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Tina Ruland im Interview: “Ich bin froh, dass ich nicht geheiratet habe”


Tina Ruland
"Rollen werden heute politisch orientiert besetzt"

  • Christine Holthoff
InterviewVon Christine Holthoff

03.10.2023Lesedauer: 5 Min.
Interview
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Tina Ruland: Die Schauspielerin übt Kritik an ihrer Branche. (Quelle: Dwi Anoraganingrum/imago images)

Als bekannte Schauspielerin hat man ausgesorgt – oder? Tina Ruland über finanzielle Engpässe und die Unsichtbarkeit von Frauen über 50.

Die meisten Deutschen dürften Tina Ruland als Friseurin "Uschi" aus dem Film "Manta, Manta" kennen. 1991 gelang ihr damit der Durchbruch, vor Kurzem folgte Teil zwei. In den 30 Jahren dazwischen drehte sie Dutzende weitere Fernsehfilme, darunter Klassiker wie "Tatort" oder "Das Traumschiff". Davon sollte man gut leben können – oder nicht?

Wir sprachen mit der 56-Jährigen darüber, ob die Qualität der Angebote ab einem gewissen Alter nachlässt, ob sie sich als alleinerziehende Mutter ausreichend wertgeschätzt fühlt und warum sie meint, immer unsichtbarer zu werden.

t-online: Frau Ruland, bei bekannten Schauspielern gehen viele davon aus, dass sie mit ein paar Filmen ausgesorgt haben. Seit wie vielen Jahren können Sie schon die Füße hochlegen?

Tina Ruland: Auf den Zeitpunkt warte ich noch. Für Schauspieler aus dem Ausland, vor allem aus den Staaten, mag das zutreffen. Dort kann man tatsächlich mit wenigen erfolgreichen Filmen den Rest seines Berufslebens entspannt angehen. Hier in Deutschland habe ich auch nach über 30 Jahren noch nicht ausgesorgt. Trotzdem geht es mir gerade als Alleinerziehende im Vergleich zu anderen Müttern mehr als gut – ich habe Zeit für meine Kinder, finanzielle Sorgen sind nicht existenziell, wir führen ein glückliches Leben.

Sie haben also kein Problem damit, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen?

Mir ist bewusst, dass ich durch meinen Beruf natürlich in einer deutlich besseren Situation bin als die meisten Alleinerziehenden. Trotzdem weiß ich auch, was es heißt, immer allein verantwortlich zu sein und alles allein stemmen zu müssen. Das ist immer eine Gratwanderung, ob man den Kindern, aber auch sich selber gerecht werden kann.

Wie gelingt Ihnen das?

Ich bin von meinem Wesen her immer schon jemand gewesen, der versucht, das Positive in Situationen zu sehen und das Beste daraus zu machen. Manchmal mit der Hilfe von viel Humor, Improvisation, aber auch der Erkenntnis, dass nicht immer alles perfekt sein kann und muss.

Selbst mit Partner kümmern sich auch heute noch meist die Frauen um Kindererziehung und Haushalt. Fühlen Sie sich dafür ausreichend wertgeschätzt?

Nein, gar nicht. Die Betreuung und Erziehung der eigenen Kinder wird in der Politik nicht als wertvolle Arbeit angesehen. Beschäftigen Frauen Tagesmütter, um ihrem Beruf nachzugehen und Einkommen zu erwirtschaften, wird diese Tätigkeit bezahlt und als Arbeit anerkannt. Wenn die Mütter die Betreuung aber selbst übernehmen möchten, rutschen sie in Abhängigkeiten oder existenzbedrohende Situationen. Kinder sind unser höchstes Gut und für sie da zu sein, sollte Priorität haben und von der Gesellschaft wertgeschätzt werden, auch monetär.

Sie haben zwei Söhne aus unterschiedlichen Beziehungen. Bereuen Sie es, nicht verheiratet gewesen zu sein? Damit gehen in Deutschland schließlich deutliche finanzielle Vorteile einher.

Ich bin ganz froh, dass ich nicht geheiratet habe. Zumindest in meiner letzten Beziehung wäre die unausweichliche Trennung ein finanzielles Desaster für mich gewesen.

Gab es in Ihrem Leben jemals Phasen, in denen das Geld knapp war?

Ja. Nach ebenjener hässlichen Trennung im Jahr 2018 habe ich entschieden, 2019 für meine Kinder eine Auszeit zu nehmen, um ihnen psychisch und physisch zur Seite zu stehen. Da wusste leider niemand, dass 2020 durch Corona fast alles stillstehen würde. Da habe ich mir dann doch etwas Sorgen gemacht.

Wie haben Sie sich durchgekämpft?

Ich habe mich entschlossen, den Stier bei den Hörnern zu packen und die alljährliche Anfrage für das Dschungelcamp angenommen.

Gehören solche TV-Formate dazu, wenn man als Schauspieler über die Runden kommen will?

Es gab definitiv Zeiten, in denen ich gut von meinem Beruf leben konnte. Jetzt wird es doch etwas schwieriger. Man muss präsenter sein und ja, auch über andere Formate nachdenken.

Merken Sie, dass man als Frau ab einem gewissen Alter weniger oder schlechtere Angebote bekommt?

Definitiv. Frauen werden in der Schauspielbranche schon seit Langem wegen ihres Alters diskriminiert und schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen. Das ist allgegenwärtig. Es ist aber noch ein neues Problem hinzugekommen.

Welches?

Rollen werden heute woke und politisch orientiert besetzt. Das führt dazu, dass wir Frauen über 50 noch unsichtbarer geworden sind.

Haben Sie dafür konkrete Beispiele?

Die Beispiele häufen sich meines Erachtens. Schauen Sie sich aufmerksam das aktuell gedrehte TV-Programm an und bewerten die Besetzung.

Wie müsste sich die Schauspielbranche Ihrer Ansicht nach ändern?

Im Idealfall würde man sich in den Geschichten und der Besetzung an der realen Welt und der Aufstellung in unserer Gesellschaft orientieren. Es müssen wieder gute Geschichten im Vordergrund stehen, nicht politisch korrekte.

Finden Sie, dass die Gesellschaft in Filmen und Serien diverser dargestellt wird, als sie in der Realität ist?

Ich finde es natürlich wichtig und richtig, dass unsere Gesellschaft in jeder ihrer bunten Facetten dargestellt wird. Trotzdem sollte sich die Darstellung an der Realität orientieren. Ich habe das Gefühl, auch in der Werbung, dass ein Bild wiedergegeben wird, dass überhaupt nicht die Demografie Deutschlands widerspiegelt.

Auf Ihrem Instagram-Account äußern Sie sich hin und wieder auch politisch. Kürzlich teilten Sie etwa Kritik an der niedrigen Besteuerung von Milliardären. Sollte Deutschland die Vermögenssteuer wieder einführen?

Dieses Thema kann man schwer in wenigen Sätzen abhandeln. Aber so viel: Mit der Arbeit unserer derzeitigen Regierung bin ich komplett unzufrieden und halte viele Entscheidungen zum Wirtschaftsstandort Deutschland für katastrophal. Da ist eine andere Versteuerung nur ein Aspekt. Arbeit muss sich für den Arbeitnehmer lohnen, ansonsten wird auch dies einer von vielen Faktoren dafür sein, dass Deutschland auf noch viel schwierigere Zeiten zusteuert.

Kommen wir wieder zu Ihren eigenen Einnahmen. Über Sie ist zu lesen, dass Sie immer vorsichtig mit Geld umgegangen seien. Was heißt das genau?

Ich habe immer darauf geachtet, genügend Geld auf die hohe Kante zu legen, um auch in Zeiten von weniger Rollenangeboten nicht in Existenzängste zu verfallen. Konkret bedeutet das, dass ich keine Villa mein Eigen nenne, teure Designerlabels nicht bevorzuge und auch sonst eher ohne Konsumrausch auskomme.

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Haben Sie eine Altersvorsorge?

Ja, und ich finde es auch sehr wichtig für Frauen, sich darum zu kümmern, da immer mehr alleinerziehend, geschieden oder getrennt sind.

Wie genau sorgen Sie vor?

Ich habe mein Geld dazu genutzt, Wohnungen anzuzahlen, die dann im Alter durch die Mieteinnahmen meine Rente stellen sollen.

 
 
 
 
 
 
 

Sie sind gelernte Immobilienkauffrau. Hilft Ihnen die Ausbildung im Umgang mit Geld?

Ja, das glaube ich schon. Da mir die Ausbildung nicht so viel Spaß gemacht hat, bin ich sehr dankbar für die Zeit und die Möglichkeit, eine meiner Leidenschaften zu meinem Beruf gemacht zu haben. Aber ich weiß dadurch auch, wie ich mein Leben nicht leben möchte. Dennoch ist ein kaufmännischer Background hilfreich. Mir ist der Wert des Geldes bewusst und ich weiß ihn zu schätzen. Außerdem habe ich eine Affinität zu Immobilien entwickelt.

Wenn Sie in der Zeit zurückreisen könnten: Gibt es etwas, das Sie in Sachen Geld anders machen würden?

Ich wäre dann gerne deutlich mutiger im Kauf von Immobilien gewesen. Und hätte mit dem heutigen Wissen rechtzeitig Apple-Aktien gekauft und in Bitcoin investiert.

Trotz aller Vorsicht: Welchen Luxus erlauben Sie sich ab und zu?

Mein größter Luxus ist definitiv freie Zeit, und die verbringe ich am liebsten mit meinen beiden Söhnen auf Reisen.

Frau Ruland, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Verwendete Quellen
  • Schriftliches Interview mit Tina Ruland
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