Newsblog zum Ukraine-Krieg Kiew räumt ein: Schwere Kämpfe im Osten des Landes

Im Osten der Ukraine flammen die Kämpfe auf. Die russische Luftwaffe griff auch die Hauptstadt Kiew mit Raketen und Drohnen an. Alle Entwicklungen im Newsblog.
Kiew: Schwere Kämpfe im Osten der Ukraine
Ungeachtet der Bemühungen um eine Waffenruhe in der Ukraine führt Russland die Angriffe gegen das Nachbarland nach Angaben aus Kiew in hoher Intensität fort. So habe es im Tagesverlauf mehr als 200 Gefechte gegeben, schreibt der Generalstab in Kiew in seinem abendlichen Lagebericht. Speziell die Situation rund um die Kleinstadt Pokrowsk im Gebiet Donezk hat sich demnach massiv zugespitzt.
So hätten die ukrainischen Verteidiger dort bislang 70 Angriffe abgewehrt. Weitere 12 Angriffe liefen noch, teilte der Generalstab mit. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen.
Der Verkehrsknotenpunkt Pokrowsk gilt als strategisch wichtig in der Verteidigung der Ukraine. Die russischen Truppen stehen nicht nur östlich, sondern auch südlich und sogar südwestlich der Stadt. Versuche eines russischen Durchbruchs nach Westen in das benachbarte Industriegebiet Dnipropetrowsk konnten die Ukrainer bislang zurückschlagen.
Sonntag, 4. Mai
Selenskyj in Prag – Weitere Granatenlieferungen zugesagt
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich in Prag für die tschechische Munitionsinitiative bedankt. Er würdigte nach einem Treffen mit seinem tschechischen Kollegen Petr Pavel die "unerschütterliche und grundsätzliche Unterstützung" durch den EU- und Nato-Mitgliedstaat. Im Rahmen der Initiative vermittelt Tschechien Artilleriemunition aus Drittstaaten.
"Wir werden diese Lieferungen fortsetzen, solange es nötig ist, also vor allem, bis ein gerechter Frieden für die Ukraine erreicht worden ist", betonte Pavel. Bis Jahresende könne man 1,8 Millionen Schuss großkalibriger Munition bereitstellen, kündigte der Ex-Nato-General an. Derzeit werde die Initiative finanziell von elf Staaten unterstützt. Man sei zudem bereits in Verhandlungen über Kontingente für nächstes Jahr.
Selenskyj war am Sonntag mit seiner Frau Olena zu einem unangekündigten, zweitägigen Besuch in Prag eingetroffen. Es herrschten scharfe Sicherheitsvorkehrungen. Für Selenskyj ist es der zweite Besuch in Tschechien. Sein Gastgeber Pavel hatte erst Ende März die ukrainische Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer besucht.
Selenskyj: Waffenruhe jederzeit möglich
Eine Waffenruhe mit Russland ist nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj jederzeit möglich. Er sagt dies während eines Prag-Besuchs auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem tschechischen Präsidenten Petr Pavel. Dabei äußert er auch die Hoffnung, von Tschechien weitere Militärhilfe zur Abwehr des russischen Angriffskriegs zu erhalten. Russland hat eine dreitägige Feuerpause während der Feierlichkeiten zum Ende des Zweiten Weltkriegs vorgeschlagen, die Ukraine fordert 30 Tage.
Militäranalyst über Russlands Aktivitäten: "Diesen Sommer könnte Größeres anstehen"
Russland steigert seine Militäraktivitäten entlang der Nato-Ostflanke. Gleichzeitig stellt der Kreml seine Truppen nahe der finnischen Grenze neu auf. Was es damit auf sich haben könnte, erklärt der Militärexperte Emil Kastehelmi im t-online-Interview.
Putin plant große Militärparade – jetzt springen erste Gäste ab
Am 9. Mai sollen wieder Panzer durch Moskau rollen und Soldaten aufmarschieren: Der "Tag des Sieges" steht an. Mehr als 20 Staatschefs sollten kommen. Doch nun stehen erste Absagen im Raum. Mehr dazu lesen Sie hier.
Ukraine zerstört Fabrik im Westen Russlands
Die ukrainische Armee hat nach Angaben örtlicher Behörden eine Elektronikfabrik in der westrussischen Grenzregion Brjansk angegriffen. Dabei seien große Teile der Anlage im Dorf Susemka zerstört worden, wie etwa Produktionshallen und das Verwaltungsgebäude, teilt Regionalgouverneur Alexander Bogomas mit. Opfer habe es keine gegeben. Laut dem Telegram-Kanal Mash, der russischen Sicherheitsdiensten nahesteht, wurden in der Fabrik elektronische Teile wie Transformatoren hergestellt. Das Werk sei mit einem in der früheren Sowjetunion entwickelten Raketensystem vom Typ Grad beschossen worden. Die Ukraine greift immer wieder Industrieanlagen in Russland an, die auch Material für die russischen Invasionstruppen produzieren sollen.
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Putin: Kein Grund für Atomwaffeneinsatz in der Ukraine
Der russische Präsident Wladimir Putin sieht nach eigenen Worten keinen Grund für den Einsatz von Atomwaffen in der Ukraine. Ferner hoffe er, dass dies auch nicht der Fall sein werde, sagte Putin in einem am Sonntag auf dem Kurznachrichtendienst Telegram vorab veröffentlichten Ausschnitt eines Interviews des russischen Staatsfernsehens. Russland verfüge über die Stärke und die Mittel, den Konflikt in der Ukraine zu einem "logischen Abschluss" mit dem von ihm geforderten Ergebnis zu bringen, antwortet Putin auf eine Frage.
Elf Verletzte nach russischen Angriffen auf Kiew
Bei einem russischen Drohnenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew sind den Behörden zufolge in der Nacht zu Sonntag mindestens elf Menschen verletzt worden. Darunter seien auch zwei Kinder, teilt der Chef der Kiewer Militärverwaltung, Timur Tkatschenko, mit. Mehrere Wohngebäude und Autos seien durch herabfallende Trümmer abgeschossener Drohnen in Brand geraten. In der zentralukrainischen Region Tscherkassy wurde bei einem Drohnenangriff den örtlichen Behörden zufolge ein Mensch verletzt. Auch dort sei es zu Bränden in Wohngebäuden und ziviler Infrastruktur gekommen.
Russische Luftangriffe auf Kiew
Russland greift nach ukrainischen Angaben Kiew an. Die Luftabwehreinheiten seien damit beschäftigt, den Angriff auf die Hauptstadt abzuwehren, teilen das ukrainische Militär und Regierungsvertreter mit. "Bleiben Sie in den Schutzräumen!", schreibt Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram. Es seien mehrere Explosionen zu hören, die von aktiven Luftabwehrsystemen stammen könnten, sagen Reuters-Augenzeugen. Ukrainischen Behörden zufolge sind bei dem russischen Drohnenangriff auf Kiew mehrere Wohngebäude beschädigt worden. Herabfallende Trümmer zerstörter Drohnen lösten Brände in Wohngebäuden in den Bezirken Obolonskyi und Swjatoschynskyi aus, schreibt Timur Tkachenko, Leiter der Kiewer Militärverwaltung, in den sozialen Medien.
Kiew: Russisches Kampfflugzeug von ukrainischer Seedrohne abgeschossen
Die Ukraine hat nach eigenen Angaben erstmals mithilfe einer Seedrohne ein russisches Kampfflugzeug abgeschossen. Der russische Jet vom Typ Su-30 sei von einer Rakete getroffen worden und in der Nähe des Flottenhafens Noworossijsk ins Meer gestürzt, teilte der ukrainische Militärgeheimdienst mit. Dazu wurde ein Video des mutmaßlichen Abschusses über dem Schwarzen Meer veröffentlicht.
Russische Militärblogger bestätigten den Vorgang. Ihren Angaben nach überlebten die Piloten den Absturz und wurden von einem zivilen Schiff aus dem Wasser geholt. Offiziell bestätigt wurde der Abschuss jedoch von der russischen Seite nicht. Die ukrainische Darstellung des Hergangs ließ sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters