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FC Bayern | Stefan Effenberg: Hamann? "Darüber kann ich nur lächeln"


Meinung
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Bayern vor Topspiel
"Das sollte ein warnendes Beispiel sein"

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 30.11.2024Lesedauer: 6 Min.
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Vincent Kompany: Der Bayern-Trainer muss mehrere schmerzhafte Abgänge befürchten. (Quelle: IMAGO/Markus Ulmer)

Sky-Experte Dietmar Hamann hat vor dem Klassiker gegen Dortmund den Bayern-Torhüter Manuel Neuer als vermeintliche Schwachstelle ausgemacht. Stefan Effenberg widerspricht ihm vehement.

Mit dem 1:0-Sieg gegen Paris Saint-Germain hat der FC Bayern seine Pflichtaufgabe in der Champions League erfüllt. Nach den beiden Niederlagen bei Aston Villa (0:1) und dem FC Barcelona (1:4) war da schon Druck drauf und die Münchner mussten punkten. Jetzt haben sie sich aber in eine gute Position gebracht und es selbst in der Hand, noch unter die ersten Acht und damit direkt weiterzukommen.

Für die Bayern war es der siebte Sieg in Folge ohne ein einziges Gegentor. Das spricht Bände und sendet ein deutliches Signal an die Konkurrenz. Es ist auch eine klare Antwort an die Kritiker der Defensive. Bayerns Abwehr steht momentan extrem stabil. Das kann man Trainer Vincent Kompany zuschreiben, weil er seinen beiden Innenverteidigern Dayot Upamecano und Min-jae Kim absolutes Vertrauen gibt, auch wenn sie mal Fehler machen.

Gleich im ersten Spiel in Wolfsburg hat sich Kim noch einen haarsträubenden Fehler geleistet. Kompany hat ihn anschließend aber starkgeredet und an ihm festgehalten. Upamecano hat auch schon bei Europa- und Weltmeisterschaften gezeigt, dass er auf allerhöchstem Niveau performen kann.

Das macht Kompany besser als Tuchel

In der jüngeren Vergangenheit wurde in der Bayern-Abwehr aber derart durchrotiert, dass du gar nicht mehr hinterhergekommen bist. Es gab nie mal eine eingespielte Formation. Das hat sich unter Kompany geändert. Die sieben Siege ohne Gegentor zeigen, dass die Abwehr jetzt eingespielt und stabil ist. Vertrauen zahlt sich aus.

Gerade in der Defensive ist das wichtig. Da kannst du nicht permanent tauschen und rotieren. Das tut niemandem gut. Jetzt steht Bayerns Abwehr. Ein wichtiger Bestandteil davon ist auch Joshua Kimmich davor im zentralen Mittelfeld, der zusätzliche Sicherheit gibt. Eine solche Achse brauchst du, um erfolgreich zu sein.

Effenberg über Hamann: "Darüber kann ich nur lächeln"

Dazu gehört zweifellos auch Torhüter Manuel Neuer, den Dietmar Hamann als vermeintliche Schwachstelle der Mannschaft ausgemacht hat. Darüber kann ich nur lächeln. Denn das hat nichts mit der Realität zu tun. Wenn eine Mannschaft siebenmal in Folge zu null spielt, dann ist dafür auch der Torwart mitverantwortlich.

Die Niederlage in Barcelona vor ein paar Wochen hat Bayern zweifellos wehgetan. Damals gab es auch zu Recht viel Kritik. Das hat die Sinne aber noch einmal geschärft. Deshalb können solche Niederlagen sehr wertvoll sein. Damit setzt du dich ganz anders auseinander als mit Siegen. Diese Niederlage war sehr fruchtbar. Kompany und die Bayern haben daraus gelernt.

Dortmund kann die Meisterschaft wieder spannend machen

Ihre Siegesserie steht jetzt am Samstag bei Borussia Dortmund aber auf einer harten Probe. Da müssen die Bayern extrem aufpassen. Der BVB ist zu Hause eine Macht, das habe ich als Spieler selbst oft erlebt. Dortmund wird heiß sein, besonders nach ihrem Champions-League-Erfolg.

Für den BVB ist es die Chance, wieder etwas näher an die Bayern heranzurücken und damit auch den anderen Verfolgern die Möglichkeit zu geben, wieder näher heranzukommen. Beide Teams müssen liefern, und die Fußballwelt wird gespannt zuschauen. Es wird ein mega spannendes und interessantes Spiel.

Es markiert im Kampf um die Meisterschaft einen entscheidenden Punkt. Der BVB könnte ihn noch einmal spannend machen. Sollte Bayern aber in Dortmund gewinnen, würden sie damit ein ganz klares Statement setzen und zeigen: "Uns kann keiner mehr stoppen!" Dann wird es für die Verfolger schon sehr schwer, keine Frage. Sofern die Bayern danach dann weiter so stabil wie bisher bleiben, wären sie auf dem Weg zum Meistertitel wohl nicht mehr aufzuhalten.

Das steckt hinter Hoeneß' Meisterversprechen

Uli Hoeneß hat die Meisterschaft der Bayern ja bereits versprochen. Die anderen Vereine hören so etwas nicht gerne. Für den ein oder anderen mag es großspurig wirken. Aber sind wir mal ehrlich: Es ist doch auch schön, dass wir den Uli und seine Sprüche noch haben.

Damit hat er vor allem den Druck auf die Bayern-Spieler erhöht und gesagt: "Das erwarte ich, das habe ich versprochen, also liefert jetzt auch." Schon am Dienstag geht es für die Bayern dann erneut darum, sich auf nationaler Ebene als Nummer eins zurückzumelden. Im Achtelfinale des DFB-Pokals kommt es zum direkten Duell mit Bayer Leverkusen, dem amtierenden Pokalsieger und deutschen Meister, der die Bayern in der vergangenen Saison entthront hat.

Bayern hat gegen Leverkusen etwas gutzumachen

Es ist ein echtes K.o.-Spiel und wird die Stimmung bis Weihnachten maßgeblich beeinflussen. In den vergangenen vier Jahren hat Bayern den Pokal immer wieder leichtfertig verspielt. Die Niederlagen in Kiel, Gladbach, Saarbrücken und gegen Freiburg sollten ihnen eine Warnung sein. Das sollte und darf ihnen nicht wieder passieren. Da haben sie etwas gutzumachen.

Leverkusen wird jetzt ein echter Prüfstein. Die Mannschaft hat Stabilität und Selbstvertrauen gefunden, wie ihre letzten Auftritte mit zehn Toren in zwei Spielen zeigen.

Vor ein paar Wochen haben die Leverkusener in der Liga mit einer durchschnittlichen Leistung ein 1:1 aus München mitgenommen und dabei gezeigt, dass sie aus wenig viel machen können. Jetzt spielen sie viel besser, sind wieder gefestigter. Sie müssen und werden sich bestimmt nicht verstecken.

Alaba sollte Bayern eine Warnung sein

Hinter den Kulissen pokert der FC Bayern momentan mit einigen Schlüsselspielern um die Zukunft. Unter anderem bei Kimmich, Alphonso Davies und Leroy Sané laufen die Verträge am Saisonende aus, auch mit Jamal Musiala soll der noch ein Jahr länger gültige Kontrakt unbedingt vorzeitig verlängert werden.

Kimmich stellte Sportvorstand Max Eberl nun konkret in Aussicht, zukünftig Kapitän bei Bayern zu werden. Bei der Nationalmannschaft ist er das schon. Und das wäre für mich auch bei Bayern der normale Lauf. Unter Kompany ist er ins Mittelfeld zurückgekehrt, spielt bei einem Weltklub eine ganz zentrale Rolle. Er darf auch nicht vergessen, was er am FC Bayern hat und sollte sich das gut überlegen, wenn er es wirklich in Erwägung ziehen sollte, den Klub zu verlassen. Irgendwann hören Manuel Neuer und Thomas Müller auf und dann wird er das Gesicht von Bayern München sein. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen.

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Auch bei Musiala spricht für mich alles dafür, dass er seinen Vertrag bei Bayern verlängern wird. Hier wurde er aufgebaut, hat Vertrauen, ein funktionierendes Umfeld. Sein Verbleib wäre für beide Seiten enorm wichtig: Für ihn aufgrund seiner weiteren Entwicklung als Spieler und für den Verein aufgrund seiner Qualität, die er jetzt schon hat.

Diese Personalien sind von enormer Bedeutung. Wenn Spieler dieser Kategorie am Ende ablösefrei gehen, wäre das sehr bitter für Bayern. David Alaba, der 2021 ablösefrei zu Real Madrid ging, sollte ihnen da ein warnendes Beispiel sein. So etwas sollte sich nicht wiederholen. Aber die Spieler dürfen auch nicht vergessen, was sie am FC Bayern haben.

Die Trainerfrage beim HSV wird an Kuntz festgemacht

Abschließend möchte ich noch ein paar Worte zum Hamburger SV sagen. Dass Steffen Baumgart dort als Trainer entlassen wurde, hat mich schon etwas verwundert. Der HSV war schließlich nicht acht oder zehn Punkte hinter der Spitze. Alle Favoriten der Zweiten Bundesliga schwächeln ein wenig und deshalb geht es dort sehr eng zu.

Trotzdem ist die Situation beim HSV angespannt und deshalb haben die Verantwortlichen so entschieden. Man muss aber schon hinterfragen, ob es richtig war, einen Trainer zu entlassen, der im HSV einen Traumverein gesehen hat und alles dafür tun wollte, ihn zurück in die erste Liga zu führen. Es wird immer alles sehr schnell am Trainer festgemacht. Ich frage mich aber vor allem, ob die Qualität der Mannschaft überhaupt reicht, um aufzusteigen.

Bei der Trainerwahl lagen die Verantwortlichen des HSV in der Vergangenheit schon des Öfteren daneben. Einige prominente Kandidaten haben dem Klub jetzt schon wieder abgesagt. Eine Rückkehr von Bruno Labbadia könnte ich mir durchaus vorstellen.

Die Personalie wird jetzt vor allem auch an Sportvorstand Stefan Kuntz festgemacht – sowohl die Entscheidung, nicht mit Baumgart weiterzumachen als auch die Verpflichtung des neuen Trainers. Nach nur ein paar Monaten im Amt weiß Kuntz spätestens jetzt, worauf er sich mit dem Hamburger SV eingelassen hat.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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