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Feuerkatastrophe in Südeuropa: Vier Feuerfronten bedrohen Athen, Toter gefunden


Feuerkatastrophe in Südeuropa
Athen steht eine schlimme Nacht bevor - Flammen kommen näher

Von dpa, afp
Aktualisiert am 06.08.2021Lesedauer: 5 Min.
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Feuerkatastrophe in Europa: Starke Winde fachen die Brände in Griechenland an – auch die Hauptstadt ist betroffen. (Quelle: Reuters)
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Dramatische Szenen in Südeuropa: Das Flammeninferno hält mehrere Länder in Atem. In Griechenland arbeiten die Rettungskräfte auf Hochtouren, denn das Feuer nähert sich rasant der Hauptstadt.

Wetterextreme und vor allem verheerende Waldbrände machen Ländern des Südens in diesen Tagen schwer zu schaffen. Außerordentliche Hitze und Trockenheit und dann folgenreiche Feuer scheinen in den letzten Jahren auch wegen des Klimawandels zuzunehmen. Ein Überblick zur Lage nach Ländern.

Griechenland: Die Brände in Griechenland sind weiterhin außer Kontrolle - auch am Freitagabend konnte an den meisten Feuerfronten keine Entwarnung gegeben werden. Nördlich von Athen stiegen die Flammen am Abend wieder haushoch in den Nachthimmel, unter anderem im Ort Varybobi, der erneut evakuiert wurde, nachdem er schon vor vier Tagen gebrannt hatte. Drei weitere große Feuer loderten Kilometer lang in derselben Region und bedrohten mehrere Athener Vorstädte, berichtete das Staatsfernsehen am Abend und zeigte Bilder von Autokolonnen, die die Ortschaften verließen. In sozialen Netzen gibt es Aufnahmen von den Flammen nahe der Hauptstadt.

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Die verheerenden Brände in der Ägäis haben nun auch in Griechenland erste Todesopfer gefordert. Am Freitag starb in einem nördlichen Vorort von Athen ein Mann durch einen umstürzenden Strommast, in einem anderen Vorort in der Nähe wurde ein lebloser Mann in einer Fabrik aufgefunden. In der Region fielen immer mehr Häuser den Flammen zum Opfer.

Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis schwor die Menschen auf schwierige Zeiten ein: Hitze und Dürre hätten "das ganze Land in ein Pulverfass verwandelt", sagte er am Donnerstag im Fernsehen.

Nach Angaben des stellvertretenden Zivilschutzministers Nikos Hardalias waren 57 der insgesamt 99 Brände weiter aktiv. Auf der rund 200 Kilometer nördlich von Athen gelegenen Insel Euböa und der Halbinsel Peloponnes waren sie demnach teilweise weiter außer Kontrolle.

Vor den Toren Athens kämpften hunderte Feuerwehrleute mit Unterstützung aus Frankreich, Schweden, Rumänien, Zypern und der Schweiz gegen einen verheerenden Großbrand. Ein 38-jähriger Bewohner der Stadt Ippokrateio nördlich von Athen starb laut Gesundheitsministerium im Krankenhaus, nachdem er von einem umstürzenden Strommast getroffen worden sei. Mehrere Menschen kamen mit leichten Verbrennungen und Rauchvergiftungen ins Krankenhaus, fünf Ortschaften wurden evakuiert.

In der Ortschaft Kryoneri starb der Präsident der Athener Industrie- und Handelskammer, Konstantinos Michalos. Er wurde bewusstlos in seiner Fabrik in unmittelbarer Nähe der Brände gefunden und in ein Krankenhaus gebracht, wo er für tot erklärt wurde, wie die Nachrichtenagentur AFP vom Krankenhaus erfuhr. Nach griechischen Medienberichten wurden außerdem zwei freiwillige Feuerwehrleute in kritischem Gesundheitszustand ins Krankenhaus gebracht.

Ein Teil der Autobahn, die den Norden des Landes mit dem Süden verbindet, wurde vorsorglich gesperrt. Rund 2.000 Menschen aus dem rund 70 Kilometer nördlich von Athen gelegenen Flüchtlingslager Ritsona wurden in Sicherheit gebracht.

Durch die griechische Hauptstadt zog am Freitag erneut ein beißender Geruch von Rauch. Die Wetterstation in Athen warnte vor schlechter Luftqualität. Dennoch trotzten einige Touristen der schlechten Luft, um im Morgengrauen mit bedecktem Gesicht die Akropolis zu besteigen, bevor diese während der größten Hitze geschlossen wurde.

Mit Temperaturen zwischen 40 und 45 Grad Celsius erlebt Griechenland eine außergewöhnliche Hitzewelle. Der griechische Zivilschutz warnte Einwohner und Urlauber im ganzen Land per SMS vor der "extremen Brandgefahr in den kommenden Tagen". "Wenn einige Leute noch immer fragen, ob der Klimawandel Wirklichkeit ist, sollen sie hierherkommen", hatte Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Donnerstag bei einem Besuch der Brandgebiete gesagt.

Türkei: Die Feuerwehr setzte am zehnten Tag in Folge ihre Kämpfe gegen die Brände in fünf Provinzen fort. Betroffen waren erneut die Touristengebiete von Antalya und Mugla; der türkische Fernsehsender NTV berichtete von weiteren Evakuierungen. Die Behörden zählten 208 Brände seit Ende Juli, von denen zwölf am Freitag noch aktiv waren. Dabei kamen bisher mindestens acht Menschen ums Leben, darunter auch ein deutsch-türkisches Ehepaar.

In Milas mussten Wohnviertel evakuiert werden. Nach offiziellen Angaben wurden seit Beginn der Brände vor etwa zehn Tagen mehr als 36.000 Menschen aus rund 12.000 Häusern in Sicherheit gebracht. Die Zerstörung ist immens. Schätzungen zufolge sind mindestens 100.000 Hektar Wald und Feld den Flammen zum Opfer gefallen.

Italien: Das Land ist derzeit zweigeteilt: Im Süden kämpft die Feuerwehr seit Tagen gegen Brände. Im Norden machen Starkregen, Gewitter und Überschwemmungen das Leben schwer. Ende Juli brannte es auf Sardinien, Einwohner und Touristen wurden evakuiert. Jetzt stehen eher Sizilien und Kalabrien im Fokus. Zwei Tote wurden am Freitag bei einem Bauernhof in San Lorenzo (Reggio Calabria) gefunden.

Die Nachrichtenagentur Ansa berichtete, die Frau und der Mann hätten einen Olivenhain vor den Flammen bewahren wollen. Für die nächsten Tage sagen Meteorologen wieder um die 40 Grad für Orte im Süden vorher. Dagegen drohen im Norden an den Alpen ab dem Wochenende wieder Unwetter. Zu Überschwemmungen kam es zuletzt etwa am Comer See oder in Südtirol. Umweltminister Roberto Cingolani betonte, dass rund 70 Prozent der Brände auf Fehlverhalten oder Brandstiftung zurückgehen, der Klimawandel tue den Rest.

Bulgarien: Nach Trockenheit und einer tagelangen Hitzewelle brachte Regen in der Nacht zum Freitag Abkühlung und Entspannung in den Brandgebieten im Süden des Balkanlandes. Die im Osten des Landes gelegenen Feriengebiete am Schwarzen Meer waren von den Wald- und Flächenbränden im Süden nicht betroffen.

Bei Löscharbeiten kamen am Mittwoch zwei Forstarbeiter ums Leben, einer erlitt schwere Verbrennungen. Die Brände umfassten viel kleinere Gebiete als etwa in Griechenland. Eine Kaltfront sorgte am Freitag dafür, dass die Temperaturen schnell von rund 40 Grad auf etwas über 20 Grad sanken.

Nordmazedonien: Hier hatte die Regierung am Donnerstag den Krisenzustand ausgerufen angesichts von acht aktiven Bränden. Der Wind ändere ständig seine Richtung und entfache dadurch immer wieder neue Brandherde. Österreich schickte besonders viel Hilfe.

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Albanien: In Land kam es am Freitag zu etwa zehn Waldbränden, wie der Verteidigungsminister sagte. Während der letzten Woche hatten Brände im Süden und an der Küste bei Vlora auch Bauernhäuser zerstört.

Kosovo: Das kleine Land wurde von fast 500 Waldbränden heimgesucht, auch hier brannten mehrere Bauernhöfe. Die Brände konnten mit Unterstützung der im Kosovo stationierten KFOR-Truppe der Nato gelöscht werden. Doch fürchten die Behörden weitere Ausbrüche.

Kritik an türkischer Katastrophenhilfe

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und seine Regierung kommen wegen der verheerenden Brände im Land zunehmend unter Druck. Oppositionspolitiker verwiesen am Freitag auf einen offiziellen Bericht, demzufolge die Behörden bislang nur einen Bruchteil der verfügbaren Gelder für das Vorgehen gegen Waldbrände abgerufen haben. "Dies ist eine Situation, die man als Verrat bezeichnen könnte", sagte der Abgeordnete Murat Emir der Nachrichtenagentur AFP.

Die Generaldirektion für Forstwirtschaft habe in den ersten sechs Monaten dieses Jahres nur 1,75 Prozent der für diesen Zweck vorgesehenen fast 200 Millionen Türkischen Lira (knapp 20 Millionen Euro) ausgegeben, sagte der Abgeordnete der größten Oppositionspartei, der sozialdemokratischen CHP. Dies gehe aus einem Bericht hervor, den die staatliche Behörde selbst veröffentlicht habe.

Zuvor war bereits bekannt geworden, dass die Türkei derzeit über keine eigenen funktionierenden Löschflugzeuge verfügt. Erdogan war zudem vorgeworfen worden, ausländische Hilfsangebote nur zögerlich oder gar nicht angenommen haben.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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