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Vonovia-Aktie steigt trotz Enteignungsvotum in Berlin deutlich – warum?


Berliner stimmten ab
Vonovia-Aktie steigt trotz Enteignungsvotum – warum?

Von dpa-afx, mak

Aktualisiert am 30.09.2021Lesedauer: 3 Min.
Demo für Volksentscheid "Deutsche Wohnen und Co. enteignen": Am Sonntag votierten 56,4 Prozent der Berliner für die Enteignung. Der Entscheid ist rechtlich nicht bindend.Vergrößern des BildesDemo für Volksentscheid "Deutsche Wohnen und Co. enteignen": Am Sonntag votierten 56,4 Prozent der Berliner für die Enteignung. Der Entscheid ist rechtlich nicht bindend. (Quelle: Nicolaj Zownir/imago-images-bilder)
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Die Mehrheit der Berliner stimmte am Sonntag für eine Enteignung von großen Immobilienkonzernen. Doch die Vonovia-Aktie kümmert das kaum – im Gegenteil. Warum?

Die Aktie von Vonovia hat am Montag an der Dax -Spitze um 4,1 Prozent zugelegt. Die Titel der Immobilienfirmen LEG und Aroundtown stiegen im MDax um bis zu 2,9 Prozent. Die beiden Indizes lagen zuletzt jeweils 0,7 Prozent im Plus.

Die Aktien von Vonovia reagierten damit nicht negativ darauf, dass bei einem Volksentscheid in Berlin für eine Enteignung von Wohnungsunternehmen wie Deutsche Wohnen gestimmt wurde. Damit ist der Senat laut Beschlusstext nun aufgefordert, "alle Maßnahmen einzuleiten", die zur Überführung von Immobilien in Gemeineigentum erforderlich sind, und dazu ein Gesetz zu erarbeiten.

Rechtlich bindend allerdings ist das Votum für die Politik nicht. Doch warum reagieren die Kurse nicht auf das Votum – im Gegenteil, warum steigt der Vonovia-Kurs so deutlich?

Rot-rot-grünes Bündnis als "Worst-Case" für Immobilienfirmen

Analysten erklären das vor allem mit dem Ergebnis der Bundestagswahl. "Die Gefahr einer rot-rot-grünen Bundesregierung ist vorbei und somit rechnen nun viele Marktteilnehmer mit einem eher gemäßigten weiteren Vorgehen bei dem Thema hohe Mieten", sagte Marktbeobachter Andreas Lipkow von der Comdirect.

Auch Karsten Oblinger, Analyst bei der DZ Bank, sieht es vor allem als beruhigend an, dass ein rot-grün-rotes Bündnis auf Bundesebene nicht möglich sei. Das wäre aus Sicht der Wohnimmobilienkonzerne und deren Aktionäre der "Worst-Case" gewesen, schrieb er in einer am Montag vorliegenden Studie.

Das Votum für eine Enteignung der Immobilienkonzerne sehen die Experten dagegen nur als zweitrangig an, zumal in Berlin trotz des positiven Volksentscheids kein "Enteignungsautomatismus" entstehe, so Oblinger. Wenngleich die Politik das Signal nicht vollständig ignorieren könne.

SPD als Berliner Wahlsieger gegen Enteignungen

Analyst Julian Livingston-Booth von der kanadischen Bank RBC äußerte sich ähnlich. Er sieht den Sektor weiter in einer Phase der Unsicherheit. Es gebe aber gute Argumente, warum es unwahrscheinlich ist, dass die neue Berliner Regierung das Gesetz tatsächlich verabschieden wird.

"Darüber hinaus dürfte es rechtliche Anfechtungen geben, insbesondere wenn der Enteignungspreis deutlich unter dem aktuellen Buchwert liegt", so der Experte. Was der Buchwert genau ist, lesen Sie hier.

Der Experte führte außerdem an, dass die SPD als Berliner Wahlsieger der Enteignung nicht gerade offen gegenüber stehe und im Zuge der Abgeordnetenwahl andere Optionen bekommen habe: "Die SPD hat eine Alternative zur Koalition mit Grünen und Linken", betonte der Experte. Vor allem bei letzterer Partei, vereinzelt aber auch den Grünen, sieht er das Hauptlager der Unterstützer für Enteignungen in Berlin.

Ist Deutsche-Wohnen-Enteignung überhaupt möglich?

SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey kündigte derweil am Montag an, den Willen der Bevölkerung zu respektieren. "Es muss jetzt auch die Erarbeitung eines solchen Gesetzentwurfes erfolgen", sagte sie am Montag im RBB-Inforadio. "Aber dieser Entwurf muss dann eben auch verfassungsrechtlich geprüft werden." Giffey hatte sich im Wahlkampf stets gegen eine Enteignung ausgesprochen.

Auch die Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch rief am Montag dazu auf, das Ergebnis ernst zu nehmen. "Das gehört in Koalitionsverhandlungen", sagte Jarasch am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

Doch auch sie schränkte ein: Die Politik müsse prüfen, ob eine Umsetzung des Bürgervotums für Enteignungen machbar sei. "Es gibt für ein solches Gesetz aber noch viele rechtliche und praktische Fragen zu klären."

Vonovia sichert sich Mehrheit an Deutsche Wohnen

Von einer Enteignung stark betroffen wäre etwa das Vonovia-Übernahmeziel Deutsche Wohnen, hier blieben die Aktien allerdings von der geplanten Fusion gesteuert. Der Kurs trat nahe der Vonovia-Offerte von 53 Euro praktisch auf der Stelle. Bei der Übernahme wurden zuletzt Fortschritte vermeldet.

Marktbeobachter Lipkow empfand das als hilfreich für den Vonovia-Kurs. Bis zum späten Freitag hatte sich Vonovia 50,49 Prozent gesichert.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Nachrichtenagentur dpa
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