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EZB-Zinsentscheid: Analyse zeigt, es wird eng


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EZB-Zinsentscheid
Jetzt wird's eng


Aktualisiert am 05.05.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0246621093Vergrößern des Bildes
Im Auge des Inflationssturms: EZB-Präsidentin Christine Lagarde. (Quelle: IMAGO)

Die EZB stemmt sich gegen die hohe Inflation, nimmt bei der Zinswende aber zugleich das Tempo heraus. Die Währungshüter stecken in einem Dilemma.

Es sind große, beruhigende Worte, die auf der Website der Europäischen Zentralbank (EZB) prangen. "Wir sorgen für stabile Preise und sicheres Geld", heißt es dort. Und: "Wir halten die Inflation unter Kontrolle."

Aber tun die Notenbanker das wirklich? Tatsächlich dürften viele Deutsche gerade einen anderen Eindruck haben.

Noch immer steigen die Preise, besonders im Supermarkt. Obwohl die Energiepreise, der eigentlich wichtigste Treiber der Inflation, zuletzt sanken, werden Lebensmittel immer teurer.

Und auch die sogenannte Kerninflation, die Preissteigerungen bei Energie und Lebensmittel ausklammert, hält sich in Deutschland und der Eurozone hartnäckig. Anders als die Gesamtinflation geht sie kaum zurück, gerade viele Dienstleistungen wie Friseurbesuche oder Autowäschen verteuern sich immer weiter.

Dauerinflation und schwacher Euro?

Es sind also Zweifel angebracht am Versprechen unserer Währungshüter, nicht zuletzt, weil jüngst auch die Löhne ordentlich stiegen. Immer öfter sprechen Experten nun wieder von den Gefahren einer Lohn-Preis-Spirale, ein Szenario, in dem Firmen höhere Preise mit höheren Lohnkosten begründen – was wiederum zu höheren Gehaltsforderungen führen könnte. Eine mögliche Folge: Dauerinflation und Währungsverfall.

Für das Spitzenpersonal der EZB ging es also an diesem Donnerstag – wieder einmal – ums Ganze, als es sich zur turnusmäßigen Zinssitzung traf. Schon im Vorfeld war klar: Jetzt wird's eng. Der Grat, auf dem sich die Geldpolitik bewegt, ist schmal.

Denn stemmt sich die EZB zu wenig gegen die Inflation, hebt sie die Zinsen in zu geringem Umfang an, droht die Teuerung außer Kontrolle zu geraten – mit den eben umrissenen Konsequenzen. Tritt sie umgekehrt zu stark auf die Zinsbremse, droht das die Wirtschaft abzuwürgen, weil Kredite zu teuer werden, keiner mehr Häuser bauen kann, Firmen nicht mehr investieren.

Ein Experiment mit offenem Ausgang

Ein klassisches Dilemma, dessen Kern ist: Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung und zur Inflation sind extrem schwierig. Die Zinswende gleicht einer Operation am offenen Herzen. Oder anders ausgedrückt, es handelt sich um ein Experiment, bei dem die Chemikalien zwar klar sind, aber niemand weiß, in welchem Mischungsverhältnis sie verrührt werden.

Und alle sind davon betroffen. Alle machen zwangsläufig mit. Ausgang ungewiss.

Die jüngste Zinssitzung, die nun beschlossene Anhebung der Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte, ist ein weiterer Schritt bei diesem Experiment. Er zeigt: EZB-Präsidentin Christine Lagarde und ihre Mitstreiter suchen den Mittelweg. Nicht zu viel, nicht zu wenig, hoffentlich haben wir später in der Rückschau richtig gelegen.

Das war nach Einschätzung vieler Experten in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Die Zinswende hätte, so lassen es selbst einige EZB-Vertreter inzwischen durchscheinen, schon um einiges eher beginnen müssen und nicht erst im vergangenen Sommer, als der russische Überfall auf die Ukraine die Energiepreise bereits mehrere Monate lang nach oben getrieben hatte.

Lagarde will ihr Versprechen einlösen

Ob es nun richtig war, die Zinsen um nur 25 Basispunkte anzuheben statt wie zuletzt dreimal in Folge um 50, wird sich noch zeigen. Fest steht: Mit dem jetzt beschlossenen Zinsschritt zeichnet sich ein Ende des Zins-Experiments kaum ab. Mindestens einmal, wahrscheinlich eher noch zwei weitere Male werden die EZB-Ratsmitglieder die Zinsen deutlich anheben müssen.

Und selbst dann bleibt abzuwarten, ob das reicht – und welche Folgen das für Häuslebauer, Unternehmen und den Arbeitsmarkt hat: So korrigierte zuletzt zwar die Bundesregierung ihren Konjunkturausblick für das laufende Jahr leicht nach oben.

Zugleich aber warnen einige Experten vor zu hohen Erwartungen. So mancher unkt: Im zweiten Halbjahr, nach dem teuren Sommerurlaub, dürfte auch bei vielen Verbrauchern klar werden, dass sie sich im Konsum einschränken müssen. Noch höhere Zinsen könnten viele Menschen dann überfordern.

Immerhin Christine Lagarde schien am Donnerstag dennoch fest entschlossen, das Versprechen, das sie auf der EZB-Website abgibt, einzulösen. Auf die Frage, ob die Zentralbank bei der Zinswende eine Pause einlegen könnte, sagte sie im Rahmen einer Pressekonferenz: "Wir halten nicht inne. Das ist ganz klar."

Verwendete Quellen
  • Pressemitteilung der EZB
  • Pressekonferenz der EZB
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