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Elon Musk: Hinter seiner Twitter-Umfrage steckt wohl eine hohe Steuerzahlung


Abstimmung als Vorwand?
Das könnte der wahre Grund für Musks Aktienverkäufe sein


08.11.2021Lesedauer: 3 Min.
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Elon Musk (Archivbild): Der reichste Mann der Welt ließ seine Fans über seinen Aktienbesitz abstimmen. Nun kommen Zweifel auf, ob die Nutzer wirklich einen Einfluss auf Musks Entscheidung hatten.Vergrößern des Bildes
Elon Musk (Archivbild): Der reichste Mann der Welt ließ seine Fans über seinen Aktienbesitz abstimmen. Nun kommen Zweifel auf, ob die Nutzer wirklich einen Einfluss auf Musks Entscheidung hatten. (Quelle: Patrick Pleul/getty-images-bilder)

Millionen von Twitter-Nutzern beschlossen: Elon Musk soll ein großes Paket an Tesla-Aktien verkaufen. Dabei waren sie womöglich nur Statisten – denn Musk hatte sich wohl bereits entschieden.

Tesla-Chef Elon Musk gab sich am Wochenende demokratisch: Seine Twitter-Follower sollten darüber bestimmen, ob er zehn Prozent seiner Aktien verkaufen solle oder nicht – er würde sich strikt an ihr Votum halten, versprach der reichste Mann der Welt.

Seinen Fans muss das gefallen haben, die Börsenaufsicht SEC hingegen könnte die Twitter-Auswüchse weniger lustig finden. Mit ihr war der Tesla-Chef bereits in der Vergangenheit wegen seiner Tweets aneinandergeraten.


Mit einem einfachen Klick auf "Ja" oder "Nein" konnte jeder Nutzer des sozialen Netzwerkes darüber bestimmen, ob etwa 170 Millionen Tesla-Aktien auf den Markt gespült werden sollten oder nicht. Musk begründete sein Angebot damit, dass er kein Gehalt erhalte und daher nur über den Verkauf von Aktien Steuern zahlen könne. Mit der Umfrage wolle er so dem wiederkehrenden Vorwurf entgegenwirken, er umgehe Steuerzahlungen, schreibt er.

Das Internet entschied sich dafür, netter Nebeneffekt dabei für Musk: Er könnte bei einem Verkauf mit einer zweistelligen Milliardensumme rechnen. Zum Zeitpunkt der Umfrage war das geplante Aktienpaket knapp 21 Milliarden Dollar (18 Milliarden Euro) wert.

War die Umfrage nur ein Vorwand?

Die Bewegung am Markt blieb nicht aus: Der Aktienkurs sackte am Montagmorgen nach der Ankündigung zwar um knapp neun Prozent ab, erholte sich im Laufe des Tages aber schnell. Gegen Mittag verzeichnete die Aktie nur noch minus 4 Prozent an der Börse Tradegate – verhältnismäßig wenig, wenn die Sorge vor dem Verkauf eines großen Aktienpaketes im Raum steht.

Doch noch sind viele Fragen offen: Hält sich Musk wirklich an die Umfrage? Wann verkauft er wie viele Aktien? Und am wichtigsten: Warum lässt der Tesla-Chef ausgerechnet jetzt über seine Aktienverkäufe abstimmen?

Ein Detail, das Musk in seinem Tweet verschweigt, lässt hier eine ganz andere Perspektive aufkommen als der Tesla-Chef gerne verbreitet: Musk könnte ohnehin vorgehabt haben, einen Teil seiner Aktien zu verkaufen – unabhängig vom Ausgang der Umfrage. Diese könnte ihm nun lediglich den Vorwand für den Verkauf bieten.

Musk muss bald Steuern in Milliardenhöhe bezahlen

Denn Elon Musk sieht sich einer heftigen Steuerzahlung für Aktienoptionen, die er hält, gegenüber. Knapp 15 Milliarden Dollar könnte er in naher Zukunft an Steuern zahlen müssen. Eine Summe, die einen Verkauf von größeren Aktienpaketen zum Jahresende wahrscheinlich macht.

Wie Musk bei Twitter betonte, erhält er kein Gehalt und keinen Geld-Bonus für seine Arbeit. Stattdessen traf Tesla mit ihm 2012 eine Vereinbarung, dass Musk in Aktien und Optionen bezahlt werde. Die Laufzeit vieler Optionen endet laut dem US-amerikanischen Medium CNBC im August des kommenden Jahres, aber: Um die Optionen einlösen zu können, also die Aktien zu dem vereinbarten Preis zu erhalten, müsste Musk Steuern auf die Gewinne zahlen. Etwa 28 Milliarden Dollar dürfte Musk durch die Optionen an Rendite erzielen. Darauf müsste er insgesamt knapp 54 Prozent Steuern bezahlen, also 15 Milliarden US-Dollar.

In einem Interview im September erklärte Musk bereits, dass er im vierten Quartal Aktien verkaufen werde. "Ich habe einen Haufen Optionen, die Anfang des kommenden Jahres auslaufen werden. Also werde ich einen großen Teil meiner Optionen im vierten Quartal verkaufen müssen, weil sie ansonsten verfallen", sagte der Tesla-Chef auf der Code Conference.

Musk dürfte Verkäufe strecken

Als CEO hat Musk nur bestimmte Fenster, in denen er Aktien verkaufen darf. Seit dem Börsengang hat Musk nur zweimal Aktienpakete verkauft, beide Male, um Steuern zu begleichen. Auch bei diesem Verkauf ist es nicht in seinem Interesse, die Aktien in einem Schub auf den Markt zu bringen und somit den Aktienpreis zu drücken. Von daher ist es wahrscheinlich, dass Musk die Verkäufe über mehrere Quartale zieht.

Wenn die ersten Optionen, wie Musk im Interview meinte, zu Beginn des kommenden Jahres fällig werden, müsste er so oder so zum Jahresende Aktien verkaufen. Natürlich könnte er auch weitere Schulden aufnehmen und dafür noch mehr Aktien beleihen. Laut US-Medien soll er allerdings bereits 92 Millionen Aktien beliehen haben.

Tesla-Anhänger kaufen bereits tüchtig nach

Umso mehr Aktien er gegen Bargeld beleiht, desto abhängiger wird er selbst von dem volatilen Kurs. Das macht einen Verkauf von Aktien wahrscheinlicher. Eigentlich hat Musk somit keine bahnbrechenden Neuigkeiten am Wochenende verkündet und strenggenommen hat er sich nur seine eigenen Aussagen von seinen Anhängern bestätigen lassen.

Doch so richtig scheint das an der Börse keinen Einfluss zu haben. Die Tesla-Anhänger kaufen die Aktie bereits tüchtig nach. Einen Schock hat Musk mit seinem Tweet daher offensichtlich nicht ausgelöst.

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