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SPD: Walter-Borjans/Esken vs. Scholz/Geywitz: Die Kandidaten der Doppelspitze


Die möglichen Vorsitzenden im Überblick
"Robin Hood" oder "Scholzomat" – wofür stehen die SPD-Kandidaten?

Von dpa
Aktualisiert am 30.11.2019Lesedauer: 4 Min.
Olaf Scholz und Klara Geywitz (v. l.) gegen Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken: Formal wird der Sieger auf dem Bundesparteitag am nächsten Wochenende bekannt gegeben.Vergrößern des BildesOlaf Scholz und Klara Geywitz (v. l.) gegen Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken: Formal wird der Sieger auf dem Bundesparteitag am nächsten Wochenende bekannt gegeben. (Quelle: Michael Kappeler/dpa-bilder)
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Zwei Doppelspitzen stehen sich in der Stichwahl zum SPD-Vorsitz gegenüber – sie sollen die Sozialdemokratie aus der Krise führen. Wer die vier Politiker sind, lesen Sie hier.

Die SPD wählt sich ihre neuen Vorsitzenden. An diesem Samstag um 18 Uhr wird bekannt gegeben, ob die Mitglieder Olaf Scholz und Klara Geywitz oder Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken an der Spitze der Partei haben wollen. Sie haben sich im Mitgliederentscheid gegen diverse andere Duos durchgesetzt und stehen nun in der Stichwahl. Doch wer sind sie eigentlich?

Norbert Walter-Borjans:

Der ehemalige nordrhein-westfälische Finanzminister gilt als "Robin Hood der Steuerzahler", seit er Daten potenzieller deutscher Steuerbetrüger in der Schweiz kaufte. Mehr als sieben Milliarden Euro holte er mit den Steuer-CDs in die Staatskasse. In die Politik kam "Nowabo" 1984. Der damalige Ministerpräsident in NRW, Johannes Rau (SPD), holte ihn in die Staatskanzlei. Ab 1991 war er unter anderem stellvertretender Regierungssprecher und Wirtschaftsstaatssekretär.

In Köln heuerte der FC-Fan und Vater von vier Kindern 2006 als Wirtschaftsdezernent an. 2009 wurde Walter-Borjans zusätzlich Kämmerer. Die Finanznot der Kommunen machte ihn erfinderisch: Er entwickelte die Bettensteuer, nach der fünf Prozent des Hotel-Übernachtungspreises in die klamme Kölner Kasse fließt.

Der promovierte Ökonom wurde 2010 für sieben Jahre Finanzminister. In dieser Zeit legte er sich gerne mit anderen an – nach dem Motto: "Finanzminister sind immer die Spaßverderber". Nach dem Ende seiner Zeit als Minister schrieb er ein Buch über seinen Kampf gegen Steuerhinterziehung ("Steuern – Der große Bluff"). Walter-Borjans stammt aus einer Handwerkerfamilie – der Vater war Schreiner, die Mutter Schneiderin.

Saskia Esken:

Esken sitzt seit 2013 im Bundestag, sie ist Expertin für Digitales – und setzt sich dafür ein, dass der digitale Wandel nicht nur Eliten nutzt, sondern alle Zugang dazu haben. Gleiche Chancen und Gerechtigkeit gehören zu den Kernzielen des Mitglieds der Gruppe Parlamentarische Linke in der SPD-Fraktion. Ein großer Wurf beim Klimaschutz, ein starker Staat – dafür tritt sie ein.

Geboren in Stuttgart, aufgewachsen im Kreis Böblingen, wurde sie vom sozialen und politischen Engagement ihrer Eltern geprägt. Sie arbeitete zunächst unter anderem in der Gastronomie, als Fahrerin und Schreibkraft. Später schloss sie eine Ausbildung zur Informatikerin ab und entwickelte Software. Erfahrungen sammelte sie im Landeselternbeirat, in der Politik auf Kommunal- und Kreisebene.

Engagiert ist Esken unter anderem gegen extreme Rechte – so hatte sie 2009 in Calw ein "Bündnis gegen Rechts" gegründet, weil die NPD erwogen hatte, ihre Landesgeschäftsstelle in Calw einzurichten. Für eine umweltgerechte Sanierung von Mülldeponien gründete sie vor Ort eine Bürgerinitiative mit.

In die SPD eingetreten ist Esken 1990. Sie hat drei Kinder und ist im Nordschwarzwald zu Hause, mag Waldspaziergänge, Musik und liest gern.

Olaf Scholz:

Mangelndes Selbstbewusstsein kann man dem Vizekanzler nicht vorwerfen, selten kann Scholz verbergen, dass er sich für besser befähigt hält als andere. Doch das hat seiner Karriere bisher keinen Abbruch getan. Spitzengenossen bezeichnen ihn als einen der klügsten, aber auch arrogantesten Köpfe der Partei. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat großen Respekt vor ihrem Finanzminister: Der 61-Jährige ist zuverlässig, sein Wort gilt.

In die Politik kam Scholz 1975 mit dem Eintritt in die SPD. Er war stellvertretender Juso-Vorsitzender, wurde 1998 in den Bundestag gewählt und zwei Jahre später erstmals SPD-Landeschef in Hamburg (bis 2004). Als Generalsekretär unter Kanzler Gerhard Schröder fing sich Scholz den Spitznamen "Scholzomat" ein, weil er sich öffentlich oft wenig inhaltsreich äußerte. 2007 wurde er Arbeitsminister in der großen Koalition, vier Jahre später dann Hamburger Bürgermeister (bis 2018).

Scholz begegnet Freunden wie Gegnern mit einem trockenen Humor. Wenn er grinst, was er gern tut, verziehen sich die Augen zu kleinen Schlitzen. Dabei ist der Vizekanzler als harter und versierter Verhandler bekannt, war federführender SPD-Verantwortlicher beim Koalitionsringen um die Themen Steuern und Finanzen. Scholz lebt nicht in Berlin, sondern in Potsdam, ist mit Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) verheiratet.

Klara Geywitz:

Die Potsdamerin ist eine ausgewiesene Strategin – nicht umsonst hat sie im vergangenen Jahr den Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD mit verhandelt. Geywitz gilt als Nachwuchshoffnung der Brandenburger SPD und gehört seit 2017 auch zum Parteivorstand im Willy-Brandt-Haus. Bei der Landtagswahl im September musste sie allerdings einstecken: Dreimal hatte sie ihren Wahlkreis zuvor direkt gewonnen, jetzt flog die Vorsitzende des wichtigen Innenausschusses aus dem Landtag.

Die 43-Jährige gilt als Frau, die weiß, was sie will, als schonungslos ehrlich, aber auch konfliktfähig. Probleme löst sie eher im Hintergrund. Dabei setzt Geywitz gern ein Pokerface auf. Offene Emotionen sind nicht ihr Ding, dafür sitzt ihr durchaus ironischer Humor dann aber messerscharf.


In die SPD trat die Diplom-Politologin 1994 ein, von 2008 bis 2013 war sie stellvertretende SPD-Vorsitzende in Brandenburg. Von 2013 bis 2017 war Geywitz SPD-Generalsekretärin im Land und wurde zwischenzeitlich auch als mögliche Nachfolgerin von Ministerpräsident Dietmar Woidke gehandelt. Schon häufiger trug man ihr Spitzenämter an, bisher lehnte sie mit Verweis auf die Familie aber stets ab.

Verwendete Quellen
  • dpa
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