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Rückzug des Zalando-Chefs: Rubin Ritter sollte kein Held sein


Rückzug des Zalando-Chefs
Dieser Manager sollte kein Held sein, sondern ein Normalo

MeinungEin Kommentar von Mauritius Kloft

Aktualisiert am 07.12.2020Lesedauer: 2 Min.
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Rubin Ritter, Co-Chef von Zalando: Er verlässt das Unternehmen zur Hauptversammlung 2021.Vergrößern des Bildes
Rubin Ritter, Co-Chef von Zalando: Er verlässt das Unternehmen zur Hauptversammlung 2021. (Quelle: STPP/imago-images-bilder)

Der Co-Chef des Zalando-Konzerns, Rubin Ritter, verlässt das Unternehmen – zugunsten der Karriere seiner Frau. Die Entscheidung trotzt vielen Respekt ab. Doch sie offenbart einmal mehr eine riesige Ungerechtigkeit.

"Meine Frau und ich sind uns einig, dass in den kommenden Jahren ihr Beruf Priorität haben soll": Mit diesen Worten verabschiedet sich Rubin Ritter, Co-Chef des Onlinemode- und -schuhhändlers Zalando zur Hauptversammlung 2021 von der Spitze des Konzerns. Die Ankündigung kam für viele überraschend – und Ritter wird nun als Held gefeiert, der für seine Frau einen Rückzieher macht. Der seine Karriere hintanstellt.

Man muss kein Genie sein, um zu erkennen, dass Ritter kein Held ist. An sich sollte es selbstverständlich sein, dass auch ein Mann zugunsten seiner Frau seine Karriere zurückstellt. Und nicht immer nur andersherum.

In einer perfekten Welt würde es deshalb nicht mehr Ritters geben. Nein. In einer perfekten Welt gäbe es für Frauen und Männer die gleichen Aufstiegschancen. Die gleichen Möglichkeiten, einen Job auszuüben. Und auch die gleichen Löhne bei gleicher Arbeit.

Kaum weibliche Vorstände in deutschen Firmen

Doch in solch einer Welt leben wir nun einmal nicht. Die Realität sieht anders aus:

Die unbereinigte Gender Pay Gap, also die Lohnlücke, die etwa Kindererziehungszeiten und Unterbrechungen der Erwerbstätigkeit miteinbezieht, liegt bei stolzen 20 Prozent. 20 Prozent, die Frauen weniger als Männer verdienen. Und selbst die um die zuvor genannten Faktoren bereinigte Lohnlücke ist gigantisch: Sie liegt bei sechs Prozent – wohlgemerkt bei gleicher Ausbildung und Berufserfahrung.

Und die Statistik der Führungskräfte ist mehr als traurig: 2019 gab es in den 100 größten deutschen Unternehmen gerade einmal 11,6 Prozent Frauen in Vorständen.

Viele Vorstände sind Machos

Die Gründe dafür scheinen vielfältig: Frauen haben oft deutlich längere Elternzeiten oder sehen sich gezwungen, in Teilzeit zu arbeiten. Bei Beförderungen haben sie deshalb oft das Nachsehen. Das mag unternehmerische Gründe haben, wohl auch systemische. Doch es hat oftmals mit einem zu tun: der Machohaftigkeit vieler Unternehmensvorstände.

Ein Mann beruft einen Mann, weil er ihm ähnlicher ist. Männer schreiben Männern eher Führungsqualitäten zu. Und viele Männer glauben nicht daran, dass eine Frau ebenso gut – wenn nicht gar deutlich besser – wirtschaften könnte.

Zalando sollte Frau in Vorstand berufen

Dass Ritter nun kürzer tritt, trotzt vielen Respekt ab. Eigentlich sollte es das aber gar nicht. Es sollte völlig normal sein.

Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Ein Weg, auf dem nicht nur mehr Männer ihr Machotum zurückstellen und Frauen echte Aufstiegschancen einräumen, sondern auf dem auch mehr Männer von Anfang an am Gemeinschaftsprojekt Familie mitarbeiten sollten.

Einen ersten Schritt hat Ritter getan. Nun sollte Zalando den zweiten Schritt gehen – und für Ritter eine Frau in den Männervorstand berufen. Erst dann wird – pardon – ein Schuh draus.

Verwendete Quellen
  • Antidiskriminierungsstelle des Bundes
  • Statistisches Bundesamt
  • statista.de
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