den sie noch nicht gewonnen haben, ihr größter Antrieb ist.

Diese Aufgabe dürfen die Topklubs nicht unterschätzen

Einige sind aber auch enttäuscht von der WM zurückgekehrt. Neymars großer Traum, Weltmeister zu werden, ist erneut geplatzt. Kylian Mbappé hat mit Frankreich das Finale auf dramatische Art und Weise verloren. Lionel Messi hat zwar den ersehnten WM-Titel gewonnen, das hat aber viele Körner gekostet. All das musst du erst mal wieder aus den Köpfen rausbekommen.

Die WM-Teilnehmer wieder in die Spur zu bekommen, ist – auch bei Bayern – eine große psychische Herausforderung. Dazu kommen noch die physischen Probleme. Diese Aufgabe dürfen die Topklubs nicht unterschätzen.

Und: Bayern hat mit Manuel Neuer, Lucas Hernández und Sadio Mané gleich drei Langzeitverletzte. Das sind alles Ausfälle, die du nicht eins zu eins ersetzen kannst.

Sommer ist die perfekte Lösung

Das Torwartproblem war die größte Baustelle und mit der Verpflichtung von Yann Sommer ist es ihnen nun gelungen, die zu schließen. Für mich ist Sommer die logische und perfekte Lösung. Mit ihm haben sie da jetzt erst mal Ruhe drin.

Er gehört in die absolute internationale Klasse, wenn nicht sogar Weltklasse. Das hat er bei Gladbach immer wieder auch in kritischen Situationen bewiesen und vor allem auch gegen Bayern München immer überragend gespielt. Ein Top-Transfer, der auch die Gemüter der Bayern-Verantwortlichen beruhigt. Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic haben ihre bisher schwierigste Aufgabe als Klub-Verantwortliche damit gut gelöst.

Bei dem Transfer gibt es ohnehin nur Gewinner. Nach der Saison wäre Sommer nämlich ohnehin weggegangen – und zwar ablösefrei. Jetzt hat Gladbach seinen Abschied ein halbes Jahr vorgezogen und erhält dafür mindestens acht Millionen Euro Ablöse, die man direkt in seinen Nachfolger Jonas Omlin investieren konnte.

Der Sommer-Transfer ist Bayern-like

Sommer wird den Bayern sofort weiterhelfen, die jetzt positiv in die nächsten Wochen und Monate schauen können. Dieser Transfer ist Bayern-like. Genau so was brauchst du, wenn du als Bayern München deine Ziele erreichen willst. Ansonsten hätten sie die nach unten korrigieren und sich auf jeden Fall vom Champions-League-Titel verabschieden müssen.

Es ist ja nämlich nicht so, dass die Abwehr total sicher steht. Nein, sie braucht immer wieder einen Torwart wie Neuer, der sie auch mal rettet und den Unterschied ausmachen kann. Diese Rolle kann Sommer nun übernehmen.

Wie wichtig ein starker Torwart ist, haben nicht zuletzt Kevin Trapp beim Europa-League-Sieg mit Eintracht Frankfurt oder Emiliano Martínez bei Argentiniens WM-Triumph gezeigt.

Ulreich ist der perfekte zweite Mann, aber keine Nummer eins

Ulreich ist ein guter und loyaler Torwart, auf den du immer zurückgreifen kannst. Aber als Nummer eins bei diesem Klub musst du ein anderes Level haben. Und man darf auch sein Jahr beim HSV nicht vergessen, in dem er den Erwartungen nicht gerecht geworden ist. Ulreich ist der perfekte zweite Mann, aber keine Nummer eins.

Dass die Rückkehr von Alexander Nübel nicht geklappt hat, ist schade für ihn und schade für Bayern. Ich hätte mir gewünscht, dass er im Winter zurückkommt und in München beweist, dass er eine wahre Nummer eins für Bayern sein kann. Vielleicht hätte er da mehr darauf drängen müssen. Diese einmalige Chance ergreift nun Sommer.

Fragezeichen hinter Neuers Comebackplan

Hinter Neuers Comebackplan steht ein großes Fragezeichen, auch wenn es sein Ziel ist, im Sommer zurückzukommen. Was – und das wünsche ich ihm von Herzen – passiert denn, wenn ihm das gelingt? Sommer setzt sich dann sicher nicht zwei Jahre lang auf die Bank. Würde man ihn dann wieder abgeben, ihm vielleicht seinen eigentlichen Traum von einem Wechsel nach England ermöglichen?

Oder: Neuer kommt nicht mehr zurück. Dann hast du mit Sommer, der aber ebenfalls schon 34 ist, jetzt zumindest einen Torhüter für die nächsten zweieinhalb Jahre. Und kannst dich dann mit einem jungen, guten Torwart für die nächsten acht oder zehn Jahre neu aufstellen.

Bayern München braucht mittelfristig einen Torwart, wie es Oliver Kahn und Neuer jeweils über ein Jahrzehnt lang waren.

Dortmund ist kein Bayern-Jäger mehr

Sehr gefreut habe ich mich übrigens über das Comeback von Sébastien Haller, dem gleich ein Hattrick für Borussia Dortmund gelungen ist. Jetzt hoffe ich, dass er seine Krankheit besiegt hat und in nächsten Monaten an seine Bestform rankommt. Dafür muss man ihm die nötige Zeit geben und ihn langsam heranführen. Persönlich ist es wunderschön für ihn – und auch sportlich ist er für Borussia Dortmund ein großer Gewinn für die Rückrunde.

Bei neun Punkten Rückstand, schon sechs Niederlagen und einem Torverhältnis von 25:11 (Bayern 49:13) kann es aber trotzdem nicht ihr Ziel sein, noch mal in den Kampf um die Meisterschaft einzugreifen.

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Sie müssen erst mal hart um die Champions-League-Plätze kämpfen. Als Bayern-Jäger sehe ich eigentlich nur Leipzig und vielleicht noch Freiburg oder Frankfurt.

Die Deadline an Moukoko ist ein wichtiges Zeichen

Dass Sebastian Kehl im Vertragspoker mit Youssoufa Moukoko nun eine Deadline gesetzt hat, finde ich gut, wenn er das jetzt auch so durchzieht. Es war wichtig, da auch an die Berater mal ein klares Zeichen zu setzen und zu zeigen: Wir lassen uns nicht auf der Nase rumtanzen, haben eine klare Ansage gemacht. Und jetzt heißt es dann entweder oder.

Ich hoffe, dass er sich im Sinne seiner Weiterentwicklung entscheidet. Dafür hat er beim BVB beste Voraussetzungen und will ja kein ewiges Talent bleiben.

Es gibt genügend warnende Beispiele. Eins davon ist Timo Werner, der zu Chelsea gegangen ist, sich dort aber nie so richtig durchsetzen konnte – und jetzt nach Leipzig zurückgekehrt ist.

Es gibt nichts Besseres für den deutschen Fußball als Völler

Kommen wir zum Schluss noch zum Thema DFB. Ein Eingreifen von Uli Hoeneß ist dort nicht nötig. Die neue Taskforce hat auch so schon genügend Power und Kompetenz. Wenn er allerdings gefragt wird, wird er auch beim DFB immer seine Meinung äußern.

Hoeneß' Wort hat im Deutschen Fußball nach wie vor ein riesengroßes Gewicht. Nicht umsonst tauschen sich die Verantwortlichen des FC Bayern weiterhin mit ihm aus. Wenn du auf eine solche Kompetenz zurückgreifen kannst, dann musst du das auch tun. Er war schließlich ein absoluter Elitemanager. Solche Typen wie ihn gibt es nicht viele.

Rudi Völler ist genau der richtige Nachfolger von Oliver Bierhoff. Es gibt nichts Besseres für den deutschen Fußball, als ihn für diese Position zu gewinnen. Er hat auf allen Ebenen gespielt und alles erlebt. Genau solche Leute müssen eingebunden werden, mit ihrer Kompetenz und Erfahrung. Wenn das alles jetzt gelingt, dann kann man sich langsam doch auf die Heim-EM in anderthalb Jahren freuen.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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