Stärkster Einbruch seit 13 Jahren Rekord-Minus bei Tagesgeldzinsen

Tagesgeldzinsen erreichen mit 1,27 Prozent ein Rekordtief. Sparer müssen sich jedoch auf noch niedrigere Zinsen einstellen.
Schon vor dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) ist klar: Für Sparer trübt sich die Lage zunehmend ein. Es wird erwartet, dass die EZB die Leitzinsen an diesem Donnerstag erneut um 0,25 Prozentpunkte senkt – eine Maßnahme, die die bereits gesunkenen Tagesgeldzinsen weiter unter Druck setzen dürfte.
Laut einer aktuellen Auswertung des Vergleichsportals Verivox sind die Zinsen im Mai auf ein neues Rekordtief von 1,27 Prozent gefallen. Seit Anfang Februar sind die Durchschnittszinsen damit um 0,29 Prozentpunkte gesunken – der größte Rückgang seit Beginn der Datenerhebung im Januar 2012. Ihren Höhepunkt hatten Tagesgeldanlagen im März 2024 mit 1,75 Prozent erreicht, bevor sie sukzessive fielen.
Weniger als 0,5 Prozent bei Sparkassen und Volksbanken
"Aufgrund des scharfen Wettbewerbs beim Tagesgeld haben viele Banken ihre Konditionen zu Beginn des aktuellen Zinssenkungs-Zyklus nur behutsam angepasst, doch inzwischen reichen die Geldhäuser die sinkenden Zinsen in viel stärkerem Ausmaß an die Sparer weiter", sagt Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier. "Selbst als die Europäische Zentralbank ihren Einlagenzins 2012 zuerst auf null und in den folgenden Jahren immer weiter ins Minus gedrückt hat, sind die Tagesgeldzinsen in keiner Phase so schnell und so massiv eingebrochen, wie wir es aktuell beobachten."
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Die Auswirkungen sind auch bei den regionalen Kreditinstituten spürbar: Bei Sparkassen und Volksbanken müssen Sparer mit deutlich niedrigeren Zinssätzen rechnen. Durchschnittlich 0,46 Prozent Zinsen bieten die regionalen Genossenschaftsbanken, während Sparkassen mit 0,44 Prozent noch etwas darunter liegen. Im Vergleich dazu bieten überregionale Banken mit 1,27 Prozent fast dreimal so hohe Zinsen.
Zur Methode
Für die Analyse hat Verivox die Tages- und Festgeldzinsen von rund 800 Banken und Sparkassen ausgewertet. Berücksichtigt wurden alle Kreditinstitute, die ihre Konditionen frei zugänglich im Internet veröffentlichen. Bei der Tagesgeldanalyse wurden nur unbefristete Bestandskundenzinsen berücksichtigt, während befristete Aktionszinsen für Neukunden nicht in die Auswertung einflossen.
Trotz des allgemeinen Rückgangs gibt es auch weiterhin attraktive Tagesgeldangebote. Einige Banken bieten Zinsen von 2 Prozent und mehr an – und das ohne zeitliche Begrenzung oder spezielle Neukundenbedingungen. Diese Angebote ermöglichen es Sparern, ihr Geld zumindest vor der Inflation zu schützen.
Festgeldzinsen: Sinkende Zinsen bei kurzen Laufzeiten
Auch beim Festgeld setzen sich die Zinssenkungen fort, allerdings in geringerem Ausmaß. Die Zinsen für fünfjährige Festgeldanlagen sanken im Mai nur um 0,01 Prozentpunkte auf 2,09 Prozent. Bei zweijährigen Festgeldern fiel der Rückgang mit 0,06 Prozentpunkten auf 2,00 Prozent etwas stärker aus. Einjährige Festgelder erlebten den stärksten Rückgang mit einem Minus von 0,08 Prozentpunkten auf 1,97 Prozent – erstmals unterhalb der Zwei-Prozent-Marke seit Februar 2023.
"Dass es bei den langfristigen Festgeldern zuletzt kaum noch nach unten ging, spricht dafür, dass ein Großteil der Kreditinstitute mittelfristig eine Stabilisierung der Zinsen auf dem aktuellen Niveau erwartet", sagt Maier. "Doch solange die Europäische Zentralbank ihren aktuellen Zinssenkungskurs fortsetzt, dürfte es auch mit den Sparzinsen zunächst weiter nach unten gehen. Das gilt insbesondere für kurzfristige und täglich fällige Sparanlagen."
- Auswertung des Vergleichsportals Verivox