Drohung mit Gegenschlag Iran wappnet sich für mögliche US-Angriffe

Der Iran rüstet sich gegen mögliche Luftschläge durch die USA. Auch für Donald Trump birgt ein Eingreifen viele Risiken.
Der Iran bereitet wohl Angriffe auf US-Basen in Nahost vor. Das berichtete die "New York Times" unter Berufung auf Beamte der US-Regierung. Diese Informationen gehen laut Bericht aus der Auswertung von geheimdienstlichen Berichten hervor. Weiter gehe man davon aus, dass für den Fall, dass sich die USA an einem Angriff auf die iranische Atomanlage Fordo beteiligen, auch pro-iranische Milizen aus dem Irak und Syrien versuchen würden, US-Basen in der Region anzugreifen.
In den vergangenen Tagen hatten sich Hinweise auf ein mögliches militärisches Eingreifen der USA verdichtet. So verlegten die USA Flugzeugträger wie die USS Carl Vinson in die Region. US-Präsident Donald Trump erklärte auf seiner Plattform "Truth Social": "Unsere Geduld geht zur Neige."
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Unter anderem war spekuliert worden, die USA könnten mit betonbrechenden Bunkerbomben die iranische Atomanlage in Fordo attackieren. Die 2009 errichtete Anlage ist tief im Fels eingegraben. Israels Luftschläge hatten bislang nur oberirdische Anlagen zerstört.
Warnungen aus Teheran
Der Iran warnte die USA umgehend vor einer direkten Kriegsbeteiligung an der Seite Israels. Die Regierung in Teheran würde in einem solchen Fall entschlossen reagieren, sagte der iranische Botschafter bei den Vereinten Nationen in Genf, Ali Bahreini. "Wir werden nicht zögern, unser Volk, unsere Sicherheit und unser Land zu verteidigen – wir werden ernsthaft und stark reagieren, ohne Zurückhaltung", sagte Bahreini vor Journalisten. Er bezeichnete die USA zudem als "mitschuldig an Israels Handlungen".
Doch auch für Trump ist ein militärisches Eingreifen riskant. Der Präsident droht etliche Wahlversprechen aus den Augen zu verlieren:
- Friedensinitiativen: Trump hatte vor Amtsantritt im Januar versprochen, er werde den Krieg in der Ukraine "innerhalb von 24 Stunden" beenden. Zudem kündigte er an, den Gaza-Konflikt sowie den Atom-Streit mit dem Iran friedlich durch Verhandlungen zu lösen. Von allen drei Ansagen ist Trump weit entfernt.
Im Wahlkampf hatte er zudem die Demokraten wegen ihrer Außenpolitik kritisiert und versprochen, keine neuen Militärinterventionen im Ausland zu starten. Nun droht ein Eingreifen im Iran. - Inflation: Wie die "New York Times" weiter berichtete, warnen auch US-Diplomaten vor einem militärischen Eingreifen. So könnte der Iran die Straße von Hormus blockieren, eine wichtige Schifffahrtsstraße vor der iranischen Küste, durch die ein Fünftel der weltweiten Erdölproduktion transportiert wird.
Eine Blockade der Transportroute dürfte Öl- und Spritpreise weltweit treiben – auch in den USA. Die steigenden Preise waren aber ein wichtiger Grund für den Unmut in der US-Wahlbevölkerung über die Demokraten. Der Ärger über die Inflation trieb Trump viele Enttäuschte aus der Wählerschaft zu. Eine Eskalation in Nahost könnte die Preise weiter anheizen. - Eskalationsspirale: Der Iran drohte im Falle eines US-Angriffs mit Gegenschlägen. Doch ist unklar, wie schlagkräftig die iranische Armee noch ist. Emile Hokayem vom International Institute for Strategic Studies erklärte zuletzt: "Irans langer Arm ist nicht mehr so stark". Auch Paddy McGuinnes, ehemals im Sicherheitsstab des britischen Premierministers, zeigte sich unschlüssig. Er sagte der "Financial Times" mit Blick auf die iranischen Raketensalven auf Israel: "Wie lange können sie das durchhalten?".
Die größte Gefahr liegt in einer Ausweitung des Krieges. So warnte Russland die USA vor einem direkten Eingreifen. Der Iran ist ein wichtiger Unterstützer Moskaus im Krieg gegen die Ukraine, etwa über Drohnenlieferungen.
Auch Chinas Interessen betroffen
Auch Golf-Staaten wie Saudi-Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate, die ihr Verhältnis zum Iran zuletzt entspannt hatten, könnten sich zu einer Reaktion gezwungen sehen. Die USA unterhalten dort wichtige Militärbasen.
Die diplomatische Annäherung der Golf-Staaten zum Iran kam unter Vermittlung Chinas zustande. Längst geht es nicht mehr nur um den Iran. Die Region durchziehen viele Interessen- und Konfliktlinien. Auch das macht Trumps mögliches Eingreifen so riskant.
- www.nytimes.com: "Iran Is Preparing Missiles for Possible Retaliatory Strikes on U.S. Bases, Officials Say" (Englisch)
- www.ft.com: "Donald Trump’s anti-war pledge tested as Israel’s attack on Iran splits Maga base" (Englisch, Bezahlschranke)
- www.iiss.org: "Iran’s long arm is not so muscular anymore" (Englisch)