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Tesla: IG Metall warnt vor Einflussnahme bei erster Betriebsratswahl in Grünheide


Betriebsrat
IG Metall bringt sich vor Tesla-Wahlen in Stellung

Von Frederike Holewik, Grünheide

Aktualisiert am 21.02.2022Lesedauer: 3 Min.
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Elon Musk beim ersten Richtfest auf der Baustelle der Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg im September 2020 (Archivbild): Der Tesla-Gründer hat sich mehrfach kritisch gegenüber Gewerkschaften positioniert.Vergrößern des Bildes
Elon Musk beim ersten Richtfest auf der Baustelle der Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg im September 2020 (Archivbild): Der Tesla-Gründer hat sich mehrfach kritisch gegenüber Gewerkschaften positioniert. (Quelle: S. Gabsch/Future Image/imago-images-bilder)

Tesla-Gründer Elon Musk gilt nicht als Gewerkschaftsfreund. In seiner Gigafactory in Grünheide wird kommende Woche nun das erste Mal der Betriebsrat gewählt. Die IG Metall hat sich vor Ort schon in Stellung gebracht.

Die Scheiben des IG Metall-Büros am Bahnhof Fangschleuse in Grünheide sind provisorisch mit Papier verhängt. So sollen die Mitarbeiter der Tesla-Gigafactory, die auf der anderen Seite der Bahnstrecke entsteht, bei Beratungen nicht direkt von außen gesehen werden können.

Dass diese aktuell gerne in Anspruch genommen werden, liegt auch an den ersten Betriebsratswahlen, die in der kommenden Woche stattfinden. "Für die betriebliche Mitbestimmung ist wichtig, dass die Zusammensetzung des Betriebsrats die Belegschaft repräsentiert", sagte Birgit Dietze, Leiterin des IG-Metall-Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen.

Es gehe schließlich um viel bei dieser Wahl, so Dietze. Immerhin hat sich Tesla-Chef Elon Musk nicht als Gewerkschaftsfreund hervorgetan.

Rund 2.600 Beschäftigte in Grünheide

Daher sollte ein Betriebsrat möglichst verschiedene Angestellte umfassen und nicht vorrangig aus einer Reihe von Führungskräften bestehen. Das sei aktuell noch gar nicht so einfach möglich, da der Anteil der Beschäftigten aus der Produktion derzeit noch gering sei.

Denn in diesem Bereich seien viele Stellen noch nicht besetzt, so Dietze. Nach Angaben der IG Metall arbeiten bislang rund 2.600 Mitarbeiter für das Werk in Grünheide. Insgesamt sollen es laut Tesla einmal 12.000 werden.

Gewählt werden können ohnehin nur Beschäftigte, die seit mindestens sechs Monaten im Betrieb arbeiten. Das treffe auf die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Fertigung nicht zu, so Dietze. Bei Tesla sind ihren Angaben zufolge derzeit mehrheitlich Führungsetagen und Ingenieursposten besetzt. Wählen dürfen hingegen alle, die am Tag der Wahl in einem Beschäftigungsverhältnis stehen.

Daher ruft die IG Metall alle Beschäftigten dazu auf, am 28. Februar ihre Stimme abzugeben. Dann wird nämlich per Liste der 19-köpfige Betriebsrat bestimmt. Dieser biete der Belegschaft die Chance, ihre Interessen zu vertreten und durchzusetzen und stelle einen ersten Schritt in eine Mitbestimmungskultur dar, wie sie in Deutschland üblich sei, sagte Dietze.

Musk stemmt sich gegen Gewerkschaften

Die Skepsis der Gewerkschafter ist durchaus gerechtfertigt. In den USA ist den Mitarbeitern bisher die Gründung einer Gewerkschaft untersagt worden. Seit 2016 ist Tesla damit der einzige US-amerikanische Automobilhersteller ohne Gewerkschaft.

Zuletzt musste sich Musk sogar vor Gericht für einen mittlerweile gelöschten Tweet verantworten. Darin hatte er 2018 angedeutet, dass die Gründung einer Gewerkschaft in den USA den Verlust von Aktienoptionen für Mitarbeiter zur Folge haben könnte.

In Deutschland genießen Betriebsräte und Gewerkschaften einen besonderen Schutz. Dass in einem nicht mal fertigen Werk bereits im vergangenen November die ersten Schritte zu einer Betriebsratswahl gemacht wurden, führte dennoch zu Verwunderung. Die IG Metall vermutete damals dahinter bereits eine Strategie, um einen möglichst arbeitgeberfreundlichen Betriebsrat zu bekommen. Zu diesem Zeitpunkt war schließlich vor allem die Führungsebene besetzt.

Produktionsstart steht noch nicht fest

Trotz aller Kritik begrüßt die IG Metall aber den neuen Tesla-Standort in Deutschland. Der US-Elektroautobauer hat in Grünheide eine Autofabrik gebaut, die schon zu Testzwecken bis zu 2.000 Fahrzeuge produzieren darf. Dafür hat das Unternehmen sogenannte vorzeitige Zulassungen.

Der Produktionsstart musste zuletzt wegen noch ausstehender Genehmigungen erneut verschoben werden. Wann es genau losgeht, ist weiterhin offen. "Das wird im Zweifel auch noch einige Wochen dauern", sagte der zuständige Abteilungsleiter im brandenburgischen Umweltministerium, Axel Steffen, jüngst dazu.

Auch der Bau entstand auf Grundlage solcher vorläufigen Bescheide und damit auf Risiko des Unternehmens. Die abschließende Genehmigung des Landes Brandenburg fehlt aber noch.

Das Unternehmen geht bisher davon aus, dass das Autowerk bei voller Auslastung 500.000 Fahrzeuge pro Jahr produzieren kann. Der Bau der Gigafactory war dabei umstritten. So äußerten Naturschützer immer wieder Bedenken über das Abpumpen des Grundwassers vor Ort. Lesen Sie hier, wie Wetterexperte Sven Plöger die Lage einschätzt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche vor Ort
  • Pressemitteilung IG Metall
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP
  • RBB: "IG Metall fürchtet Strategie in früh gewähltem Tesla-Betriebsrat"
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