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Corona: Karl Lauterbach zögert – das kann gefährlich werden


Bedrohliche Corona-Entwicklung
Das gefährliche Zögern des Karl Lauterbach

  • Annika Leister
Von Annika Leister

Aktualisiert am 03.01.2023Lesedauer: 3 Min.
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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD): Mit Blick auf China will er keine deutschen Alleingänge. (Quelle: IMAGO/Chris Emil Janssen)

Weil die Corona-Situation in China ernst ist, müssen Einreisende von dort in vielen Ländern Tests vorlegen. Doch ausgerechnet der deutsche Dauermahner Lauterbach zögert.

Seit Beginn der Pandemie gilt er als geradezu notorischer Corona-Mahner und -Warner. Doch nun bleibt Karl Lauterbach im internationalen Vergleich ganz entspannt. Während andere Länder angesichts der dramatischen Lage in China aus Sorge vor neuartigen Virusvarianten bereits Auflagen für Reisende aus China verabschiedet oder angekündigt haben, will Deutschlands Gesundheitsminister auf eine Lösung auf europäischer Ebene warten.

Der Linken ist das nicht genug. "Die Nachricht, dass am Mailänder Flughafen fast jeder zweite getestete Passagier aus China Corona-positiv war, muss alarmieren", sagte Kathrin Vogler, gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion, t-online. "Um herauszufinden, ob Reisende aus China eventuell eine bisher unbekannte Virusvariante mitbringen, ist eine PCR-Testpflicht mit Sequenzierung sinnvoll." Durch Genomsequenzierungen können neue Virusvarianten festgestellt werden.

18 Prozent der Bevölkerung in kurzer Zeit infiziert

Die Lage in China ist ernst und unübersichtlich: Nach drei Jahren einer andauernden, äußerst rigiden Corona-Politik gab die chinesische Regierung am 7. Dezember ein Ende aller Corona-Maßnahmen bekannt. Seither verbreitet sich das Virus dort ungehindert. Allein in den ersten drei Dezemberwochen haben sich Schätzungen zufolge 248 Millionen Menschen infiziert – das entspricht 18 Prozent der Gesamtbevölkerung.

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Während in China die Krankenhäuser mit einem Andrang von Patienten kämpfen, sind die Sorgen im Ausland groß: Was, wenn bei Hunderten Millionen Infizierten eine neue gefährliche Virusvariante entsteht – und sich zunächst unbemerkt verbreitet?

Denn das bevölkerungsreichste Land der Welt ist nun, stärker denn je, eine Black Box, was Corona angeht. Sogar die Testpflicht wurde inzwischen abgeschafft, die Regierung stellte die Veröffentlichung der täglichen Infektionszahlen gerade ganz ein.

Drei EU-Länder drängen auf rasche Maßnahmen

Länder wie Italien, Spanien, Frankreich, Großbritannien, die USA, Kanada, Australien, Indien sowie Südkorea reagierten rasch und kündigten Änderungen ihrer Einreiseregeln an. Sie fordern vor oder bei der Einreise aus China bereits jetzt beziehungsweise ab 5. Januar einen negativen Corona-Test. In Frankreich und Südkorea sind künftig auch PCR-Tests nach der Ankunft vorgeschrieben. Kanada will außerdem das Abwasser auf Virusvarianten an solchen Flughäfen untersuchen, an denen Reisende aus China ankommen.

Die Maßnahmen sind umstritten, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) allerdings bezeichnet sie als nachvollziehbar. "In Ermangelung umfassender Informationen aus China ist es verständlich, dass Länder auf der ganzen Welt so handeln, wie sie glauben, dass sie ihre Bevölkerung schützen können", schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf Twitter.

In Berlin ist von diesen oder ähnlichen Maßnahmen allerdings nicht die Rede. Bundesgesundheitsminister Lauterbach lehnt es ab, im Alleingang Maßnahmen an deutschen Flughäfen zu ergreifen. Die Varianten, die man derzeit sehe, seien bekannt, sagte der SPD-Politiker bereits am Freitag. Das könne sich ändern, man bereite deswegen ein "Varianten-Monitoring" vor, das an allen europäischen Flughäfen zur Anwendung kommen solle. Er halte es für "sehr wichtig, dass Europa hier koordiniert reagiert".

Nicht nur die Koordination spielt allerdings eine zentrale Rolle, auch das Timing ist wichtig. Auf Nachfrage von t-online, wann das EU-weite Corona-Varianten-Monitoring kommen und welche Maßnahmen damit verbunden sein könnten, vertröstet das Gesundheitsministerium derzeit lediglich auf einen späteren Zeitpunkt.

"Jetzt sollte Lauterbach unbedingt mehr Interesse zeigen"

Für Linken-Politikerin Vogler ist Lauterbachs zögerliches Vorgehen nicht nachvollziehbar. Schließlich betone der Gesundheitsminister doch regelmäßig, dass es über neue Varianten zu wenig Erkenntnisse gebe. "Jetzt sollte er unbedingt mehr Interesse zeigen, solche Erkenntnisse zu gewinnen", fordert Vogler.

Auch die Union sieht Lauterbachs Ankündigungen skeptisch. Zwar erkennt Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, derzeit keinen Anlass für pauschale Testpflichten und befürwortet die europaweite Regelung. Die rasche und präzise Beobachtung neuer Virusvarianten aber sei nun "entscheidend", sagte Sorge t-online. Das von Lauterbach angekündigte Monitoring müsse deswegen "so schnell wie möglich" kommen und außerdem engmaschig genug sein, um auf kritische Entwicklungen zeitig reagieren zu können. "Reine Ankündigungen des Ministers, wie in der Vergangenheit üblich, helfen nicht weiter", so Sorge.

EU-Krisensitzung am Mittwoch

Volle Rückendeckung für seinen Kurs erhält Lauterbach hingegen aus der FDP, mit der der Minister in Corona-Fragen bisher meist wenig gemeinsam hatte. "Wir sollten gelassen reagieren", sagte Andrew Ullmann, gesundheitspolitischer Sprecher der Liberalen, t-online. Denn die "ersten begrenzten Daten" deuteten darauf hin, dass zurzeit keine gefährlicheren Covid-Varianten in China entstünden.

Wie entspannt der Rest der EU ist, wird sich am Mittwoch zeigen. Dann werden Vertreter der EU-Staaten zu einer Krisensitzung zusammenkommen, um den Umgang mit Reisenden aus China zu besprechen.

Verwendete Quellen
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