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Pleite der Silicon Valley Bank: Müssen deutsche Sparer um ihr Geld bangen?


Bankenpleiten in den USA
Müssen deutsche Sparer um ihr Geld bangen?

  • Florian Schmidt
Von Florian Schmidt

Aktualisiert am 13.03.2023Lesedauer: 4 Min.
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Ein Aktienhändler an der New Yorker Börse: Die Pleite der SVB hält die Finanzmärkte in Atem.Vergrößern des Bildes
Ein Aktienhändler an der New Yorker Börse: Die Pleite der SVB hält die Finanzmärkte in Atem. (Quelle: IMAGO/Liu Yanan/imago images)

Nach der Silicon Valley Bank gerät in den USA eine weitere Bank ins Schlittern. Was heißt das für das Finanzsystem und für deutsche Sparer und Anleger?

Banken-Beben in den USA: Das drohende Aus für die Silicon Valley Bank lässt Erinnerungen an die globale Finanzkrise vor gut 15 Jahren wach werden. t-online beantwortet die drängendsten Fragen, die sich jetzt stellen.

Was ist überhaupt passiert?

In den USA stehen zwei große Banken vor dem Aus: die Silicon Valley Bank (SVB) aus Kalifornien und die Signature Bank aus New York – wobei erstere bedeutsamer ist. Die SVB steht seit Freitag unter Kontrolle der staatlichen Einlagensicherung FDIC, die Signature Bank hat die staatliche Zulassungsbehörde am Sonntag geschlossen.

Bei der SVB handelt es sich um so etwas wie die Hausbank vieler Tech-Start-ups, die ihren Sitz im Silicon Valley haben. Auslöser der finanziellen Schieflage der SVB ist, dass zahlreiche Start-ups große Summen Geld, das sie bei Finanzierungsrunden in den vergangenen Jahren eingesammelt und bei der SVB geparkt hatten, in kurzer Zeit von ihren Konten abziehen wollten – weil ihnen Investoren wegen der steigenden Zinsen immer seltener Geld frisches Geld gaben. Diesen hohen Liquiditätsbedarf konnte die SVB nicht sofort decken.

Die Folge: Die Bank musste Teile ihres eigenen Vermögensportfolios verkaufen. Was im Grunde ein normaler Vorgang ist, wurde im Falle der SVB zum Problem. Sie hatte nämlich bis zuletzt viele Gelder in Anleihen gesteckt, deren Wert aufgrund der steigenden Zinsen deutlich gesunken war. Die SVB machte also einen großen Verlust, der sie nun an den Rand des Kollapses führte.

Kommt es jetzt zu noch mehr Bank-Insolvenzen in den USA?

Das lässt sich für die USA nicht ausschließen. So bezeichnen Experten die Silicon Valley Bank zwar als Spezialfall, weil sie wie kaum ein anderes Geldhaus fast ausschließlich Kunden aus der Tech-Branche hatte, die derzeit wegen Inflation und Zinswende in finanzielle Nöte geraten.

Dennoch warnte schon Anfang vergangener Woche Martin Gruenberg, der Chef der US-Einlagensicherung davor, dass weitere amerikanische Banken Probleme kriegen könnten, sobald sie die Verluste in ihrem Anleihen-Portfolio realisieren. Branchenweit, so Gruenberg, belaufe sich die Summe auf rund 620 Milliarden US-Dollar.

Ob es dabei ähnlich wie in der Weltfinanzkrise 2008 und 2009 auch größere Kreditinstitute und gar Investmentbanken trifft, ist jedoch fraglich. Der Grund: Für sie gelten strenge Regulierungsauflagen. Zudem haben sie allein ob ihrer größeren Bilanzsumme mehr Möglichkeiten, andere Anlagen wie zum Beispiel Aktien zur verflüssigen, um mögliche Ansprüche von Kunden zu bedienen.

Möglich aber ist, dass kleinere Banken, die wie die SVB ein sehr spezialisiertes Geschäftsmodell haben, in den Sog der Pleite geraten. Neben der inzwischen ebenfalls geschlossenen Signature Bank rauschten auch die Aktienkurse anderer kleinerer Banken wie etwa der von First Republic deutlich in den Keller.

Droht jetzt eine neue globale Finanzkrise?

Nein, dieses Risiko besteht aktuell nicht. Denn: Die Probleme sind stark auf die USA und dabei noch einmal besonders auf spezielle Banken beschränkt (siehe oben). Anders als bei der globalen Finanzkrise 2008 und 2009 steckt im Falle der SVB auch nicht eine Hypothekenkrise am Immobilienmarkt hinter den Problemen, es geht stattdessen "nur" um die Liquiditätsengpässe einer einzelnen Branche.

Gehen jetzt auch deutsche Banken pleite?

Davon ist gegenwärtig aus zwei Gründen nicht auszugehen. Erstens: Die Verbindungen der deutschen Banken zur SVB sind äußerst gering. Der deutsche Ableger der SVB spielt quasi keine Rolle, hatte hierzulande nicht einmal eine Banklizenz. Zweitens: Keine deutsche Bank verfolgt ein ähnliches spezielles Geschäftsmodell wie die SVB, zählt also fast ausschließlich Tech-Firmen zu ihren Kunden.

Thomas Schlüter, Sprecher des Bundesverbands deutscher Banken, in dem die privaten Geldhäuser wie die Commerzbank oder die Deutsche Bank organisiert sind, sagte t-online: "Durch den Zusammenbruch der Bank gibt es keine Auswirkungen auf das deutsche Bankensystem. Die deutschen Banken sind robust, stabil und widerstandsfähig. Sie haben ihr Kapital seit 2008 massiv aufgestockt." Dies führe dazu, dass die privaten Banken im Zweifelsfall die Geldnachfrage ihrer Kunden leicht bedienen können.

Etwas anders könnte es derweil bei den Sparkassen und Genossenschaftsbanken aussehen. Sie stehen mit Blick auf ihre Anlagestruktur vor ähnlichen Herausforderungen wie die SVB in Amerika: Viele Einlagen haben sie in Staatsanleihen investiert, weil diese feste Zinsen abwerfen und deshalb risikoärmer sind als Aktien. Weil mit steigenden Zinsen diese vor längerer Zeit ausgegebenen Anleihen jetzt an Wert verlieren, drohen hier Finanzlöcher.

Aber: Bislang sind diese Verluste rein virtuell. Real würden sie erst, wenn wie im Falle der SVB auf einen Schlag viele Sparer ihre Konten im großen Stil plünderten – wofür es derzeit trotz hoher Inflation und Geldsorgen vieler Menschen keinen echten Grund gibt.

Was heißt das für Sparer, Anleger und den deutschen Steuerzahler?

Für Sparer in Deutschland hat das Aus der SVB zunächst keine Auswirkungen, da deutsche Geldhäuser nicht betroffen sind und es vermutlich auch nicht sein werden. Zudem gilt für die allermeisten Bankkunden in Deutschland die staatliche Einlagensicherung für Guthaben bis 100.000 Euro – die aber, so Bankenverbandssprecher Schlüter, "nicht gefragt" ist.

"Es muss sich niemand Sorgen machen", so Schlüter weiter. "Selbst im Falle einer Bankenpleite sind die Sparer besonders sicher. Viele Banken haben sogar Sicherungssysteme, die deutlich über die ohnehin geschützten Einlagen hinausgehen."

Anders sieht es für Anleger aus, die Teile ihres Geldes in Aktien investiert haben. An den globalen Märkten sorgte das Aus der SVB am vergangenen Freitag für starke Turbulenzen. Der bei Kleinanlegern beliebte Indexfond MSCI World, der breit in die Anteile von rund 1.600 Firmen der westlichen Industrieländer investiert, rutschte seit der SVB-Meldung Ende vergangener Woche um zwischenzeitlich fast 4 Prozent ab. Der breite US-Index S&P 500 verlor in den vergangenen fünf Tagen etwa 4,5 Prozent.

Auch an der deutschen Börse in Frankfurt sind die Auswirkungen spürbar. Am Montag ging es nach einem anfänglich eher ruhigen Start abermals bergab: Der Dax notierte am Mittag rund 2,2 Prozent tiefer als zum Börsenschluss am Freitag.

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Stark unter Druck gerieten vor allem die Papiere der Deutschen Bank sowie der Commerzbank, die erst kürzlich wieder in die erste deutsche Börsenliga aufgestiegen war. Die Aktie der Deutschen Bank verlor seit Donnerstag rund 15 Prozent ihres Werts, die Commerzbank-Anteile büßten rund 11 Prozent ein. Aktionäre brauchen also starke Nerven.

Die gute Nachricht: Weil derzeit keine deutschen Geldhäuser betroffen sind, ist absehbar auch keine Bankenrettung nötig. Anders als nach der globalen Finanzkrise 2008/2009 muss der deutsche Steuerzahler also kein Geld aufbringen.

Verwendete Quellen
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