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Verstörende Bilder aus Butscha: "Putins hemmungslose Gewalt kennt keine Grenzen"


Verstörende Bilder aus Butscha
"Putins hemmungslose Gewalt kennt keine Grenzen"


Aktualisiert am 03.04.2022Lesedauer: 4 Min.
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Massengrab und Leichen auf der Straße: US-Satellitenbilder belasten die russische Armee in Butscha schwer. (Quelle: t-online)

Es sind entsetzliche Bilder aus einer ukrainischen Kleinstadt: Sie zeigen das, was die russischen Truppen seit Beginn der Invasion anrichten. Weltweit sind die Augen auf Butscha gerichtet.

Dutzende Leichen liegen in Butscha auf der Straße, teilweise sind ihnen die Hände am Rücken zusammengebunden. Es sind Zivilisten, die scheinbar wahllos getötet wurden. Neben den toten Körpern liegen Trümmer – die Stadt ist zerstört.

Mit der Rückeroberung der Region um die Hauptstadt Kiew hat sich der ukrainischen Armee nach wochenlangen Kämpfen ein Bild des Schreckens geboten (mehr dazu lesen Sie hier). Bundesaußenministerin Annalena Baerbock kündigte an, die Sanktionen gegen Russland zu verschärfen.

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"Die Bilder aus Butscha sind unerträglich. Putins hemmungslose Gewalt löscht unschuldige Familien aus und kennt keine Grenzen", twitterte die Grünen-Politikerin am Sonntagnachmittag. "Die Verantwortlichen für diese Kriegsverbrechen müssen zur Rechenschaft gezogen werden." Die Ukraine solle noch mehr bei ihrer Verteidigung unterstützt werden.

Scholz fordert Ahndung der Verbrechen

Kanzler Olaf Scholz kündigte ebenfalls neue Sanktionen an und forderte eine schonungslose Aufklärung der Verbrechen des russischen Militärs. "Ich verlange, dass internationale Organisationen wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz Zugang erhalten zu diesen Gebieten, um die Gräueltaten unabhängig zu dokumentieren", sagte Scholz laut einer Erklärung aus dem Kanzleramt. Täter und Auftraggeber müssten konsequent zur Rechenschaft gezogen werden.

Er forderte Russland auf, "endlich in einen Waffenstillstand einzuwilligen und die Kampfhandlungen einzustellen". Es sei ein furchtbarer, sinnloser und durch nichts zu rechtfertigender Krieg. "Er muss aufhören".

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"Entsetzliche Taten der Invasion"

Die britische Außenministerin Liz Truss forderte, die mutmaßlichen Angriffe auf Zivilisten als Kriegsverbrechen zu untersuchen. Großbritannien würde einen solchen Schritt durch den Internationalen Strafgerichtshof unterstützen. "Mit dem erzwungenen Rückzug russischer Truppen gibt es immer mehr Beweise für entsetzliche Taten der Invasoren in Orten wie Irpin oder Butscha", sagte Truss. "Willkürliche Angriffe auf unschuldige Zivilisten während der unrechtmäßigen und ungerechtfertigten Invasion Russlands in die Ukraine müssen als Kriegsverbrechen untersucht werden."

US-Außenminister Antony Blinken sagte bei CNN, die Bilder von toten Ukrainern in Butscha kämen einem Schlag in die Magengrube gleich. Strategisch habe Russland eine Niederlage erlitten.

Auch der EU-Ratspräsident äußerte sich zu den Taten in Butscha: Charles Michel machte Russland für Gräueltaten in der Umgebung der ukrainischen Hauptstadt Kiew verantwortlich. Der belgische Politiker warf den russischen Truppen am Sonntag auf Twitter vor, in Butscha ein Massaker angerichtet zu haben. Die EU werde beim Sammeln von Beweisen helfen, um die Verantwortlichen vor internationale Gerichte stellen zu können. Zugleich kündigte er weitere EU-Sanktionen gegen Russland und Unterstützung für die Ukraine an.

Ramelow: "Nun lässt Putin morden!"

Bei Twitter äußerten sich neben Baerbock weitere deutsche Politiker zu den Schreckensbildern aus der Ukraine. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow machte ebenfalls Kremlchef Putin für die Taten verantwortlich: "Es sind Kriegsverbrechen und die Befehlshaber müssen vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag zur Rechenschaft gezogen werden", twitterte der Linken-Politiker. Der Terror werde als Strategie genutzt. "Angeblich ging es um Schutz vor Völkermord und nun lässt Putin morden!", fügte Ramelow hinzu.

Auch der Bundestagsabgeordnete Norbert Röttgen forderte mehr Konsequenzen für den russischen Machthaber: "Wir sehen täglich die Bilder unvorstellbarer Gräueltaten und der Hölle in der Ukraine", schrieb der CDU-Politiker auf Twitter. "Es muss Schluss sein mit dem Katastrophengerede für Deutschland!" Jeder in Politik und Industrie habe die Pflicht, mehr Druck auf Putin zu erzeugen – "anstatt genau das zu blockieren", so Röttgen.

Ischinger fordert sofortigen Stopp von Gas- und Ölimporten

Der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC), Wolfgang Ischinger, forderte, die Bilder aus Butscha vor allem in China und Indien an die Öffentlichkeit zu bringen: "Die grauenhaften Bilder aus Butscha (...) sollten nicht nur überall im Westen gezeigt werden", twitterte Ischinger. Chinesische Medien berichten Experten zufolge teilweise nicht neutral über die russische Invasion in der Ukraine.

Zudem forderte Ischinger den "sofortigen Stopp von Gas- und Ölimporten". "Ich respektiere die Gründe der Regierung für das Zögern, aber es ist höchste Zeit, dass wir alle jetzt erkennen, dass hier die Logik von Krieg und Terror gilt und nicht mehr die Logik der ökonomischen Rationalität", so der MSC-Chef.

Klitschko wirft Putin Kriegsverbrechen vor

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko warf Kremlchef Wladimir Putin und dessen Truppen Völkermord vor. "Das, was in Butscha und anderen Vororten von Kiew passiert ist, kann man nur als Völkermord bezeichnen", sagte Klitschko der "Bild". "Es sind grausame Kriegsverbrechen, die Putin dort zu verantworten hat. Zivilisten, die mit verbundenen Händen erschossen wurden."

Für die ganze Welt und insbesondere Deutschland könne es nur eine Konsequenz geben, so Kiews Bürgermeister. "Kein Cent darf mehr nach Russland gehen, das ist blutiges Geld, mit dem Menschen abgeschlachtet werden. Das Gas- und Ölembargo muss sofort kommen."

Bestürzende Augenzeugenberichte

Derweil werden immer mehr Augenzeugenberichte öffentlich. Ein Mann berichtete der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, dass fünf Männer in Butscha von Soldaten gezwungen worden seien, am Straßenrand niederzuknien. Dann hätten die Russen ihnen ihre T-Shirts über den Kopf gezogen und einem von ihnen von hinten in den Kopf geschossen.

Auch die "Tagesschau" veröffentlichte Berichte von Augenzeugen. "Diese Leute liefen auf der Straße und sie wurden einfach abgeknallt", erzählte ein Mann demnach. Im Nachbarort sehe es "noch schlimmer" aus. "Die haben einfach geschossen, ohne Fragen zu stellen."

Nach Angaben der Behörden wurden inzwischen 280 Menschen in Butscha in Massengräbern beerdigt. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak teilte auf Twitter ein Foto, auf dem erschossene Männer zu sehen waren. Einem waren die Hände auf dem Rücken gefesselt. Die Echtheit konnte nicht unabhängig geprüft werden. Podoljak schrieb dazu: "Sie waren nicht beim Militär, sie hatten keine Waffen, sie stellten keine Bedrohung dar." Lesen Sie hier mehr zu den Ereignissen in Butscha.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters
  • Twitter
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