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Verlust eines Chromosoms: Krebs bei Männern ist oft aggressiver


Krebszellen nutzen Schwäche aus
Ein Mangel im Alter kann für viele Männer tödlich enden


Aktualisiert am 12.06.2025 - 12:51 UhrLesedauer: 2 Min.
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Krebsrisiko: Mit den Jahren wird der Körper für viele Krankheiten anfälliger. (Quelle: recep-bg/getty-images-bilder)
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Ein winziges Chromosom verschwindet – und das hat dramatische Folgen: Forscher zeigen, warum das Y-Chromosom bei Männern eine wichtige Rolle im Kampf gegen Krebs spielt.

Mit zunehmendem Alter verlieren viele Männer Zellen mit ihrem Y-Chromosom. Die genetische "Lücke" galt bisher als harmlos. Doch eine neue Studie zeigt: Wenn das Y-Chromosom fehlt, wird Krebs aggressiver – und schwerer zu behandeln. Besonders betroffen sind Zellen des Immunsystems. Das beeinflusst womöglich nicht nur den Krankheitsverlauf, sondern auch die Wirksamkeit moderner Krebstherapien.

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Wenn das Y verschwindet

Jede Körperzelle eines Mannes trägt normalerweise ein X- und ein Y-Chromosom. Doch mit dem Alter kann das Y durch fehlerhafte Zellteilungen verloren gehen. Besonders häufig passiert das in den weißen Blutkörperchen, also im Immunsystem. Rund die Hälfte aller 70-jährigen Männer zeigt diesen sogenannten Y-Verlust, wie frühere Studien belegen.

Ein US-Forschungsteam unter Leitung des Cedars-Sinai Medical Centers in Los Angeles hat nun untersucht, was der Verlust des Y-Chromosoms in Tumorzellen und deren Umgebung bedeutet. Das Ergebnis: In vielen Tumoren fehlen nicht nur den Krebszellen das Y-Chromosom, sondern auch den Immunzellen, die den Tumor eigentlich bekämpfen sollen.

Immunsystem erkennt den Krebs schlechter

Besonders betroffen vom Y-Verlust sind T-Zellen – das sind spezialisierte Immunzellen, die mutierte oder gefährliche Zellen im Körper erkennen und bekämpfen. Fehlt diesen T-Zellen das Y-Chromosom, arbeiten sie jedoch langsamer und weniger effektiv, wie die Forscher zeigen konnten.

"Das führt zu aggressiven Tumoren mit sehr schlechten Heilungsaussichten", erklärte Studienautor Simon Knott laut Pressemitteilung. Die Immunzellen übersehen den Tumor – und die Krebszellen können sich nahezu ungehindert ausbreiten. Damit steigt das Risiko, an der Erkrankung zu versterben.

Die Forscher analysierten die genetischen Daten von über 4.000 männlichen Patienten mit fast 30 verschiedenen Tumorarten – von Blasen- über Prostata- bis hin zu Lungenkrebs. In vielen Fällen fehlte das Y-Chromosom nicht nur im Tumor selbst, sondern auch in den umliegenden Zellen, etwa im Bindegewebe oder in den Immunzellen.

Diese Entdeckung war überraschend. Denn bislang galt das Erbgut von Immunzellen als relativ stabil – deutlich robuster als das von Tumorzellen. Nun scheint klar: Auch die Immunabwehr ist vom Y-Verlust betroffen.

Schlechtere Chancen auf Therapieerfolg?

Die Erkenntnisse könnten weitreichende Folgen für moderne Immuntherapien haben. Bei der sogenannten CAR-T-Zelltherapie etwa werden dem Patienten Immunzellen entnommen, im Labor gentechnisch verändert und wieder eingesetzt – um den Tumor gezielt zu bekämpfen.

"Wir vermuten, dass CAR-T-Zellen ohne Y-Chromosom deutlich schlechter wirken", sagte Studienleiter Dan Theodorescu. Künftig könnte es also sinnvoll sein, Patienten auf einen möglichen Y-Verlust zu testen, bevor man ihnen diese Therapieform anbietet.

Auch bei einer anderen Therapie – den sogenannten Checkpoint-Inhibitoren – spielt das Y-Chromosom eine Rolle. Hierbei werden Immunzellen durch Medikamente gezielt "entfesselt". Doch auch hier zeigen T-Zellen ohne Y-Chromosom mehr hemmende Moleküle – sie sind quasi doppelt gebremst.

Erklärung für die kürzere Lebenserwartung

Schon länger ist bekannt, dass Männer eine kürzere Lebenserwartung haben als Frauen – auch weil sie häufiger an Krebs sterben. Der Y-Verlust könnte ein bislang unterschätzter Risikofaktor sein. Denn der Verlust betrifft nicht nur die Immunabwehr, sondern wird auch mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Alzheimer in Verbindung gebracht. Die genauen Mechanismen dahinter müssen aber noch weitere Studien klären.

Verwendete Quellen
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.

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