Forscher decken auf Was Ihr Wohnort für Ihr Alzheimerrisiko bedeutet

Alzheimer ist die häufigste Form von Demenz. Nun haben Forscher einen überraschenden Zusammenhang entdeckt: Auch die Wohnumgebung beeinflusst das Erkrankungsrisiko.
Lärm, soziale und finanzielle Unsicherheit, fehlende Grünflächen: Benachteiligte Stadtviertel tauchen immer wieder in Statistiken für die Wohnorte mit erhöhten Krankheitsrisiken (etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs) auf. Nun zeigt eine neue Studie, dass die soziale Umgebung auch das Risiko für eine Alzheimer-Erkrankung beeinflusst.
Was ist Alzheimer?
Alzheimer ist eine Erkrankung des Gehirns. Vereinfacht gesagt: Bei den Betroffenen stören bestimmte Eiweißansammlungen (Plaques) die Kommunikation der Nervenzellen. In der Folge kommt es zu Gedächtnis- und Sprachstörungen sowie zu einer Beeinträchtigung der Wahrnehmung und der örtlichen und zeitlichen Orientierung
US-Forscher kommen zu dem Ergebnis: Durch belastende Wohnbedingungen könnte langfristig auch das Gehirn Schaden nehmen. Untersucht wurden 334 ältere Erwachsene über mehrere Jahre hinweg. Die Teilnehmenden waren im Schnitt 73 Jahre alt und wiesen zu Beginn der Studie keine Demenzsymptome auf.
So lief die Studie ab
Die Forscher untersuchten folgende Werte der Probanden:
- Tau-Protein, das sich bei Zellschäden im Gehirn ablagert,
- YKL-40, ein Eiweiß, das Entzündungen anzeigt, und den
- CRP-Wert, einen bekannten Entzündungsmarker im Blut.
Das Ergebnis war eindeutig: Menschen aus sozial benachteiligten Stadtteilen hatten häufiger erhöhte Werte dieser Marker. Der Nachbarschaftsstatus wurde anhand von Faktoren wie Einkommen, Beschäftigung, Bildung und Behinderung bestimmt.
Für die Forscher ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Belastungen im Wohnumfeld Entzündungsprozesse im Körper anheizen und somit möglicherweise auch Alzheimer begünstigen können.
Chronische Entzündungen können den Alterungsprozess im Gehirn beschleunigen und die Ablagerung krankheitstypischer Eiweiße fördern. Eine der Studienautoren, Angela L. Jefferson, erklärt laut der "American Academy of Neurology (AAN)": "Diese Ergebnisse legen nahe, dass eine benachteiligte Wohngegend das Risiko einer Entzündung erhöht, die möglicherweise eine frühe Rolle bei der Entwicklung der Alzheimer-Krankheit spielt und zugleich als Biomarker für die Krankheit selbst dient."
Dauerstress als Krankmacher
Was steckt dahinter? Dauerstress wirkt wie ein Krankmacher. Und fehlende Erholungsräume, Lärm, soziale Spannungen bedeuten Dauerstress für den Körper. Studien zeigen seit Jahren, dass dieser Stress den Blutdruck erhöht, den Schlaf verschlechtert und die Herzgesundheit belastet. Nun werden offenbar auch Folgen für das Gehirn sichtbar.
Stresshormone fördern Entzündungsreaktionen und können die Blut-Hirn-Schranke schwächen. Dadurch gelangen vermehrt schädliche Stoffe ins Gehirn, die Alzheimer-typische Veränderungen begünstigen könnten. Und das soziale Umfeld trägt zum Anstieg oder zur Senkung des Stresslevels bei.
Diese Beobachtung deute darauf hin, dass das Leben in benachteiligten Vierteln zu höheren Stressbelastungen führen kann, die Neurodegeneration fördere und somit ein erhöhtes Alzheimerrisiko berge, so Jefferson. Die Forderung der Forscher: Gerade Menschen in sozial belasteten Wohngebieten sollten gezielt unterstützt werden – etwa durch Stressbewältigung, mehr Bewegungsangebote oder bessere medizinische Vorsorge.
- aan.com: "Your neighborhood may be tied to risk of inflammation, dementia biomarkers" (englisch)
- neurology.org: "Cross-Sectional and Longitudinal Associations of Neighborhood Disadvantage With Fluid Biomarkers of Neuroinflammation and Neurodegeneration" (englisch)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.