Newsblog zum Ukraine-Krieg Kiew und Moskau vereinbaren großen Gefangenenaustausch

Die Verhandlungen in Istanbul sind vorbei. Ukrainer und Russen wollen jeweils 1.000 Kriegsgefangene austauschen. Alle Entwicklungen im Newsblog.
Inhaltsverzeichnis
- Ukraine und Russland vereinbaren großen Gefangenenaustausch
- Selenskyj, Merz und Co. telefonieren mit Trump
- Merz sieht "sehr, sehr kleinen diplomatischen Erfolg"
- Putin ernennt Zerstörer von Mariupol zum Kommandeur der Bodentruppen
- "Inakzeptable Forderungen": Gespräche in Istanbul kurz nach dem Start beendet
- Wenig Bewegung an Kriegsfront – dahinter könnte ein Plan stecken
Ukraine und Russland vereinbaren großen Gefangenenaustausch
Zum Auftakt ihrer direkten Gespräche über ein mögliches Kriegsende haben Russland und die Ukraine einen großen Austausch von jeweils 1.000 Kriegsgefangenen vereinbart. Das bestätigten Russlands Chefunterhändler Wladimir Medinski und der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow. Ein genauer Zeitpunkt wurde nicht genannt. Der Austausch solle aber "in nächster Zeit" erfolgen, sagte Umjerow.
Medinski äußerte sich zufrieden über die erste Gesprächsrunde mit Vertretern der Ukraine in Istanbul. "Nachdem die Parteien ein Konzept für eine Waffenruhe vorgelegt haben, halten wir es für angebracht, unsere Verhandlungen fortzusetzen", wurde der Berater von Kremlchef Wladimir Putin von den russischen Staatsagenturen zitiert.
Nach Meinung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sei eine Friedenslösung verpasst worden. "Wir hatten diese Woche eine echte Chance, uns auf ein Ende des Kriegs hinzubewegen – hätte Putin nicht davor Angst gehabt, in die Türkei zu kommen", schrieb Selenskyj auf der Plattform X vom Rande eines Gipfeltreffens europäischer Staats- und Regierungschefs in Albanien. Er selbst sei zu einem direkten Treffen mit dem Kremlchef bereit gewesen, um die wichtigsten Fragen auszuräumen. "Er hat aber zu nichts zugestimmt."
Selenskyj, Merz und Co. telefonieren mit Trump
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und die europäischen Spitzen haben nach ukrainischen Angaben mit US-Präsident Donald Trump telefoniert. An dem Gespräch nahmen demnach auch Bundeskanzler Friedrich Merz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der britische Premierminister Keir Starmer und der polnische Regierungschef Donald Tusk teil.
Merz sieht "sehr, sehr kleinen diplomatischen Erfolg"
Friedrich Merz betont die Bedeutung militärischer Unterstützung der Ukraine. Für Deutschlands europäische Partner hat er eine klare Botschaft. Den ganzen Artikel lesen Sie hier.
Putin ernennt Zerstörer von Mariupol zum Kommandeur der Bodentruppen
Trotz der Friedensverhandlungen scheint sich Russland auf eine neue Offensive vorzubereiten. Auch eine neue Personalie deutet in diese Richtung. Den ganzen Artikel lesen Sie hier.
"Inakzeptable Forderungen": Gespräche in Istanbul kurz nach dem Start beendet
Die Ukraine hat Russland vorgeworfen, bei den Verhandlungen beider Länder in Istanbul "inakzeptable Forderungen" erhoben zu haben, um die Gespräche scheitern zu lassen. Ein ukrainischer Regierungsvertreter sagte am Freitag der Nachrichtenagentur AFP, Moskau verlange von Kiew die Aufgabe ukrainisch kontrollierter Gebiete als Vorbedingung für eine Waffenruhe. Die Forderungen gingen "über das hinaus, was vor dem Treffen besprochen wurde".
Die ersten direkten Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine seit über drei Jahren wurden nach Angaben aus dem türkischen Außenministerium am Nachmittag beendet. Die etwas mehr als eineinhalbstündigen Verhandlungen hatten nach tagelangem Hin und Her am Mittag in der türkischen Metropole begonnen. Das Treffen wurde vom türkischen Außenminister Hakan Fidan eröffnet, der eine rasche Waffenruhe forderte und der nach Angaben aus seinem Ministerium auch während der anschließenden Gespräche dabei war.
Die russische Delegation wurde vom Präsidentenberater Wladimir Medinski angeführt, die ukrainische Delegation von Verteidigungsminister Rustem Umerow. Kremlchef Wladimir Putin hatte am Sonntag als Reaktion auf einen europäischen Vorstoß für eine 30-tägige Feuerpause die direkten Verhandlungen mit der ukrainischen Seite in Istanbul vorgeschlagen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reiste daraufhin in die Türkei, nahm aber nicht selbst an den Gesprächen teil, weil Putin lediglich eine Delegation auf niedrigerer Ebene entsandt hatte.
US-Außenminister: "Das Töten in der Ukraine muss aufhören"
US-Außenminister Marco Rubio hat erneut ein Ende des Blutvergießens in der Ukraine verlangt. Rubio habe am Freitag in der Türkei bei einem Treffen mit seinen Kollegen aus der Ukraine und der Türkei über die "Bedeutung der Suche nach einem friedlichen Ende des Krieges" zwischen Russland und der Ukraine gesprochen, erklärte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Tammy Bruce. Rubio habe dabei die Position der US-Regierung bekräftigt, "dass das Töten aufhören muss".
Rubio war für die Verhandlungen über eine mögliche Waffenruhe im Ukraine-Krieg nach Istanbul gereist. Im Vorfeld hatte er die Erwartungen an die Gespräche gedämpft. Er glaube nicht, dass es einen Durchbruch bei den Gesprächen über eine Waffenruhe in der Ukraine geben werde, bis US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin sich von "Angesicht zu Angesicht gegenüber sitzen", sagte Rubio. Er hoffe aber, dass er damit nicht recht habe.
Wenig Bewegung an Kriegsfront – dahinter könnte ein Plan stecken
In Istanbul soll über die Zukunft im Ukraine-Krieg gesprochen werden. Doch ein schnelles Kriegsende ist nicht in Sicht. Auch die Situation an der Front scheint verfahren. Mehr dazu lesen Sie hier.
Kreml gibt Medien Anweisungen zu Istanbul-Verhandlungen
Ein internes Dokument aus Moskau zeigt, wie der Kreml Einfluss auf die Berichterstattung zu den Gesprächen mit der Ukraine nimmt – und bereits jetzt das Scheitern vorbereitet. Mehr dazu lesen Sie hier.
Baldiges Gespräch zwischen Putin und Trump? Kreml bremst
Der Kreml hat Erwartungen an ein baldiges Treffen zwischen Russlands Präsident Wladimir Putin und dem US-Präsidenten Donald Trump gedämpft. So ein Treffen sei zweifellos nötig, stimmte Kremlsprecher Dmitri Peskow dem von Trump bei seiner Nahostreise geäußerten Wunsch nach einer Begegnung russischen Agenturen zufolge zu. "Doch ein Treffen auf höchster Ebene muss vorbereitet und resultativ sein", schränkte er zugleich ein.
Solchen Treffen gingen daher immer Verhandlungen zwischen Experten, Konsultationen und eine "lange, nervenaufreibende Vorbereitung" voraus, sagte Peskow. Trump hatte bei seiner Rückreise einen Termin, so bald wie möglich, in Aussicht gestellt. Seinen Worten nach kann nur ein direktes Gespräch zwischen ihm und Putin das Blutvergießen in der Ukraine stoppen.
Auch diesbezüglich widersprach der Kreml dem Chef des Weißen Hauses. Die russische Delegation sei ausreichend instruiert und mit den entsprechenden Kompetenzen versehen, um effektiv zu verhandeln, sagte Peskow. Zudem sei der Informationsfluss zwischen den Diplomaten in Istanbul und Moskau geregelt, sodass der Kreml bei Bedarf nötige Anweisungen geben könne. Am Freitagmittag haben in Istanbul erstmals seit drei Jahren direkte Gespräche zwischen ukrainischen und russischen Vertretern begonnen.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters