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Zum journalistischen Leitbild von t-online.In vielen Lebensmitteln enthalten Zusatzstoff-Mischungen könnten Diabetesrisiko erhöhen

Emulgatoren, Süßstoffe, Farbstoffe: Sie stecken in vielen beliebten Fertigprodukten. Regelmäßig viele dieser Zusatzstoffe zu konsumieren, könnte die Gesundheit belasten.
Immer mehr Menschen greifen regelmäßig zu Fast Food oder Fertigprodukten. Diese machen die Essensplanung leichter und schneller. Allerdings enthalten die Produkte häufig eine Menge verschiedener Lebensmittelzusatzstoffe, wie Konservierungsmittel, Emulgatoren, Süßstoffe und Farbstoffe, welche die Haltbarkeit verlängern und Textur, Farbe und Geschmack verbessern sollen.
Eine neue Studie aus Frankreich hat nun herausgefunden, dass bestimmte Kombinationen dieser Zusatzstoffe das Risiko für eine spätere Diabetes-Erkrankung erhöhen könnten. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "PLOS Medicine" veröffentlicht.
Gut zu wissen
In Europa sind über 300 Zusatzstoffe für Lebensmittel erlaubt. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat deren Sicherheit geprüft. Dabei beschränken sich die Tests laut dem Deutschen Ärzteblatt allerdings darauf, ob die Stoffe giftig oder krebserregend sind. Ob die Zusatzstoffe langfristig das Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes erhöhen, wird dem Fachmagazin zufolge nicht untersucht – dafür fehlen bislang geeignete Testverfahren.
Fünf bestimmte Zusatzstoff-Mischungen im Fokus
Für die Studie analysierte das Team um Mathilde Touvier von der Université Sorbonne in Paris die Ernährungsgewohnheiten von über 100.000 Erwachsenen. Die Daten stammen aus der NutriNet-Santé-Studie, in der die Probanden seit 2009 regelmäßig Auskunft über ihre Ernährung und ihren Gesundheitszustand geben.
Aus den Ernährungsgewohnheiten der Probanden ergaben sich für die Forschenden fünf typische Zusatzstoff-Mischungen. Anschließend verglichen sie diese Zusatzstoff-Kombinationen mit den Erkrankungen der Probanden.
Emulgatoren und Süßstoffe könnten krank machen
Das Ergebnis: Bei zwei Zusatzstoff-Mischungen fanden die Forschenden einen Zusammenhang mit einem später auftretendem Typ-2-Diabetes:
- Emulgatoren-Mix: Dazu zählen Guargummi (E 412), Carrageen (E 407), modifizierte Stärken, Pektin, Polyphosphate, Xanthan sowie ein Konservierungsmittel (Kaliumsorbat) und ein Farbstoff (Curcumin). Diese Stoffe stecken häufig in Fertigprodukten wie Milchdesserts, Soßen oder Brühen. Die regelmäßige Aufnahme dieser Mischung war mit einem um acht Prozent erhöhten Diabetesrisiko verbunden.
- Getränke-Zusatzstoffe: Hierzu gehören Süßstoffe wie Acesulfam-K, Aspartam und Sucralose, Säureregulatoren wie Zitronensäure, Apfelsäure und Phosphorsäure sowie Farbstoffe und Überzugsmittel wie Carnaubawachs. Diese Kombination findet sich in künstlich gesüßten Getränken und Limonaden. Die regelmäßige Aufnahme dieser Mischung erhöhte das Diabetesrisiko der Probanden um 13 Prozent.
Bei den übrigen drei Mischungen zeigte sich keine Verbindung zu einem erhöhten Diabetesrisiko.
Gut zu wissen
Die Autoren haben typische Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes wie Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index, körperliche Aktivität, Rauchverhalten, Bildungsniveau und Beruf herausgerechnet.
Was bedeutet das für Verbraucher?
Die Studie liefert keine endgültigen Beweise dafür, dass die speziellen Zusatzstoff-Kombinationen tatsächlich Diabetes auslösen – das betonen auch die Forschenden selbst. Doch sie zeigt, dass es nicht nur notwendig ist, einzelne Zusatzstoffe auf ihre schädliche Wirkung zu untersuchen, sondern auch typische Kombinationen zu berücksichtigen. Denn die Zusatzstoffe könnten möglicherweise ihre Wirkung im Körper gegenseitig verstärken.
Dr. Nerys Astbury, Professor für Ernährung und Übergewicht an der Universität Oxford, hält die Studie für wichtig. "Sie ergänzt die wachsende Zahl von Belegen für einen Zusammenhang zwischen erhöhtem Konsum gängiger Lebensmittelzusatzstoffe und negativen gesundheitlichen Folgen", sagte er dem Science Media Center. Weitere Forschung sei allerdings erforderlich, um sicher festzustellen, ob die Zusatzstoffe wirklich verantwortlich für das höhere Diabetesrisiko sind und nicht doch andere Faktoren dahinterstecken.
- journals.plos.org: "Food additive mixtures and type 2 diabetes incidence: Results from the NutriNet-Santé prospective cohort". (Stand: April 2025; englisch)
- efsa.europa.eu: "Lebensmittelzusatzstoffe". (Stand: März 2024)
- aerzteblatt.de: "Lebensmittelzusatzstoffe: Bestimmte Mischungen könnten Diabetesrisiko erhöhen". (Stand: April 2025)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.