t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikAusland

Russland: Propaganda nennt Westen als Mittäter von Anschlag


"Mögen sie in der Hölle verbrennen"
Russische Propaganda: Westen an Terroranschlag beteiligt

Von t-online, wan

Aktualisiert am 28.03.2024Lesedauer: 3 Min.
Alexander Bortnikow: Der Leiter des Inlandsgeheimdienstes gehört zum innersten Kreis Putins.Vergrößern des BildesAlexander Bortnikow: Der Leiter des Inlandsgeheimdienstes gehört zum innersten Kreis Putins. (Quelle: Alexei Nikolsky/Russian Presidential Press and Information Office/Tass/imago-images-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Russische Medien versuchen nicht nur, die Ukraine als angeblichen Mittäter für den Anschlag bei Moskau darzustellen. Sie beziehen auch Deutschland und die USA mit ein.

In Russland läuft nach dem tödlichen Anschlag auf die Konzerthalle Crocus City am 22. März nahe Moskau die Propagandamaschine auf Hochtouren. Nachdem aus dem Kreml sehr schnell eine Verbindung in die Ukraine vermutet wurde, legt jetzt die größte Wochenzeitung des Landes nach. "Argumenty i Fakty" ("Argumente und Fakten") heißt das Blatt, und auf der aktuellen Titelseite macht es gleich klar, wer nach Ansicht der kremlfreundlichen Redaktion die wahren Hinterleute des Terrorakts sein sollen.

"Wir kennen die Architekten der Crocus Terroranschläge", steht dort in großen Buchstaben, und darunter eine Collage mit Fotos des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, des US-Präsidenten Joe Biden, dem britischen Premier Rishi Sunak, seinem Vorgänger Boris Johnson – und Bundeskanzler Olaf Scholz. Das Blatt ist die meistgelesene Wochenzeitung in Russland, in den 1990er Jahren erreichte es eine Rekord-Auflage von 33 Millionen Exemplaren, heute sind es nach eigenen Angaben noch etwa drei Millionen.

Zu dem Anschlag, bei dem über 130 Menschen ums Leben kamen, hatte sich die Terrororganisation "Islamischer Staat" bekannt. Experten gehen davon aus, dass die Bekennernachricht echt ist.

Zeitung nennt IS-Täterschaft "Unsinn"

Der britische BBC-Korrespondent Steve Rosenberg hat in einem Video, das er auf X teilte, übersetzt, was das Propagandablatt noch schreibt: "Mögen sie in der Hölle verbrennen", steht über dem Bild der westlichen Regierungschefs und einem Feuer als Hintergrund. Demnach wird behauptet, dass die Täterschaft des IS "Unsinn" sei. "Das sollen sie einander erzählen", zitiert Rosenberg aus der Zeitung.

Im Hauptartikel wird dann laut Übersetzung von einem "amerikanischen Fußabdruck in der Crocus-Tragödie" gesprochen. Terrorismus sei "ein Standardinstrument des Westens seit Jahrzehnten", behaupten die Verfasser.

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Englischer Politiker unterstützt Verschwörungstheorie

Rosenberg fand auch weitere Beispiele für das Kreml-Narrativ, dass andere als der IS hinter dem Anschlag stecken sollen. Die "Kmsomolskaja Prawda" zitierte den russischen Geheimdienstdirektor Alexander Bortnikow, dass man sich in der Ukraine darauf vorbereite, "den Terroristen einen Heldenempfang zu bereiten". Gefragt, ob er die USA, Großbritannien und die Ukraine als verantwortlich ansehe, sagte er der Zeitung: "Ich denke schon".

Unterstützung bekommen Putins Propagandisten ausgerechnet von einem britischen Parlamentarier. George Galloway, ein wegen seiner Verschwörungstheorien zum britischen Palast und antisemitischer Äußerungen umstrittener Politiker der "Arbeiterpartei Großbritanniens", beschuldigte sein eigenes Land. Die britische Regierung sei in die Anschläge involviert, wird er in der russischen Zeitung "Rossiyskaya Gazeta" zitiert, die ihn einen "Experten" nennt.

Zuerst hatte Galloway nach Angaben des britischen "The Independent" seine Verschwörungstheorien in seiner YouTube-Show präsentiert: "Als die USA, das Vereinigte Königreich und andere schnell versuchten, mir zu versichern, dass nur die (in der Russischen Föderation verbotene) Isis dieses Massaker in Moskau begangen hat, wurde mir automatisch klar, dass sie lügen", sagte er dort. Der britische Außenminister David Cameron wies dies Vorwürfe auf X umgehend als "kompletter Unsinn" zurück.

Russlands Präsident Putin und seine Mitarbeiter hatten nach dem Anschlag versucht, die Ukraine als Mittäter zu benennen. So behauptete der Kreml, die Täter seien Richtung Ukraine geflüchtet, weil sie dort ein Schlupfloch erwartet hätten. Beweise wurden aber nicht vorgelegt. Nicht nur wies die Kiew dies umgehend zurück. Der eigentlich als Putins-Gefolgsmann bekannte belarussische Präsident Alexander Lukaschenko widersprach der Kreml-Darstellung und sagte, die Täter hätten einen Übertritt in sein Land versucht, hätten aber wegen der Sicherheitsvorkehrungen eine andere Route genommen.

Verwendete Quellen
  • x.com: Tweet von Steve Rosenberg
  • kp.ru: "Бортников: Украина готовила боевиков на Ближнем Востоке Читайте на" (russisch)
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website