t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeWirtschaft & FinanzenBörsen-News

Birkenstock-Aktie: Sollten Anleger einsteigen oder ist das bloß ein Hype?


Birkenstock an der Wall Street
Ist der Hype schon wieder vorbei?

Von Leon Bensch

Aktualisiert am 13.10.2023Lesedauer: 4 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Birkenstock feiert sein Börsendebüt an der Wall Street in New YorkVergrößern des Bildes
Birkenstock feiert sein Börsendebüt an der Wall Street: Oliver Reichert, CEO von Birkenstock, und Mitarbeiter des Unternehmens stehen zusammen vor der New Yorker Börse. (Quelle: Richard Drew)

Seit 11. Oktober können Sie Birkenstock-Aktien an der Börse kaufen. Doch der erste Handelstag floppte. Wie geht es weiter und sollten Anleger einsteigen?

Es war ein Börsendebüt mit großen Ambitionen: Für 46 US-Dollar wollte Birkenstock seine Aktie zum Start an der New York Stock Exchange (NYSE) unter die Leute bringen, doch der Gesundheitsschuhkonzern wurde auf dem falschen Fuß erwischt. 40,20 Dollar lautete am Mittwoch der erste Schlusskurs an der Wall Street – 12,6 Prozent unter dem Ausgabepreis.

Dabei hatten das Traditionsunternehmen aus Linz am Rhein und seine Berater den Preis vermeintlich vorsichtig in der Mitte der Spanne zwischen 44 und 49 Dollar festgesetzt, um eine Enttäuschung zu vermeiden. Wie geht es jetzt weiter? Ist der Stolperstart ein günstiger Einstiegszeitpunkt für Privatanleger oder profitiert das Unternehmen gerade bloß von einem Hype?

Birkenstock: Hype oder Luxus?

Durch den "Barbie"-Film, der allein in diesem Jahr über 634 Millionen US-Dollar in den USA einspielte und damit zum erfolgreichsten Film an der Kinokasse wurde, erhielt Birkenstock ungeahnten Rückenwind. Die Schuhe sind dort ein Symbol für die echte Welt, mit allem, was dazugehört. In Birkenstock-Sandalen steht Barbie, verkörpert von Margot Robbie, mit beiden Beinen im Leben. Eine bessere Werbebotschaft hätte sich der deutsche Konzern nicht wünschen können. Lesen Sie hier mehr zum Barbie-Hype und den neuen Birkenstock-Luxus.

Plötzlich konnten Schuhhändler mit Kleinstmengen keine Ware mehr bestellen. In anderen Geschäften waren Birkenstock-Schuhe ausverkauft. Und dort, wo es sie noch zu kaufen gab, kosteten Standardmodelle nicht wie zuvor 40, sondern 80 Euro. Bestimmte Modelle lagen sogar jenseits der 100-Euro-Marke. Hinzu kamen Kooperationen mit Luxusmarken, die zu Preisen von bis zu 950 Euro pro Paar führten.

50 Millionen Paar Schuhe pro Jahr

Über sechs Generationen war Birkenstock in Familienhand. Die Ursprünge reichen nach eigenen Angaben bis ins Jahr 1774 zurück. Zu dieser Zeit habe der Schuhmacher Johannes Birkenstock das Fundament für eine "Schuhdynastie" gelegt.

Viele Jahre lang hat sich das Unternehmen unter seinem Vorstandsvorsitzenden Oliver Reichert bemüht, sein Öko-Image abzulegen und sich zu einer hippen und modernen Schuhmarke zu entwickeln, auch damals schon dank Kooperationen mit Luxusmarken wie Dior oder Manolo Blahnik.

"Grundsätzlich entwickelt sich der weltweite Luxusmarkt sehr dynamisch und zeigt sich sehr resilient gegen Störungen", analysiert Faris Momani, Partner bei der Unternehmensberatung Roland Berger und Experte für Konsumgüter und Handel. "Zukünftig hat das Luxussegment noch deutlich mehr Potenzial als heute."

Die Ziele von Birkenstock sind ambitioniert. In einem Interview mit der Fachzeitschrift "Textilwirtschaft" hieß es, man peile auf Sicht einen Verkauf von 50 Millionen Paar Schuhen pro Jahr an, fast doppelt so viele wie heute. Ob sich das realisieren lässt, wird die Zukunft zeigen. Um die hohe Bewertung zu rechtfertigen, muss der Umsatz jedoch so schnell wie möglich steigen.

Finanzinvestor macht ein gutes Geschäft

Erst vor zwei Jahren übernahm der amerikanische Finanzinvestor L Catterton die Mehrheit am Unternehmen mit einer Bewertung von rund 4,3 Milliarden Dollar. Hinter L Catterton steht unter anderem der französische Luxusgüterkonzern LVMH, zu dem auch Marken wie Louis Vuitton, Rimowa oder Veuve Clicquot gehören. Für L Catterton ist der Börsengang ein gutes Geschäft: Zum Ausgabepreis wurde Birkenstock mit 8,64 Milliarden Dollar bewertet – also dem Doppelten des Einstiegspreises.

In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres erlöste das Unternehmen rund 1,12 Milliarden Euro. Unterm Strich blieb ein Nettogewinn von 103,2 Millionen Euro. Ursache dafür waren vor allem ungünstige Wechselkurse. Das vorangegangene Geschäftsjahr beendete Birkenstock mit 1,24 Milliarden Euro Umsatz und 187 Millionen Euro Gewinn.

Es wird spekuliert, dass Birkenstock das geplante Umsatzwachstum 2023 aufgrund einer schlechteren Konjunktur verfehlen wird. David Trainer vom Investmentunternehmen New Constructs glaubt nicht daran, dass der nötige Umsatz, der die hohe Bewertung rechtfertigt, in absehbarer Zeit erreicht werden könne, womöglich werde das sogar niemals passieren.

Analysten warnen vor einer Überbewertung

Schon vor dem Börsengang hatten Analysten gewarnt, dass die aufgerufene Bewertung viel zu hoch sei. Selbst wenn Birkenstock seine Aktien in der Mitte der Ausgabespanne platzieren würde, wäre das Unternehmen zu hoch bewertet, sagte Trainer laut "MarketWatch". Die Marktkapitalisierung des Börsenneulings würde in diesem Fall bei rund 8,7 Milliarden US-Dollar liegen – und somit deutlich höher als bei den Konkurrenten Crocs oder Skechers, die auf einen Börsenwert von 5,23 Milliarden US-Dollar beziehungsweise 7,52 Milliarden US-Dollar kommen.

"Obwohl Birkenstock profitabel ist, glauben wir, mit Recht sagen zu können, dass die Bewertungsmarke von 8,7 Milliarden US-Dollar zu hoch ist – insbesondere für ein Unternehmen, das Anfang 2021 noch mit nur 4,3 Milliarden US-Dollar bewertet wurde. Seitdem hat sich nicht viel geändert", so Trainer.

Von einem Kauf der Birkenstock-Aktie beim Börsengang oder am ersten Handelstag raten Experten aufgrund der hohen Bewertung dringend ab. Ob Birkenstock eine Modeerscheinung ist oder nachhaltig gut wirtschaftet, werde sich erst im Laufe der Zeit herausstellen, sagte CNBC-Marktexperte Jim Cramer in seiner Sendung "Mad Money". Er rät Anlegern, mit einem Kauf der Birkenstock-Aktie noch etwas zu warten. "Viele Börsengänge hatten einen heißen Start, aber das endet fast immer schlecht für die Leute, die die Aktien auf dem freien Markt mit einer Market-Order kaufen."

Und auch David Trainer glaubt nicht daran, dass Anleger damit rechnen können, mit dem Kauf von Birkenstock-Aktien kurz nach dem Börsengang Geld zu verdienen. "Wir zweifeln nicht daran, dass Birkenstock einen starken Markenwert hat und stilvolle Sandalen herstellt, aber es gibt wirklich keinen Grund für dieses Unternehmen, an die Börse zu gehen".

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters
  • finanzen.net: "Darum warnen Experten vor einem Kauf der Birkenstock-Aktie"
  • wiwo.de: "Von der Krankenhaus-Sandale zum Hollywood-Accessoire – und wie weiter?"
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website