Frag t-online Wie erkenne ich einen seriösen Stromanbieter?
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Jeden Tag beantwortet ein Experte aus der t-online-Ratgeberredaktion eine Leserfrage rund ums Geld. Heute: Wie erkenne ich einen seriösen Stromanbieter?
Nach der Energiekrise 2021 und 2022 sind die Strompreise mittlerweile wieder auf Vorkrisenniveau – beziehungsweise liegen sogar teils darunter: Eine Kilowattstunde Strom gibt es bei einigen Lieferanten für weniger als 30 Cent, auch für Neukunden. Damit einher geht aber auch, dass neue Anbieter auf den Markt drängen, die Wechsler gewinnen und so ein Stück vom Kuchen abhaben wollen.
Insolvenzen und ungewöhnliche Namen verunsichern
Für den Verbraucher ist es schwer zu beurteilen, ob ein solcher Stromanbieter seriös ist. Zur Verunsicherung trug bei, dass in den vergangenen Jahren mehrere Stromanbieter insolvent gingen. Weil sie im Kampf um neue Kunden Strom zu billig anboten, schafften sie es auf Dauer nicht, kostendeckend zu wirtschaften.
Ärger lösten aber auch Stromlieferanten aus, die Wechselwillige reihenweise ablehnten. Zuletzt kann auch verunsichern, dass die Namen vieler Lieferanten so rein gar nichts mehr mit Strom zu tun haben. So fragte uns ein Leser konkret, ob etwa "Octopus Energy" ein seriöser Stromanbieter sei.
Was Sie wissen sollten und wie Sie vorgehen können, um seriöse von weniger seriösen Stromlieferanten zu unterscheiden, verraten wir im Ratgeber.
Keine offizielle Liste der "schwarzen Schafe"
Die schlechte Nachricht: Die eine offizielle schwarze Liste unseriöser Stromanbieter gibt es nicht. Jedoch können Sie an verschiedener Stelle recherchieren.
Die Verbraucherzentrale informiert auf ihrer Internetseite beispielsweise, wenn Klagen vor Gericht gegen bestimmte Anbieter – auch Stromlieferanten – anhängig sind, Urteile gefallen sind oder Anbieter von der Verbraucherzentrale abgemahnt wurden. Die Urteilsdatenbank finden Sie hier.
So standen zuletzt etwa Primastrom, Voxenergie, die Energie Calw GmbH, die Schwarzwald Energie GmbH oder Elektrizität Berlin im Fokus der Verbraucherschützer. Dabei ging es um nicht fristgerechte Preiserhöhungen, missverständlichen Werbung, irreführende Preisgarantien und unzulässige Verbrauchsschätzungen.
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Der Geldratgeber "Finanztip" rechnet nach eigenen Angaben selbstständig nach, ob Stromlieferanten kostendeckend arbeiten können. Die Experten schauen also zum Beispiel, ob der Strompreis die Kosten für den Stromeinkauf, den Transport über die Netze, das Entgelt für den Stromzähler sowie Steuern, Umlagen und Abgaben abdecken kann.
Im Vergleichsrechner für Stromtarife, der auf Daten der Vergleichsportale von Check24 und Verivox zurückgreift, streichen die Experten diejenigen Unternehmen, die auf der internen "schwarze Liste" stehen. Gleichzeitig ruft "Finanztip" Leser auch aktiv auf, sich zu melden, wenn sie Probleme beim Stromanbieter feststellen.
Auch die Verbraucherzentrale rät, sich bei der Wahl des neuen Stromanbieters an der Bewertung anderer Stromkunden zu orientieren. Gerade, wenn Sie auf Vergleichsportalen nach Stromanbietern suchen, finden Sie das Rating anderer Nutzer transparent neben dem jeweiligen Tarif.
Die Stiftung Warentest weist schließlich darauf hin, dass auch immer mehr regionale Versorger Strom in andere Postleitzahlengebiete liefern. Bisher seien nur private, niemals kommunale Anbieter Pleite gegangen.
Checkliste: So finden Sie einen seriösen Stromanbieter
Daraus ergibt sich eine Vorgehensweise, die Sie anwenden können, wenn Sie auf der Suche nach einem seriösen Stromanbieter sind.
1. Schauen Sie zum Beispiel auf der Seite der Verbraucherzentrale gezielt danach, ob Klagen oder Urteile zu dem Stromanbieter gibt, für den Sie sich interessieren. Alternativ können Sie auch den Namen des Stromanbieters googeln, zusammen mit den Stichworten "Probleme", "Klage" oder "Bewertungen".
2. Suchen Sie im Internet nach weiteren Informationen zum Stromlieferanten, etwa in welchen Ländern und wie lange dieser schon tätig ist. Gibt es einen Anbieter schon länger, spricht das für ihn. Ein ungewöhnlicher Name kann auch daher rühren, dass der Anbieter ursprünglich an Verbraucher eines anderen EU-Markts adressiert war.
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3. Nutzen Sie verbraucherfreundliche Vergleichsrechner wie den von "Finanztip", um einen günstigen Stromtarif zu finden, der "schwarze Schafe" von vornherein aussortiert. Bieten mehrere Anbieter ähnlich günstige Preise, können Sie sich an den Bewertungen anderer Kunden orientieren.
4. Schauen Sie beim Vergleich nicht nur nach dem höchsten Wechselbonus, sondern auch danach, ob der Anbieter Ihnen für mehrere Monate – die VZ empfiehlt 12 Monate – den Preis pro Kilowattstunde garantiert. Lesen Sie anschließend die Post vom Stromversorger aufmerksam durch. Preiserhöhungen muss er ankündigen – und Sie können kündigen.
5. Schließen Sie Anbieter aus, die sogenannte Pakettarife anbieten – das sind Tarife, bei denen Sie einen bestimmten Stromverbrauch vorab festlegen müssen. Weichen Sie davon ab, kann es teuer werden. Vermeiden Sie außerdem Stromanbieter, die nur jährliche Abschläge akzeptieren. Dies kommt einer "Vorkasse" gleich: Sie zahlen für etwas, was Sie noch nicht bekommen haben. Seriöse Stromanbieter ermöglichen monatliche Abschläge und verlangen keine Kaution.
- finanztip.de: "Starte Deinen Strompreisvergleich und spar Geld"
- verbraucherzentrale.de: "So finden Sie den passenden Strom- oder Gastarif"
- test.de: "Wenn der Energieversorger Pleite ist"
- Eigene Recherche