US-Notenbank Fed erhΓΆht Leitzins um 0,75 Prozentpunkte

Wie in Europa ist die Inflation in Amerika hoch. Die US-Notenbank hebt nun abermals die Zinsen drastisch an.
Die US-Notenbank Federal Reserve bekΓ€mpft die hartnΓ€ckig hohe Inflation mit dem vierten groΓen Zinsschritt in Folge. Sie schraubte den Leitzins am Mittwoch erneut um einen Dreiviertel-Prozentpunkt nach oben auf die neue Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent.
An den FinanzmΓ€rkten war damit gerechnet worden. Denn die WΓ€hrungshΓΌter um Fed-Chef Jerome Powell stehen bei einer Inflationsrate von zuletzt 8,2 Prozent unter Zugzwang. Angesichts gemischter Signale aus der Wirtschaft rΓ€tseln Investoren, ob die Zentralbank zum Jahresende eine langsamere Gangart bei den ZinserhΓΆhungen anschlΓ€gt oder das Tempo beibehΓ€lt. Die Fed lieΓ sich nicht in die Karten schauen und erklΓ€rte, beim Tempo weiterer Straffungsschritte wirtschaftliche und finanzielle Entwicklungen im Blick zu halten.
Auf der Pressekonferenz mit Powell dΓΌrften Experten daher insbesondere auf Hinweise auf den weiteren geldpolitischen Kurs achten. An den TerminmΓ€rkten laufen bereits Wetten, dass es im Dezember nur noch um einen weiteren halben Punkt nach oben gehen kΓΆnnte.
Sinken die Zinsen 2023 schon wieder?
Auch Spekulationen auf Zinssenkungen in der zweiten HΓ€lfte des Jahres 2023 nahmen zuletzt wieder zu. Manche Γkonomen rechnen damit, dass der US-Wirtschaft im Zuge der ZinserhΓΆhungen die Puste ausgeht und eine Rezession ausbricht. Das Bruttoinlandsprodukt war im Sommer ungeachtet der hohen Inflation und steigender Zinsen jedoch noch gewachsen. Der Immobilienmarkt kΓΌhlt mittlerweile aber ab, wΓ€hrend sich der Arbeitsmarkt noch robust zeigt.
Die Entscheidungen der Fed sind von globaler Bedeutung, weil die US-Notenbank im Konzert der Zentralbanken den Ton angibt. ErhΓΆht sie die Leitzinsen weiter, ist davon auszugehen, dass auch andere Notenbanken ihrem Beispiel folgen.
In Europa hatte zuletzt auch die EuropΓ€ische Zentralbank (EZB) unter ihrer PrΓ€sidentin Christine Lagarde die Zinswende eingeleitet, um sich gegen die Inflation zu stemmen. Auch in der Eurozone steigen die Zinsen seit dem Sommer in historisch schnellem Tempo an, um derzeit 0,75 Prozentpunkte nach jeder Sitzung des EZB-Rats.
Geringer Einfluss der Notenbanken auf die Inflation
Die Notenbanken kΓΆnnen ΓΌber die Geldpolitik mittelbar die Inflation beeinflussen. HΓΆhere Zinsen machen Kredite teurer, was sich in der Theorie dΓ€mpfend auf den Konsum auswirkt. Die Folge: Sinkt die Nachfrage nach Produkten, fΓ€llt es den Unternehmen schwerer, die Preise fΓΌr ihre Ware weiter zu erhΓΆhen, die Inflationsraten sinken.
Zugleich gilt der Einfluss der Zinspolitik auf die Teuerung in der aktuellen Energiekrise als vergleichsweise gering. Der Grund: Nicht ein Zuviel an Geld im Umlauf treibt die Preise an, sondern das knappe Angebot an EnergietrΓ€gern wie Gas.
Γkonomen rechnen deshalb damit, dass sich die Anstrengungen der Notenbanken erst mit sehr viel VerzΓΆgerung auf die Inflation auswirken dΓΌrfte. FΓΌr das kommende Jahr gehen fΓΌhrende Forschungsinstitute sowohl fΓΌr die USA als auch fΓΌr die Eurozone von weiter sehr hohen Inflationsraten aus. Das von EZB avisierte Ziel von einer Teuerungsrate um die zwei Prozent wird demnach frΓΌhestens wieder im Jahr 2024 erreicht.
- Nachrichtenagentur Reuters