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Minijobs: So schlecht stehen Minijobber nach zehn Jahren da


"Child Penalty"
Kinder kosten Frauen in Deutschland besonders viel Gehalt


06.05.2022Lesedauer: 3 Min.
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Für berufstätige Frauen geht die Geburt des Kindes meist mit erheblichen Gehaltseinbußen einher.Vergrößern des Bildes
Für berufstätige Frauen geht die Geburt des Kindes meist mit erheblichen Gehaltseinbußen einher. (Quelle: Imago Images / Michaela Begsteiger)

Die Geburt von Kindern geht für Frauen oft mit massiven Verdiensteinbußen einher. Eine interne Studie der Agentur für Arbeit zeigt: In Deutschland ist diese "Child Penalty" besonders ausgeprägt – aus diesem Grund.

Die Entscheidung für ein Kind kostet Frauen in Deutschland mehr als in vielen anderen Ländern. Und das wortwörtlich: Im Gegensatz zu Männern, die nach der Geburt von Kindern keine oder kaum Verdiensteinbußen haben, verdienen Frauen auch langfristig deutlich weniger. Vor der Geburt von Kindern entwickeln sich die Einkommen von Männern und Frauen hingegen meist ähnlich.

Deutschland schneidet im Vergleich schlecht ab

"Child Penalty" (Kinderstrafe) oder auch "Motherhood Penalty" (Mutterschaftsstrafe) wird dieses Phänomen genannt. In Deutschland ist es besonders ausgeprägt. Einer Studie der American Economic Association aus dem Jahr 2019 zufolge liegen die Gehaltseinbußen für Mütter in Deutschland nach zehn Jahren bei 60 Prozent, in den USA hingegen nur bei etwas über 30 Prozent und in Dänemark sogar nur bei etwas mehr als 20 Prozent.

Eine interne Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), der Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit, die t-online vorliegt, nennt nun einen möglichen Grund für das schlechte Abschneiden Deutschlands: die Minijobs (mehr dazu lesen Sie hier).

Diese wurden 2003 im Zuge der Hartz-IV-Reformen eingeführt und ermöglichen eine geringfügige Beschäftigung von maximal 450 Euro, die weder einkommensteuer- noch sozialversicherungspflichtig ist. Minijobber müssen lediglich Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung zahlen, können sich davon aber befreien lassen. Sie erhalten ihr Geld also weitgehend ohne Abzüge.

Minijobs haben gravierende Nachteile

Für Mütter kleiner Kinder sind Minijobs besonders attraktiv, da sie einen Zuverdienst zum Familieneinkommen ohne Abzüge ermöglichen, gleichzeitig aber Zeit für die Kindererziehung lassen. Allerdings haben sie langfristig gravierende Folgen.

So zeigt die Studie, dass Mütter, die direkt nach der Geburt in einem Minijob arbeiten, zehn Jahre später rund 50.000 Euro brutto verdient haben. Bei Müttern, die gleich nach der Geburt wieder in einer regulären Beschäftigung starten, sind es 100.000 Euro.

Auch haben Mütter, die nach der Geburt einen Minijob aufnehmen, zehn Jahre später eine zu 30 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, regulär oder in Minijobs beschäftigt zu sein als sechs Monate vor der Geburt des Kindes. Ihr Tagesentgelt ist zehn Jahre nach der Geburt auf 60 Prozent dessen gesunken, was sie sechs Monate vor der Geburt verdienten.

Für die Studie untersuchten die Autoren die Erwerbsverläufe von Frauen in Westdeutschland, die zwischen 1999 und 2006 Mütter geworden waren.

"Folge der Fehlanreize von Minijobs"

"Das Aufnehmen von Minijobs nach der Geburt geht langfristig mit negativen Arbeitsmarktergebnissen für Mütter einher", heißt es in dem Papier. Dies sei "möglicherweise eine Folge der Fehlanreize durch Minijobs". Die Autoren schlagen vor zu prüfen, ob sogenannte Midijobs schon ab null Euro oder ab einer sogenannten Bagatellgrenze von 200 Euro subventioniert werden könnten.

Midijobs beginnen ab 450 Euro monatlichem Verdienst. Im Gegensatz zu den Minijobs sind sie sozialversicherungspflichtig. Arbeitnehmer mit Midijobs zahlen also in die Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung ein, wenngleich auf niedrigem Niveau.

Würde man diese Jobs schon ab null Euro subventionieren, wäre das ein stärkerer Anreiz, das Angebot an Midijobs auszuweiten, heißt es in dem Papier. Allerdings würden damit weiterhin "kleine" Beschäftigungen subventioniert.

Das Problem mit der "Kinderstrafe" und den Minijobs soll nach Informationen von t-online angesprochen werden, wenn sich der Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit an diesem Freitag trifft.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB): "Langfristige Auswirkungen von Minijobbeschäftigung auf die Arbeitsmarktsituation von Müttern"
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