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Deutsche Post: Unbefristeter Streik droht – was bedeutet das für Kunden?


Unbefristeter Poststreik: Was bedeutet das jetzt für Kunden?

  • Christine Holthoff
Von Christine Holthoff

Aktualisiert am 09.03.2023Lesedauer: 3 Min.
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Ein Mann wirft einen Brief in einen Briefkasten (Symbolbild): Ein unbefristeter Arbeitskampf bei der Deutschen Post dürfte erhebliche Folgen für den Versand haben.Vergrößern des Bildes
Ein Mann wirft einen Brief in einen Briefkasten (Symbolbild): Ein unbefristeter Arbeitskampf bei der Deutschen Post dürfte erhebliche Folgen für den Versand haben. (Quelle: Christophe Gateau/dpa)

Im andauernden Tarifstreit zwischen der Deutschen Post und Verdi steht nun ein unbefristeter Streik an. Was Sie darüber wissen sollten.

Dass die Fronten so verhärtet waren, ist fast ein Jahrzehnt her. Vor acht Jahren griffen die Mitarbeiter der Deutschen Post zuletzt zum äußersten Mittel und legten auf unbestimmte Zeit ihre Arbeit nieder. Solch ein mehrwöchiger Streik droht auch jetzt wieder: 85,9 Prozent der Befragten haben sich in der Urabstimmung gegen das Tarifangebot der Post und für einen unbefristeten Streik ausgesprochen.

Was bedeutet das für Kunden? Und kommt der unbefristete Arbeitsausstand jetzt in jedem Fall? t-online klärt wichtige Fragen.

Worüber streiten Deutsche Post und Verdi?

Kurz gesagt: ums Geld. Genauer: um eine Lohnerhöhung im Haustarifvertrag und einen Inflationsausgleich für die 160.000 Beschäftigten. 15 Prozent mehr bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten verlangt die Gewerkschaft Verdi und rechtfertigt das mit dem Rekordgewinn, den Vorstandschef Frank Appel am 9. März auf der Bilanz-Pressekonferenz verkündete.

Das Angebot der Post ist allerdings deutlich niedriger. Sie schlägt eine Tariferhöhung in zwei Stufen ab 2024 vor, wodurch sich ein Lohnplus von durchschnittlich 11,5 Prozent ergäbe. Zusätzlich sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab diesem Jahr schrittweise 3.000 Euro netto Inflationsausgleichsprämie erhalten.

Damit wollte sich Verdi jedoch nicht zufriedengeben und ließ deshalb über einen unbefristeten Streik abstimmen. Die Post wiederum warnte davor, dass Arbeitsplätze gestrichen werden müssten, wenn man der Forderung nachkäme.

Wie wahrscheinlich ist ein unbefristeter Streik?

Seit dem Ende der Urabstimmung deutlich wahrscheinlicher: Denn statt der 75 Prozent, die mindestens nötig sind, damit ein Warnstreik in einen unbefristeten Streik übergehen kann, schaffte Verdi 85,9 Prozent. Teilnehmen durften der Gewerkschaft zufolge mehr als 100.000 Beschäftigte.

Dass Verdi die nötige Zustimmungsquote erreicht, war keinesfalls ausgemacht. Denn das Angebot der Post hätte nicht für alle Mitarbeiter die gleiche Wirkung. Laut Vorstand profitieren untere Lohngruppen sogar stärker, als es bei der Verdi-Forderung der Fall wäre. Das betrifft vor allem jüngere Beschäftigte und Einsteiger. Langjährigen Mitarbeitern brächte das Modell des Vorstands hingegen ein geringeres Lohnplus.

Doch nun steht das Ergebnis. Gestreikt wird aber trotzdem nicht sofort. Verdi will die Verhandlungen, die sie im Februar für gescheitert erklärt hatte, wieder aufnehmen und an den Verhandlungstisch zurückkehren. Damit komme man der Forderung der Post nach, sagte die Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis am Donnerstag. "Die Arbeitgeber sind gut beraten, dieses Votum sehr ernst zu nehmen."

Was würde ein wochenlanger Streik für Kunden bedeuten?

Ein unbefristeter Arbeitskampf dürfte gravierende Folgen für den Brief- und Paketversand in Deutschland haben. Bereits im Januar und Februar kamen wegen der Warnstreiks Millionen Sendungen verspätet an. Vor allem bei Paketen mussten Kunden viel Geduld aufbringen. So blieben beispielsweise Ende Januar zeitweise jedes fünfte Paket und jeder elfte Brief liegen.

Finden Post und Verdi erneut nicht zusammen, könnte der Streik Mitte März losgehen – und möglicherweise bis über die Osterfeiertage dauern. "Unbefristeter Streik" heißt nämlich genau das: Es ist nicht festgelegt, wann der Streik endet.

Unverhältnismäßig wird der Streik erst dann, wenn er darauf ausgelegt ist, die wirtschaftliche Existenz des Arbeitgebers zu vernichten oder wenn dadurch sämtliche Dienstleistungen zum Erliegen kommen. Das ist bei der Post nicht zu erwarten.

Wer trotz Streiks bei der Post sicher gehen will, dass Sendungen rechtzeitig ankommen, müsste sich also Alternativen suchen. Bei Paketen funktioniert das noch recht problemlos, da die Auswahl an Mitbewerbern groß ist, doch beim Versand von Briefen sind die Post-Konkurrenten meist klein und regional spezialisiert. Das heißt: Deutschlandweite Zustellungen sind nicht garantiert. Mehr dazu lesen Sie hier.

Was kommt noch auf Kunden zu?

Egal, wie der Tarifstreit ausgeht, Kunden müssen sich auf weitere Änderungen bei der Post einstellen. Denn die Bundesregierung will das Postgesetz reformieren. Aktuell ist das Unternehmen als sogenannter Universaldienstleister dazu verpflichtet, überall in Deutschland Sendungen zuzustellen.

Außerdem müssen 80 Prozent der eingeworfenen Briefe bereits am nächsten Tag beim Adressaten ankommen. Nach zwei Tagen sollen 90 Prozent beim Empfänger sein. Ein Ziel, das die Post zuletzt kaum erreichte. Entsprechend häufig waren die Beschwerden, die im vergangenen Jahr bei der Bundesnetzagentur eingingen: Mit rund 43.500 Meldungen war die Unzufriedenheit so groß wie noch nie.

Die Post selbst kann sich mit der Reform des Postgesetzes ein Zwei-Klassen-System bei der Zustellung von Briefen vorstellen. Der Kunde hätte dann die Wahl zwischen einem neuen und teureren Expressversand, bei dem die Zustellung am nächsten Werktag garantiert sei, und dem regulären Versand. In anderen europäischen Ländern gibt es so ein Prinzip bereits.

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