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EU sieht sich Flüchtlingsströmen ausgesetzt


Flüchtlingsströme nach Europa
"Die Welt steht vor schlimmster Krise seit dem Zweiten Weltkrieg"

Von dpa, afp
14.08.2015Lesedauer: 3 Min.
Einfallstor nach Europa: Die Flüchtlinge kommen aus Libyen, Syrien oder dem Irak über die Türkei auf der griechischen Insel Kos an. Ab da ist offen, ob und wenn ja, wie es weitergeht.Vergrößern des BildesEinfallstor nach Europa: Die Flüchtlinge kommen aus Libyen, Syrien oder dem Irak über die Türkei auf der griechischen Insel Kos an. Ab da ist offen, ob und wenn ja, wie es weitergeht. (Quelle: Reuters-bilder)
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Sie fliehen vor Krieg, Gewalt und Hunger aus ihren Heimatländern. Ihre gefährliche Reise auf überfüllten Booten oder Lastwagen bringt sie an die Grenzen der Europäischen Union - und über Ungarn und Griechenland in den Westen. Brüssel sieht gewaltige Herausforderungen auf Europa zukommen: "Die Welt steht heute vor der schlimmsten Flüchtlingskrise seit dem Zweiten Weltkrieg", sagte EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos. Die Zahlen erreichen Höchststände.

Bereits jetzt seien in diesem Jahr mehr Menschen über das Mittelmeer nach Europa geflohen als 2014, teilte die Internationale Flüchtlingsorganisation IOM in Genf mit. Seit Januar seien 237.000 Flüchtlinge in oft kaum seetüchtigen Booten nach Europa gekommen.

Griechenland als Anlaufziel

Bis Ende August würden es mehr als 250.000 sein. Im gesamten Vorjahr seien es 219.000 Flüchtlinge gewesen. Die IOM schätzte, dass 2015 mindestens 2300 Flüchtlinge auf der Überfahrt ertrunken sind. Viele Flüchtlinge stammen aus den Konfliktgebieten Syrien, Afghanistan und Eritrea.

Allein das von der schweren Finanzkrise geschüttelte Griechenland habe 2015 bislang knapp 135.000 Flüchtlinge registriert, erklärte die Flüchtlingsorganisation. Alleine im Juli seien dort 50.000 Asylsuchende angekommen. Im Juli 2014 waren es demnach nur 6000 gewesen. Auf der Ägäisinsel Kos sind in den vergangenen Tagen mehr als 2000 Flüchtlinge angekommen.

Die Behörden dort sind mit der Versorgung und Registrierung oft überfordert. Viele Ankömmlinge müssen in einem alten Stadion campieren oder im Freien übernachten. Dort kommt es auch zu Gewalt: Polizisten hatten Schlagstöcke und Feuerlöscher gegen Flüchtlinge eingesetzt.

Ungarn wird zum Hauptzugangsweg

Der EU-Kommissar warnte aber auch vor einer schwierigen Lage in anderen EU-Staaten. Italien hat laut IOM 93.540 illegale Zuwanderer registriert. Die Übrigen seien in Spanien und Malta an Land gegangen.

Ungarn ist nach Einschätzung der EU-Kommission inzwischen einer der Hauptzugangswege für Migranten auf dem Weg nach Europa. So kamen dort allein im Juli 35.000 Asylsuchende an. "Dies bedeutet, dass Ungarn sich Italien und Griechenland anschließt als einer der exponiertesten Mitgliedsstaaten, in vorderster Front", so der EU-Flüchtlingskommissar.

Das Land, in dem vor 26 Jahren der Anfang vom Ende des Eisernen Vorhangs seinen Weg nahm, als Grenzer den Stacheldraht zwischen Ost und West zerschnitten hatten, baut derzeit wieder einen Zaun an der Grenze zu Serbien, der Flüchtlinge abhalten soll. "Die Kommission befürwortet die Nutzung von Zäunen nicht", kommentierte Avramopoulos.

Schlimme Verhältnisse in Auffanglagern

Viele Flüchtlinge wollen gar nicht in Griechenland, Italien oder Ungarn bleiben, sondern in wohlhabendere EU-Staaten weiterreisen. Doch auch diese haben Probleme mit den zahlreichen Flüchtlingen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International berichtete, im österreichischen Erstaufnahmezentrum Traiskirchen südlich von Wien lebten mehr als 1000 Menschen im Freien, unter ihnen Kinder ohne erwachsene Begleiter.

Amnesty kritisierte, es gebe nicht genug Betten. Die Menschen suchten in der Augusthitze verzweifelt nach einem Platz im Schatten. Vier Ärzte und drei Psychologen kümmerten sich ein paar Stunden pro Tag um mehr als 4000 Menschen. Vor Duschen ohne Vorhänge stünden Männer und Frauen Schlange. "Duschen für Frauen sind wie eine Peep-Show organisiert", schimpfte der österreichische Amnesty-Generalsekretär Heinz Patzelt. "Ich bin unsagbar zornig."

Europa muss das Problem "zivilisiert" lösen

Europa sei verpflichtet, das Problem auf eine "anständige, zivilisierte und europäische Art und Weise zu lösen und die Flüchtlinge willkommen zu heißen", so Flüchtlingskommissar. Europa tue sich aber schwer im Umgang mit den Hilfsbedürftigen. Die EU beruhe auf dem Prinzip der "Solidarität mit Menschen in Not", rief Avramopoulos eindringlich ins Gedächtnis. "Das sind verzweifelte Menschen, sie brauchen unsere Hilfe und unsere Unterstützung."

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